Immer weiter lockten die Sterne, Zimmer ferner die zauberische Ferne, Suchte immer in Meer und Land Was mir gebrach, was ich doch nicht fand. Schmachtend kam ich stets zurück, Nirgend auf weiter Erde mein Glück. O Thor, und hast es nicht gefunden, Wonach alle Sehnsucht rang, Dem Dein Herz entgegen drang In den bittersüßen Stunden? Zu ihr, zu ihr mein Herz gerissen Entgegen ihren Wonneküssen! Diese Trauer beengte die Brust, Vergällte jede Lebenslust, Daß keiner dies mein Herz verstand, Jedweder Sinn mir abgewandt; Das trieb mich her, das trieb mich hin, Und nirgend war mein Leben mir Gewinn. Die Schwesterseele mein Geist gefunden, Und Seele mit Seele fest verbunden, Das halbe Wort, der Blick, der Ton, Mir mehr als Rede verständlich schon: Seh' ich des Auges Holdseligkeit, Ihr Geist den süßen Gruß mir brut,
Immer weiter lockten die Sterne, Zimmer ferner die zauberiſche Ferne, Suchte immer in Meer und Land Was mir gebrach, was ich doch nicht fand. Schmachtend kam ich ſtets zurück, Nirgend auf weiter Erde mein Glück. O Thor, und haſt es nicht gefunden, Wonach alle Sehnſucht rang, Dem Dein Herz entgegen drang In den bitterſüßen Stunden? Zu ihr, zu ihr mein Herz geriſſen Entgegen ihren Wonneküſſen! Dieſe Trauer beengte die Bruſt, Vergällte jede Lebensluſt, Daß keiner dies mein Herz verſtand, Jedweder Sinn mir abgewandt; Das trieb mich her, das trieb mich hin, Und nirgend war mein Leben mir Gewinn. Die Schweſterſeele mein Geiſt gefunden, Und Seele mit Seele feſt verbunden, Das halbe Wort, der Blick, der Ton, Mir mehr als Rede verſtändlich ſchon: Seh' ich des Auges Holdſeligkeit, Ihr Geiſt den ſüßen Gruß mir brut,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0226"n="218"/><lgn="2"><l>Immer weiter lockten die Sterne,</l><lb/><l>Zimmer ferner die zauberiſche Ferne,</l><lb/><l>Suchte immer in Meer und Land</l><lb/><l>Was mir gebrach, was ich doch nicht fand.</l><lb/><l>Schmachtend kam ich ſtets zurück,</l><lb/><l>Nirgend auf weiter Erde mein Glück.</l><lb/><l>O Thor, und haſt es nicht gefunden,</l><lb/><l>Wonach alle Sehnſucht rang,</l><lb/><l>Dem Dein Herz entgegen drang</l><lb/><l>In den bitterſüßen Stunden?</l><lb/><l>Zu ihr, zu ihr mein Herz geriſſen</l><lb/><l>Entgegen ihren Wonneküſſen!</l><lb/><l>Dieſe Trauer beengte die Bruſt,</l><lb/><l>Vergällte jede Lebensluſt,</l><lb/><l>Daß keiner dies mein Herz verſtand,</l><lb/><l>Jedweder Sinn mir abgewandt;</l><lb/><l>Das trieb mich her, das trieb mich hin,</l><lb/><l>Und nirgend war mein Leben mir Gewinn.</l><lb/><l>Die Schweſterſeele mein Geiſt gefunden,</l><lb/><l>Und Seele mit Seele feſt verbunden,</l><lb/><l>Das halbe Wort, der Blick, der Ton,</l><lb/><l>Mir mehr als Rede verſtändlich ſchon:</l><lb/><l>Seh' ich des Auges Holdſeligkeit,</l><lb/><l>Ihr Geiſt den ſüßen Gruß mir brut,</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
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Immer weiter lockten die Sterne,
Zimmer ferner die zauberiſche Ferne,
Suchte immer in Meer und Land
Was mir gebrach, was ich doch nicht fand.
Schmachtend kam ich ſtets zurück,
Nirgend auf weiter Erde mein Glück.
O Thor, und haſt es nicht gefunden,
Wonach alle Sehnſucht rang,
Dem Dein Herz entgegen drang
In den bitterſüßen Stunden?
Zu ihr, zu ihr mein Herz geriſſen
Entgegen ihren Wonneküſſen!
Dieſe Trauer beengte die Bruſt,
Vergällte jede Lebensluſt,
Daß keiner dies mein Herz verſtand,
Jedweder Sinn mir abgewandt;
Das trieb mich her, das trieb mich hin,
Und nirgend war mein Leben mir Gewinn.
Die Schweſterſeele mein Geiſt gefunden,
Und Seele mit Seele feſt verbunden,
Das halbe Wort, der Blick, der Ton,
Mir mehr als Rede verſtändlich ſchon:
Seh' ich des Auges Holdſeligkeit,
Ihr Geiſt den ſüßen Gruß mir brut,
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/226>, abgerufen am 17.02.2025.
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