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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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ihm nun nicht mehr, wie immer, durch große
Klüfte getrennt: sie waren Figuren und Ver¬
zierungen von einem großen Gemählde,
Wald, Bergstrom, Gebirge, Sonnenauf¬
gang waren Anhang zur trüben, dunkeln
Historie, die Dichtkunst, die Musik machten
die Worte und Denksprüche, die mit unge¬
schickter Hand hineingeschrieben wurden. Jetzt
weiß ich, rief er im Unmuthe aus, wie Dir
zu Muthe ist, mein vielgeliebter Sebastian,
erst jetzt lese ich aus mir selber Deinen Brief,
erst jetzt entsetze ich mich darüber, daß Du
Recht hast. So kann keiner dem andern sa¬
gen und sprechen, was er denkt; wenn wir
selbst wie todte Instrumente, die sich nicht
beherrschen können, so angeschlagen werden,
daß wir dieselben Töne angeben, dann glau¬
ben wir den andern zu vernehmen.

Die Melodie des Liedes von der Ein¬
samkeit kam ihm in's Gedächtniß, er konnte

ihm nun nicht mehr, wie immer, durch große
Klüfte getrennt: ſie waren Figuren und Ver¬
zierungen von einem großen Gemählde,
Wald, Bergſtrom, Gebirge, Sonnenauf¬
gang waren Anhang zur trüben, dunkeln
Hiſtorie, die Dichtkunſt, die Muſik machten
die Worte und Denkſprüche, die mit unge¬
ſchickter Hand hineingeſchrieben wurden. Jetzt
weiß ich, rief er im Unmuthe aus, wie Dir
zu Muthe iſt, mein vielgeliebter Sebaſtian,
erſt jetzt leſe ich aus mir ſelber Deinen Brief,
erſt jetzt entſetze ich mich darüber, daß Du
Recht haſt. So kann keiner dem andern ſa¬
gen und ſprechen, was er denkt; wenn wir
ſelbſt wie todte Inſtrumente, die ſich nicht
beherrſchen können, ſo angeſchlagen werden,
daß wir dieſelben Töne angeben, dann glau¬
ben wir den andern zu vernehmen.

Die Melodie des Liedes von der Ein¬
ſamkeit kam ihm in's Gedächtniß, er konnte

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[322/0330] ihm nun nicht mehr, wie immer, durch große Klüfte getrennt: ſie waren Figuren und Ver¬ zierungen von einem großen Gemählde, Wald, Bergſtrom, Gebirge, Sonnenauf¬ gang waren Anhang zur trüben, dunkeln Hiſtorie, die Dichtkunſt, die Muſik machten die Worte und Denkſprüche, die mit unge¬ ſchickter Hand hineingeſchrieben wurden. Jetzt weiß ich, rief er im Unmuthe aus, wie Dir zu Muthe iſt, mein vielgeliebter Sebaſtian, erſt jetzt leſe ich aus mir ſelber Deinen Brief, erſt jetzt entſetze ich mich darüber, daß Du Recht haſt. So kann keiner dem andern ſa¬ gen und ſprechen, was er denkt; wenn wir ſelbſt wie todte Inſtrumente, die ſich nicht beherrſchen können, ſo angeſchlagen werden, daß wir dieſelben Töne angeben, dann glau¬ ben wir den andern zu vernehmen. Die Melodie des Liedes von der Ein¬ ſamkeit kam ihm in's Gedächtniß, er konnte

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/330>, abgerufen am 27.11.2024.