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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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von allen wurde gestärkt, das Glöcklein ließ
sich von Zeit zu Zeit wieder hören, und viel
vernehmlicher. Sie glaubten sich in der
Nähe eines Dorfs zu befinden, als sie aber
noch eine Weile gegangen waren, standen
sie vor einer kleinen Hütte, in der ein Licht
brannte, das ihnen entgegenglänzte, ein
Mann saß darin, und las mit vieler Auf¬
merksamkeit in einem Buche, ein großer Ro¬
senkranz hing an seiner Seite, über der
Hütte war eine Glocke angebracht, die er
abwechselnd anzog, und die den Schall ver¬
ursacht hatte.

Er erstaunte, als er von der Gesellschaft
in seinen Betrachtungen gestört wurde, doch
nahm er alle sehr freundlich auf. Er berei¬
tete schnell aus Kräutern einen Saft, mit
dem er die Wunde des Ritters verband,
wonach dieser sogleich Linderung spürte, und
zum Schlafe geneigt war. Auch Franz war

von allen wurde geſtärkt, das Glöcklein ließ
ſich von Zeit zu Zeit wieder hören, und viel
vernehmlicher. Sie glaubten ſich in der
Nähe eines Dorfs zu befinden, als ſie aber
noch eine Weile gegangen waren, ſtanden
ſie vor einer kleinen Hütte, in der ein Licht
brannte, das ihnen entgegenglänzte, ein
Mann ſaß darin, und las mit vieler Auf¬
merkſamkeit in einem Buche, ein großer Ro¬
ſenkranz hing an ſeiner Seite, über der
Hütte war eine Glocke angebracht, die er
abwechſelnd anzog, und die den Schall ver¬
urſacht hatte.

Er erſtaunte, als er von der Geſellſchaft
in ſeinen Betrachtungen geſtört wurde, doch
nahm er alle ſehr freundlich auf. Er berei¬
tete ſchnell aus Kräutern einen Saft, mit
dem er die Wunde des Ritters verband,
wonach dieſer ſogleich Linderung ſpürte, und
zum Schlafe geneigt war. Auch Franz war

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[183/0191] von allen wurde geſtärkt, das Glöcklein ließ ſich von Zeit zu Zeit wieder hören, und viel vernehmlicher. Sie glaubten ſich in der Nähe eines Dorfs zu befinden, als ſie aber noch eine Weile gegangen waren, ſtanden ſie vor einer kleinen Hütte, in der ein Licht brannte, das ihnen entgegenglänzte, ein Mann ſaß darin, und las mit vieler Auf¬ merkſamkeit in einem Buche, ein großer Ro¬ ſenkranz hing an ſeiner Seite, über der Hütte war eine Glocke angebracht, die er abwechſelnd anzog, und die den Schall ver¬ urſacht hatte. Er erſtaunte, als er von der Geſellſchaft in ſeinen Betrachtungen geſtört wurde, doch nahm er alle ſehr freundlich auf. Er berei¬ tete ſchnell aus Kräutern einen Saft, mit dem er die Wunde des Ritters verband, wonach dieſer ſogleich Linderung ſpürte, und zum Schlafe geneigt war. Auch Franz war

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/191>, abgerufen am 27.04.2024.