Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.Goldne Haare hängen über die Stirne, Herrliches, wunderbares Spielzeug halten sie in den kleinen Händen, Alles wollen sie mir gern und freundlich geben. Meine Lippen würden sie küssen, Gingen dann mit einander Über die bunte, blumenglänzende Wiese. Ach! und einsam muß ich nun hier stehn, Die Kinder, die ich kenne, gefallen mir nicht, Sie spielen mit mir und ich muß weinen Daß ich die Herrlichkeiten in der Ferne nicht suchen darf. O, wär' ich groß und stark, und dürfte der Vater Nicht mehr schelten, die Mutter nicht mehr sorgen, Wie wollt' ich eilen hinein in die Welt, und alles suchen, Was ich mir wünsche. Der Jüngling. Rastlos irrt' ich hin und her
Durch die Länder, über's Meer, Weiter drängte mich der Muth, Suchte unbekanntes Gut, Goldne Haare hängen über die Stirne, Herrliches, wunderbares Spielzeug halten ſie in den kleinen Händen, Alles wollen ſie mir gern und freundlich geben. Meine Lippen würden ſie küſſen, Gingen dann mit einander Über die bunte, blumenglänzende Wieſe. Ach! und einſam muß ich nun hier ſtehn, Die Kinder, die ich kenne, gefallen mir nicht, Sie ſpielen mit mir und ich muß weinen Daß ich die Herrlichkeiten in der Ferne nicht ſuchen darf. O, wär' ich groß und ſtark, und dürfte der Vater Nicht mehr ſchelten, die Mutter nicht mehr ſorgen, Wie wollt' ich eilen hinein in die Welt, und alles ſuchen, Was ich mir wünſche. Der Jüngling. Raſtlos irrt' ich hin und her
Durch die Länder, über's Meer, Weiter drängte mich der Muth, Suchte unbekanntes Gut, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0225" n="217"/> <lg n="2"> <l>Goldne Haare hängen über die Stirne,</l><lb/> <l>Herrliches, wunderbares Spielzeug halten ſie in den</l><lb/> <l>kleinen Händen,</l><lb/> <l>Alles wollen ſie mir gern und freundlich geben.</l><lb/> <l>Meine Lippen würden ſie küſſen,</l><lb/> <l>Gingen dann mit einander</l><lb/> <l>Über die bunte, blumenglänzende Wieſe.</l><lb/> <l>Ach! und einſam muß ich nun hier ſtehn,</l><lb/> <l>Die Kinder, die ich kenne, gefallen mir nicht,</l><lb/> <l>Sie ſpielen mit mir und ich muß weinen</l><lb/> <l>Daß ich die Herrlichkeiten in der Ferne nicht ſuchen</l><lb/> <l>darf.</l><lb/> <l>O, wär' ich groß und ſtark, und dürfte der Vater</l><lb/> <l>Nicht mehr ſchelten, die Mutter nicht mehr ſorgen,</l><lb/> <l>Wie wollt' ich eilen hinein in die Welt, und alles</l><lb/> <l>ſuchen,</l><lb/> <l>Was ich mir wünſche.</l><lb/> </lg> </lg> <p> <hi rendition="#g">Der Jüngling.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Raſtlos irrt' ich hin und her</l><lb/> <l>Durch die Länder, über's Meer,</l><lb/> <l>Weiter drängte mich der Muth,</l><lb/> <l>Suchte unbekanntes Gut,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0225]
Goldne Haare hängen über die Stirne,
Herrliches, wunderbares Spielzeug halten ſie in den
kleinen Händen,
Alles wollen ſie mir gern und freundlich geben.
Meine Lippen würden ſie küſſen,
Gingen dann mit einander
Über die bunte, blumenglänzende Wieſe.
Ach! und einſam muß ich nun hier ſtehn,
Die Kinder, die ich kenne, gefallen mir nicht,
Sie ſpielen mit mir und ich muß weinen
Daß ich die Herrlichkeiten in der Ferne nicht ſuchen
darf.
O, wär' ich groß und ſtark, und dürfte der Vater
Nicht mehr ſchelten, die Mutter nicht mehr ſorgen,
Wie wollt' ich eilen hinein in die Welt, und alles
ſuchen,
Was ich mir wünſche.
Der Jüngling.
Raſtlos irrt' ich hin und her
Durch die Länder, über's Meer,
Weiter drängte mich der Muth,
Suchte unbekanntes Gut,
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