irrende Reue ihn verfolgen könne. Seine Kunst, sein Streben, ein edler Künstler zu werden, sein Wirken und Werden auf der Erde erschien ihm als etwas Armseliges, Kaltes und jämmerlich Dürftiges. In Däm¬ merung gingen die Gestalten der großen Meister an ihm vorüber, er mochte nach keinem mehr die Arme ausstrecken; alles war schon vorüber und geendigt, wovon er noch erst den Anfang erwartete.
Er schweifte durch die Stadt, und die bunten Häuser, die Brücken, die Kirchen mit ihrer künstlichen Steinarbeit, nichts reizte ihn, es genau zu betrachten, es sich einzu¬ prägen, wie er sonst so gern that, in jedem Werke schaute ihn Vergänglichkeit und zweck¬ loses Spiel mit trüben Augen, mit spötti¬ scher Miene an. Die Mühseligkeit des Hand¬ werkers, die Ämsigkeit des Kaufmanns, das trostlose Leben des Bettlers daneben schien
(2r Th.) X
irrende Reue ihn verfolgen könne. Seine Kunſt, ſein Streben, ein edler Künſtler zu werden, ſein Wirken und Werden auf der Erde erſchien ihm als etwas Armſeliges, Kaltes und jämmerlich Dürftiges. In Däm¬ merung gingen die Geſtalten der großen Meiſter an ihm vorüber, er mochte nach keinem mehr die Arme ausſtrecken; alles war ſchon vorüber und geendigt, wovon er noch erſt den Anfang erwartete.
Er ſchweifte durch die Stadt, und die bunten Häuſer, die Brücken, die Kirchen mit ihrer künſtlichen Steinarbeit, nichts reizte ihn, es genau zu betrachten, es ſich einzu¬ prägen, wie er ſonſt ſo gern that, in jedem Werke ſchaute ihn Vergänglichkeit und zweck¬ loſes Spiel mit trüben Augen, mit ſpötti¬ ſcher Miene an. Die Mühſeligkeit des Hand¬ werkers, die Ämſigkeit des Kaufmanns, das troſtloſe Leben des Bettlers daneben ſchien
(2r Th.) X
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irrende Reue ihn verfolgen könne. Seine
Kunſt, ſein Streben, ein edler Künſtler zu
werden, ſein Wirken und Werden auf der
Erde erſchien ihm als etwas Armſeliges,
Kaltes und jämmerlich Dürftiges. In Däm¬
merung gingen die Geſtalten der großen
Meiſter an ihm vorüber, er mochte nach
keinem mehr die Arme ausſtrecken; alles war
ſchon vorüber und geendigt, wovon er noch
erſt den Anfang erwartete.
Er ſchweifte durch die Stadt, und die
bunten Häuſer, die Brücken, die Kirchen mit
ihrer künſtlichen Steinarbeit, nichts reizte
ihn, es genau zu betrachten, es ſich einzu¬
prägen, wie er ſonſt ſo gern that, in jedem
Werke ſchaute ihn Vergänglichkeit und zweck¬
loſes Spiel mit trüben Augen, mit ſpötti¬
ſcher Miene an. Die Mühſeligkeit des Hand¬
werkers, die Ämſigkeit des Kaufmanns, das
troſtloſe Leben des Bettlers daneben ſchien
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/329>, abgerufen am 27.11.2024.
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