Der Geist ist in ewiger Arbeit, im rastlosen Streben, sich aus den Ketten aufzurichten, die ihn im Körper zu Boden halten.
O, mein Sebastian! wie wohl ist mir, und wie lieblich fühl' ich in mir die Re¬ gung der Lebenskraft und die heitere Ju¬ gend! Es ist herrlich, was mir die Rhein¬ ufer, die Berge und die wunderbaren Krüm¬ mungen des Gewässers verkündigt haben. Von dem großen Münster will ich Dir ein andermal reden, ich bin zu voll davon.
In Straßburg habe ich für einen rei¬ chen Mann eine heilige Familie gemahlt. Es war das erstemal, daß ich meinen Kräf¬ ten in allen Stunden vertraute, und mich begeistert und doch ruhig fühlte. In der Madonna habe ich gesucht die Gestalt hin¬ zuzeichnen, die mein Inneres erleuchtet, die geistige Flamme, bei der ich mich selbst sehe, und alles, was in mir ist, und durch
Der Geiſt iſt in ewiger Arbeit, im raſtloſen Streben, ſich aus den Ketten aufzurichten, die ihn im Körper zu Boden halten.
O, mein Sebaſtian! wie wohl iſt mir, und wie lieblich fühl' ich in mir die Re¬ gung der Lebenskraft und die heitere Ju¬ gend! Es iſt herrlich, was mir die Rhein¬ ufer, die Berge und die wunderbaren Krüm¬ mungen des Gewäſſers verkündigt haben. Von dem großen Münſter will ich Dir ein andermal reden, ich bin zu voll davon.
In Straßburg habe ich für einen rei¬ chen Mann eine heilige Familie gemahlt. Es war das erſtemal, daß ich meinen Kräf¬ ten in allen Stunden vertraute, und mich begeiſtert und doch ruhig fühlte. In der Madonna habe ich geſucht die Geſtalt hin¬ zuzeichnen, die mein Inneres erleuchtet, die geiſtige Flamme, bei der ich mich ſelbſt ſehe, und alles, was in mir iſt, und durch
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Der Geiſt iſt in ewiger Arbeit, im raſtloſen
Streben, ſich aus den Ketten aufzurichten,
die ihn im Körper zu Boden halten.
O, mein Sebaſtian! wie wohl iſt mir,
und wie lieblich fühl' ich in mir die Re¬
gung der Lebenskraft und die heitere Ju¬
gend! Es iſt herrlich, was mir die Rhein¬
ufer, die Berge und die wunderbaren Krüm¬
mungen des Gewäſſers verkündigt haben.
Von dem großen Münſter will ich Dir ein
andermal reden, ich bin zu voll davon.
In Straßburg habe ich für einen rei¬
chen Mann eine heilige Familie gemahlt.
Es war das erſtemal, daß ich meinen Kräf¬
ten in allen Stunden vertraute, und mich
begeiſtert und doch ruhig fühlte. In der
Madonna habe ich geſucht die Geſtalt hin¬
zuzeichnen, die mein Inneres erleuchtet,
die geiſtige Flamme, bei der ich mich ſelbſt
ſehe, und alles, was in mir iſt, und durch
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/22>, abgerufen am 23.11.2024.
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