Irre führen könne, aber vergebens, sie hör¬ ten nichts als das Echo ihrer eignen Stim¬ me. Endlich war es, als wenn sie durch die Verworrenheit der Gebüsche ein fernes Glöcklein vernähmen, und sogleich richteten sie nach diesem Schalle ihre Schritte. Der Pilger insonderheit war sehr ermüdet, und wünschte einen Ruheplatz anzutreffen, er gestand es ungern, daß ihn sein übereiltes Gelübde schon oft gereut habe, daß er es aber nun schuldig sey zu bezahlen, um Gott nicht zu irren. Er seufzte fast bei jedem Schritte, und der Ritter konnte es nicht unterlassen, so ermüdet er selber war, bis¬ weilen über ihn zu spotten. Franz und Ru¬ dolf sangen Lieder, um die Ermüdeten zu trösten und anzufrischen, sehnten sich aber auch herzlich nach einer ruhigen Herberge.
Jetzt sahen sie ein Licht ungewiß durch die Zweige schimmern, und die Hoffnung
Irre führen könne, aber vergebens, ſie hör¬ ten nichts als das Echo ihrer eignen Stim¬ me. Endlich war es, als wenn ſie durch die Verworrenheit der Gebüſche ein fernes Glöcklein vernähmen, und ſogleich richteten ſie nach dieſem Schalle ihre Schritte. Der Pilger inſonderheit war ſehr ermüdet, und wünſchte einen Ruheplatz anzutreffen, er geſtand es ungern, daß ihn ſein übereiltes Gelübde ſchon oft gereut habe, daß er es aber nun ſchuldig ſey zu bezahlen, um Gott nicht zu irren. Er ſeufzte faſt bei jedem Schritte, und der Ritter konnte es nicht unterlaſſen, ſo ermüdet er ſelber war, bis¬ weilen über ihn zu ſpotten. Franz und Ru¬ dolf ſangen Lieder, um die Ermüdeten zu tröſten und anzufriſchen, ſehnten ſich aber auch herzlich nach einer ruhigen Herberge.
Jetzt ſahen ſie ein Licht ungewiß durch die Zweige ſchimmern, und die Hoffnung
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0190"n="182"/>
Irre führen könne, aber vergebens, ſie hör¬<lb/>
ten nichts als das Echo ihrer eignen Stim¬<lb/>
me. Endlich war es, als wenn ſie durch<lb/>
die Verworrenheit der Gebüſche ein fernes<lb/>
Glöcklein vernähmen, und ſogleich richteten<lb/>ſie nach dieſem Schalle ihre Schritte. Der<lb/>
Pilger inſonderheit war ſehr ermüdet, und<lb/>
wünſchte einen Ruheplatz anzutreffen, er<lb/>
geſtand es ungern, daß ihn ſein übereiltes<lb/>
Gelübde ſchon oft gereut habe, daß er es<lb/>
aber nun ſchuldig ſey zu bezahlen, um Gott<lb/>
nicht zu irren. Er ſeufzte faſt bei jedem<lb/>
Schritte, und der Ritter konnte es nicht<lb/>
unterlaſſen, ſo ermüdet er ſelber war, bis¬<lb/>
weilen über ihn zu ſpotten. Franz und Ru¬<lb/>
dolf ſangen Lieder, um die Ermüdeten zu<lb/>
tröſten und anzufriſchen, ſehnten ſich aber<lb/>
auch herzlich nach einer ruhigen Herberge.</p><lb/><p>Jetzt ſahen ſie ein Licht ungewiß durch<lb/>
die Zweige ſchimmern, und die Hoffnung<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[182/0190]
Irre führen könne, aber vergebens, ſie hör¬
ten nichts als das Echo ihrer eignen Stim¬
me. Endlich war es, als wenn ſie durch
die Verworrenheit der Gebüſche ein fernes
Glöcklein vernähmen, und ſogleich richteten
ſie nach dieſem Schalle ihre Schritte. Der
Pilger inſonderheit war ſehr ermüdet, und
wünſchte einen Ruheplatz anzutreffen, er
geſtand es ungern, daß ihn ſein übereiltes
Gelübde ſchon oft gereut habe, daß er es
aber nun ſchuldig ſey zu bezahlen, um Gott
nicht zu irren. Er ſeufzte faſt bei jedem
Schritte, und der Ritter konnte es nicht
unterlaſſen, ſo ermüdet er ſelber war, bis¬
weilen über ihn zu ſpotten. Franz und Ru¬
dolf ſangen Lieder, um die Ermüdeten zu
tröſten und anzufriſchen, ſehnten ſich aber
auch herzlich nach einer ruhigen Herberge.
Jetzt ſahen ſie ein Licht ungewiß durch
die Zweige ſchimmern, und die Hoffnung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/190>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.