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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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vielen Personen aus dem Munde gehn, hat
immer in mir das Bild des großen mensch¬
lichen Lebens hervorgebracht, in welchem ei¬
ner vom andern weiß, und sich alle blind
und taub durch einander bewegen.

Unter diesen Gesprächen waren sie an
eine dichte Stelle im Walde gekommen, ab¬
seits an einer Eiche gelehnt lag ein Ritters¬
mann, mit dem sich ein Pilgrim beschäftigte,
und ihm eine Wunde zu verbinden suchte.
Die beiden Wanderer eilten sogleich hinzu,
sie erkannten den Ritter, Franz zuerst, es
war derselbe, den sie vor einiger Zeit als
Mönch gesehn hatten, und den Sternbald
im Schlosse gemahlt hatte. Der Ritter war
in Ohnmacht gesunken, er hatte viel Blut
verloren, aber durch die vereinigte Hülfe
kam er bald wieder zu sich. Der Pilgrim
dankte den beiden Freunden herzlich, daß
sie ihm geholfen, den armen Verwundeten

vielen Perſonen aus dem Munde gehn, hat
immer in mir das Bild des großen menſch¬
lichen Lebens hervorgebracht, in welchem ei¬
ner vom andern weiß, und ſich alle blind
und taub durch einander bewegen.

Unter dieſen Geſprächen waren ſie an
eine dichte Stelle im Walde gekommen, ab¬
ſeits an einer Eiche gelehnt lag ein Ritters¬
mann, mit dem ſich ein Pilgrim beſchäftigte,
und ihm eine Wunde zu verbinden ſuchte.
Die beiden Wanderer eilten ſogleich hinzu,
ſie erkannten den Ritter, Franz zuerſt, es
war derſelbe, den ſie vor einiger Zeit als
Mönch geſehn hatten, und den Sternbald
im Schloſſe gemahlt hatte. Der Ritter war
in Ohnmacht geſunken, er hatte viel Blut
verloren, aber durch die vereinigte Hülfe
kam er bald wieder zu ſich. Der Pilgrim
dankte den beiden Freunden herzlich, daß
ſie ihm geholfen, den armen Verwundeten

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[180/0188] vielen Perſonen aus dem Munde gehn, hat immer in mir das Bild des großen menſch¬ lichen Lebens hervorgebracht, in welchem ei¬ ner vom andern weiß, und ſich alle blind und taub durch einander bewegen. Unter dieſen Geſprächen waren ſie an eine dichte Stelle im Walde gekommen, ab¬ ſeits an einer Eiche gelehnt lag ein Ritters¬ mann, mit dem ſich ein Pilgrim beſchäftigte, und ihm eine Wunde zu verbinden ſuchte. Die beiden Wanderer eilten ſogleich hinzu, ſie erkannten den Ritter, Franz zuerſt, es war derſelbe, den ſie vor einiger Zeit als Mönch geſehn hatten, und den Sternbald im Schloſſe gemahlt hatte. Der Ritter war in Ohnmacht geſunken, er hatte viel Blut verloren, aber durch die vereinigte Hülfe kam er bald wieder zu ſich. Der Pilgrim dankte den beiden Freunden herzlich, daß ſie ihm geholfen, den armen Verwundeten

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/188>, abgerufen am 18.04.2024.