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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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laubte ihm aber nicht, zu strengern Mitteln
als gelinden Verweisen seine Zuflucht zu
nehmen, und darüber wurde ich mit jedem
Tage wilder und ausgelassener. Er konnte
es nicht verbergen, daß er über meine un¬
besonnenen Streiche mehr Vergnügen und
Zufriedenheit als Kummer empfand, und
das machte mich in meinem seltsamen Le¬
benslaufe nur desto sicherer. Er war selbst
in seiner Jugend ein wilder Bursche gewe¬
sen, und dadurch hatte er eine Vorliebe für
solche Lebensweise behalten, ja er sah in
mir nur seine Jugend glänzend wieder auf¬
leben.

Was mich aber mehr als alles übrige
bestimmte und begeisterte, war ein junger
Mensch von meinem Alter, der sich Ludo¬
viko
nannte, und bald mein vertrautester
Freund wurde. Wir waren unzertrennlich,
wir streiften in Romanien, Calabrien und

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laubte ihm aber nicht, zu ſtrengern Mitteln
als gelinden Verweiſen ſeine Zuflucht zu
nehmen, und darüber wurde ich mit jedem
Tage wilder und ausgelaſſener. Er konnte
es nicht verbergen, daß er über meine un¬
beſonnenen Streiche mehr Vergnügen und
Zufriedenheit als Kummer empfand, und
das machte mich in meinem ſeltſamen Le¬
benslaufe nur deſto ſicherer. Er war ſelbſt
in ſeiner Jugend ein wilder Burſche gewe¬
ſen, und dadurch hatte er eine Vorliebe für
ſolche Lebensweiſe behalten, ja er ſah in
mir nur ſeine Jugend glänzend wieder auf¬
leben.

Was mich aber mehr als alles übrige
beſtimmte und begeiſterte, war ein junger
Menſch von meinem Alter, der ſich Ludo¬
viko
nannte, und bald mein vertrauteſter
Freund wurde. Wir waren unzertrennlich,
wir ſtreiften in Romanien, Calabrien und

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[192/0200] laubte ihm aber nicht, zu ſtrengern Mitteln als gelinden Verweiſen ſeine Zuflucht zu nehmen, und darüber wurde ich mit jedem Tage wilder und ausgelaſſener. Er konnte es nicht verbergen, daß er über meine un¬ beſonnenen Streiche mehr Vergnügen und Zufriedenheit als Kummer empfand, und das machte mich in meinem ſeltſamen Le¬ benslaufe nur deſto ſicherer. Er war ſelbſt in ſeiner Jugend ein wilder Burſche gewe¬ ſen, und dadurch hatte er eine Vorliebe für ſolche Lebensweiſe behalten, ja er ſah in mir nur ſeine Jugend glänzend wieder auf¬ leben. Was mich aber mehr als alles übrige beſtimmte und begeiſterte, war ein junger Menſch von meinem Alter, der ſich Ludo¬ viko nannte, und bald mein vertrauteſter Freund wurde. Wir waren unzertrennlich, wir ſtreiften in Romanien, Calabrien und Ober¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/200>, abgerufen am 25.04.2024.