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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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wo dieselbe Melodie sich immer wiederholt,
und doch immer neue Abwechselung ertönt:
kein Stillstand, keine Bewegung, ein rau¬
schendes, tosendes Räthsel, eine endlose, end¬
lose Wuth des erzürnten, stürzenden Elements.

Kaufer und Verkäufer schrien und lärm¬
ten durch einander, Fremde, die sich zurecht¬
fragten, Wagen, die sich gewaltsam Platz
machten. Alle Arten von Eßwaaren umher
gelagert, Kinder und Greise im Gewühl,
alle Stimmen und Zungen zum verwirrten
Unisono vereinigt. Nach der andern Seite
drängte sich das Volk voll Neugier, und
Franz ward von dem ungestümen Strome
mit ergriffen und fortgezogen, er bemerkte
es kaum, daß er von der Stelle kam.

Als er näher stand, hörte er durch das
Geräusch der Stimmen, durch die öftere Un¬
terbrechung, Fragen, Antworten und Ver¬
wunderung folgendes Lied singen:

wo dieſelbe Melodie ſich immer wiederholt,
und doch immer neue Abwechſelung ertönt:
kein Stillſtand, keine Bewegung, ein rau¬
ſchendes, toſendes Räthſel, eine endloſe, end¬
loſe Wuth des erzürnten, ſtürzenden Elements.

Kaufer und Verkäufer ſchrien und lärm¬
ten durch einander, Fremde, die ſich zurecht¬
fragten, Wagen, die ſich gewaltſam Platz
machten. Alle Arten von Eßwaaren umher
gelagert, Kinder und Greiſe im Gewühl,
alle Stimmen und Zungen zum verwirrten
Uniſono vereinigt. Nach der andern Seite
drängte ſich das Volk voll Neugier, und
Franz ward von dem ungeſtümen Strome
mit ergriffen und fortgezogen, er bemerkte
es kaum, daß er von der Stelle kam.

Als er näher ſtand, hörte er durch das
Geräuſch der Stimmen, durch die öftere Un¬
terbrechung, Fragen, Antworten und Ver¬
wunderung folgendes Lied ſingen:

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[324/0332] wo dieſelbe Melodie ſich immer wiederholt, und doch immer neue Abwechſelung ertönt: kein Stillſtand, keine Bewegung, ein rau¬ ſchendes, toſendes Räthſel, eine endloſe, end¬ loſe Wuth des erzürnten, ſtürzenden Elements. Kaufer und Verkäufer ſchrien und lärm¬ ten durch einander, Fremde, die ſich zurecht¬ fragten, Wagen, die ſich gewaltſam Platz machten. Alle Arten von Eßwaaren umher gelagert, Kinder und Greiſe im Gewühl, alle Stimmen und Zungen zum verwirrten Uniſono vereinigt. Nach der andern Seite drängte ſich das Volk voll Neugier, und Franz ward von dem ungeſtümen Strome mit ergriffen und fortgezogen, er bemerkte es kaum, daß er von der Stelle kam. Als er näher ſtand, hörte er durch das Geräuſch der Stimmen, durch die öftere Un¬ terbrechung, Fragen, Antworten und Ver¬ wunderung folgendes Lied ſingen:

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/332>, abgerufen am 27.11.2024.