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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Bald kömmt der Morgen schön,
Ihn begrüßet
Wie er küsset
Freudenthrän'.

Jetzt kamen durch's Gebüsch Gestalten,
zwei Damen gingen voran, mehrere Diener
folgten. Die fremde Gesellschaft war indeß
aufgestanden, Roderigo trat vor, und mit
einem Ausruf des Entzückens lag er in den
Armen der Unbekannten. Die Gräfin war
es, die vor Freude erst nicht die Sprache
wiederfinden konnte. Ich habe Dich wieder!
rief sie dann aus, o gütiges Schicksal, sey
gedankt!

Man konnte sich anfangs wenig erzäh¬
len. Sie hatte, um sich zu zerstreuen, eine
Freundin ihrer Jugend besucht, dieser gehörte
Schloß und Garten. Von dem Unerlaubten
des Übersteigens war gar die Rede nicht.

Die Abendmahlzeit stand bereit, der

Bald kömmt der Morgen ſchön,
Ihn begrüßet
Wie er küſſet
Freudenthrän'.

Jetzt kamen durch's Gebüſch Geſtalten,
zwei Damen gingen voran, mehrere Diener
folgten. Die fremde Geſellſchaft war indeß
aufgeſtanden, Roderigo trat vor, und mit
einem Ausruf des Entzückens lag er in den
Armen der Unbekannten. Die Gräfin war
es, die vor Freude erſt nicht die Sprache
wiederfinden konnte. Ich habe Dich wieder!
rief ſie dann aus, o gütiges Schickſal, ſey
gedankt!

Man konnte ſich anfangs wenig erzäh¬
len. Sie hatte, um ſich zu zerſtreuen, eine
Freundin ihrer Jugend beſucht, dieſer gehörte
Schloß und Garten. Von dem Unerlaubten
des Überſteigens war gar die Rede nicht.

Die Abendmahlzeit ſtand bereit, der

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[274/0282] Bald kömmt der Morgen ſchön, Ihn begrüßet Wie er küſſet Freudenthrän'. Jetzt kamen durch's Gebüſch Geſtalten, zwei Damen gingen voran, mehrere Diener folgten. Die fremde Geſellſchaft war indeß aufgeſtanden, Roderigo trat vor, und mit einem Ausruf des Entzückens lag er in den Armen der Unbekannten. Die Gräfin war es, die vor Freude erſt nicht die Sprache wiederfinden konnte. Ich habe Dich wieder! rief ſie dann aus, o gütiges Schickſal, ſey gedankt! Man konnte ſich anfangs wenig erzäh¬ len. Sie hatte, um ſich zu zerſtreuen, eine Freundin ihrer Jugend beſucht, dieſer gehörte Schloß und Garten. Von dem Unerlaubten des Überſteigens war gar die Rede nicht. Die Abendmahlzeit ſtand bereit, der

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/282>, abgerufen am 25.11.2024.