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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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vernähmen, aber der Klang verstummte wie¬
der. Seyd unverzagt, rief Ludoviko aus,
und thut, als wenn Ihr hier zu Hause wä¬
ret, ich stehe Euch für alles.

Der Pilgrim mußte nach dem Spring¬
brunnen, um seine Flasche mit Wasser zu
füllen, sie tranken alle nach der Reihe mit
großem Wohlbehagen. Der Abend ward
immer kühler, die Blumen dufteten süßer,
alle Erinnerungen wurden im Herzen ge¬
weckt. Du weißt nicht, mein lieber Roderi¬
go, fing Ludoviko von neuem an, daß ich jetzt
in Italien, in Rom wieder eine Liebe habe,
die mir mehr ist, als mir je eine gewesen
war. Ich verließ das schöne Land mit ei¬
nem gewissen Widerstreben, ich sah mit un¬
aussprechlicher Sehnsucht nach der Stadt zu¬
rück, weil Marie dort zurückblieb. Ich
habe sie erst seit Kurzem kennen gelernt,
und ich möchte Dir fast vorschlagen, gleich

vernähmen, aber der Klang verſtummte wie¬
der. Seyd unverzagt, rief Ludoviko aus,
und thut, als wenn Ihr hier zu Hauſe wä¬
ret, ich ſtehe Euch für alles.

Der Pilgrim mußte nach dem Spring¬
brunnen, um ſeine Flaſche mit Waſſer zu
füllen, ſie tranken alle nach der Reihe mit
großem Wohlbehagen. Der Abend ward
immer kühler, die Blumen dufteten ſüßer,
alle Erinnerungen wurden im Herzen ge¬
weckt. Du weißt nicht, mein lieber Roderi¬
go, fing Ludoviko von neuem an, daß ich jetzt
in Italien, in Rom wieder eine Liebe habe,
die mir mehr iſt, als mir je eine geweſen
war. Ich verließ das ſchöne Land mit ei¬
nem gewiſſen Widerſtreben, ich ſah mit un¬
ausſprechlicher Sehnſucht nach der Stadt zu¬
rück, weil Marie dort zurückblieb. Ich
habe ſie erſt ſeit Kurzem kennen gelernt,
und ich möchte Dir faſt vorſchlagen, gleich

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[262/0270] vernähmen, aber der Klang verſtummte wie¬ der. Seyd unverzagt, rief Ludoviko aus, und thut, als wenn Ihr hier zu Hauſe wä¬ ret, ich ſtehe Euch für alles. Der Pilgrim mußte nach dem Spring¬ brunnen, um ſeine Flaſche mit Waſſer zu füllen, ſie tranken alle nach der Reihe mit großem Wohlbehagen. Der Abend ward immer kühler, die Blumen dufteten ſüßer, alle Erinnerungen wurden im Herzen ge¬ weckt. Du weißt nicht, mein lieber Roderi¬ go, fing Ludoviko von neuem an, daß ich jetzt in Italien, in Rom wieder eine Liebe habe, die mir mehr iſt, als mir je eine geweſen war. Ich verließ das ſchöne Land mit ei¬ nem gewiſſen Widerſtreben, ich ſah mit un¬ ausſprechlicher Sehnſucht nach der Stadt zu¬ rück, weil Marie dort zurückblieb. Ich habe ſie erſt ſeit Kurzem kennen gelernt, und ich möchte Dir faſt vorſchlagen, gleich

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/270>, abgerufen am 27.11.2024.