Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Immer weiter lockten die Sterne,
Zimmer ferner die zauberische Ferne,
Suchte immer in Meer und Land
Was mir gebrach, was ich doch nicht fand.
Schmachtend kam ich stets zurück,
Nirgend auf weiter Erde mein Glück.
O Thor, und hast es nicht gefunden,
Wonach alle Sehnsucht rang,
Dem Dein Herz entgegen drang
In den bittersüßen Stunden?
Zu ihr, zu ihr mein Herz gerissen
Entgegen ihren Wonneküssen!
Diese Trauer beengte die Brust,
Vergällte jede Lebenslust,
Daß keiner dies mein Herz verstand,
Jedweder Sinn mir abgewandt;
Das trieb mich her, das trieb mich hin,
Und nirgend war mein Leben mir Gewinn.
Die Schwesterseele mein Geist gefunden,
Und Seele mit Seele fest verbunden,
Das halbe Wort, der Blick, der Ton,
Mir mehr als Rede verständlich schon:
Seh' ich des Auges Holdseligkeit,
Ihr Geist den süßen Gruß mir brut,
Immer weiter lockten die Sterne,
Zimmer ferner die zauberiſche Ferne,
Suchte immer in Meer und Land
Was mir gebrach, was ich doch nicht fand.
Schmachtend kam ich ſtets zurück,
Nirgend auf weiter Erde mein Glück.
O Thor, und haſt es nicht gefunden,
Wonach alle Sehnſucht rang,
Dem Dein Herz entgegen drang
In den bitterſüßen Stunden?
Zu ihr, zu ihr mein Herz geriſſen
Entgegen ihren Wonneküſſen!
Dieſe Trauer beengte die Bruſt,
Vergällte jede Lebensluſt,
Daß keiner dies mein Herz verſtand,
Jedweder Sinn mir abgewandt;
Das trieb mich her, das trieb mich hin,
Und nirgend war mein Leben mir Gewinn.
Die Schweſterſeele mein Geiſt gefunden,
Und Seele mit Seele feſt verbunden,
Das halbe Wort, der Blick, der Ton,
Mir mehr als Rede verſtändlich ſchon:
Seh' ich des Auges Holdſeligkeit,
Ihr Geiſt den ſüßen Gruß mir brut,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0226" n="218"/>
            <lg n="2">
              <l>Immer weiter lockten die Sterne,</l><lb/>
              <l>Zimmer ferner die zauberi&#x017F;che Ferne,</l><lb/>
              <l>Suchte immer in Meer und Land</l><lb/>
              <l>Was mir gebrach, was ich doch nicht fand.</l><lb/>
              <l>Schmachtend kam ich &#x017F;tets zurück,</l><lb/>
              <l>Nirgend auf weiter Erde mein Glück.</l><lb/>
              <l>O Thor, und ha&#x017F;t es nicht gefunden,</l><lb/>
              <l>Wonach alle Sehn&#x017F;ucht rang,</l><lb/>
              <l>Dem Dein Herz entgegen drang</l><lb/>
              <l>In den bitter&#x017F;üßen Stunden?</l><lb/>
              <l>Zu ihr, zu ihr mein Herz geri&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Entgegen ihren Wonnekü&#x017F;&#x017F;en!</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;e Trauer beengte die Bru&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Vergällte jede Lebenslu&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Daß keiner dies mein Herz ver&#x017F;tand,</l><lb/>
              <l>Jedweder Sinn mir abgewandt;</l><lb/>
              <l>Das trieb mich her, das trieb mich hin,</l><lb/>
              <l>Und nirgend war mein Leben mir Gewinn.</l><lb/>
              <l>Die Schwe&#x017F;ter&#x017F;eele mein Gei&#x017F;t gefunden,</l><lb/>
              <l>Und Seele mit Seele fe&#x017F;t verbunden,</l><lb/>
              <l>Das halbe Wort, der Blick, der Ton,</l><lb/>
              <l>Mir mehr als Rede ver&#x017F;tändlich &#x017F;chon:</l><lb/>
              <l>Seh' ich des Auges Hold&#x017F;eligkeit,</l><lb/>
              <l>Ihr Gei&#x017F;t den &#x017F;üßen Gruß mir brut,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0226] Immer weiter lockten die Sterne, Zimmer ferner die zauberiſche Ferne, Suchte immer in Meer und Land Was mir gebrach, was ich doch nicht fand. Schmachtend kam ich ſtets zurück, Nirgend auf weiter Erde mein Glück. O Thor, und haſt es nicht gefunden, Wonach alle Sehnſucht rang, Dem Dein Herz entgegen drang In den bitterſüßen Stunden? Zu ihr, zu ihr mein Herz geriſſen Entgegen ihren Wonneküſſen! Dieſe Trauer beengte die Bruſt, Vergällte jede Lebensluſt, Daß keiner dies mein Herz verſtand, Jedweder Sinn mir abgewandt; Das trieb mich her, das trieb mich hin, Und nirgend war mein Leben mir Gewinn. Die Schweſterſeele mein Geiſt gefunden, Und Seele mit Seele feſt verbunden, Das halbe Wort, der Blick, der Ton, Mir mehr als Rede verſtändlich ſchon: Seh' ich des Auges Holdſeligkeit, Ihr Geiſt den ſüßen Gruß mir brut,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/226
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/226>, abgerufen am 25.04.2024.