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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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achtete mich, daß ich zu keinem Entschlusse
kommen konnte. Der Hochzeitstag war in¬
deß ganz nahe herangerückt, meine Braut
machte alle Anstalten, ich hörte immer schon
von den künftigen Einrichtungen sprechen;
mein Herz schlug mir bei jedem Worte.

Man erzählt, daß man vor dem letzten
Unglück des Markus Antonius wunderbare
Töne wie von Instrumenten gehört habe,
wodurch sein Schutzgott Herkules von ihm Ab¬
schied genommen: so hört ich in jedem Lerchen¬
gesange, in jedem Klang einer Trompete, jegli¬
chen Instruments das Glück, das mir seinen Ab¬
schied wehmüthig zurief. Immer lag mir die
gründämmernde Laube im Sinne, das blaue
Auge, der volle Busen. Ich war entschlossen.
Nein, Lodoviko, rief ich aus, ich will Dir nicht
untreu werden. Du sollst mich nicht als Sklav
wiederfinden, nachdem Du mich von der ersten
Kette losgemacht hast. Soll ich ein Ehemann
werden, weil ich liebte? Seltsame Folge!

achtete mich, daß ich zu keinem Entſchluſſe
kommen konnte. Der Hochzeitstag war in¬
deß ganz nahe herangerückt, meine Braut
machte alle Anſtalten, ich hörte immer ſchon
von den künftigen Einrichtungen ſprechen;
mein Herz ſchlug mir bei jedem Worte.

Man erzählt, daß man vor dem letzten
Unglück des Markus Antonius wunderbare
Töne wie von Inſtrumenten gehört habe,
wodurch ſein Schutzgott Herkules von ihm Ab¬
ſchied genommen: ſo hört ich in jedem Lerchen¬
geſange, in jedem Klang einer Trompete, jegli¬
chen Inſtruments das Glück, das mir ſeinen Ab¬
ſchied wehmüthig zurief. Immer lag mir die
gründämmernde Laube im Sinne, das blaue
Auge, der volle Buſen. Ich war entſchloſſen.
Nein, Lodoviko, rief ich aus, ich will Dir nicht
untreu werden. Du ſollſt mich nicht als Sklav
wiederfinden, nachdem Du mich von der erſten
Kette losgemacht haſt. Soll ich ein Ehemann
werden, weil ich liebte? Seltſame Folge!

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[213/0221] achtete mich, daß ich zu keinem Entſchluſſe kommen konnte. Der Hochzeitstag war in¬ deß ganz nahe herangerückt, meine Braut machte alle Anſtalten, ich hörte immer ſchon von den künftigen Einrichtungen ſprechen; mein Herz ſchlug mir bei jedem Worte. Man erzählt, daß man vor dem letzten Unglück des Markus Antonius wunderbare Töne wie von Inſtrumenten gehört habe, wodurch ſein Schutzgott Herkules von ihm Ab¬ ſchied genommen: ſo hört ich in jedem Lerchen¬ geſange, in jedem Klang einer Trompete, jegli¬ chen Inſtruments das Glück, das mir ſeinen Ab¬ ſchied wehmüthig zurief. Immer lag mir die gründämmernde Laube im Sinne, das blaue Auge, der volle Buſen. Ich war entſchloſſen. Nein, Lodoviko, rief ich aus, ich will Dir nicht untreu werden. Du ſollſt mich nicht als Sklav wiederfinden, nachdem Du mich von der erſten Kette losgemacht haſt. Soll ich ein Ehemann werden, weil ich liebte? Seltſame Folge!

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/221>, abgerufen am 27.11.2024.