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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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schossen herunterzielen, über den Mädchen
schweben andre Amorinen, die nach den ge¬
schmückten Spaziergängern zur Vergeltung
zielen. Spielleute blasen auf Instrumenten
zum Tanz, eine bedeckte Tafel steht in der
Ferne. -- Gegenüber sieht man steile Fel¬
sen, auf denen Einsiedler Buße thun und
in andächtiger Stellung beten, einige lesen,
einer melkt eine Ziege. Hier ist die Dürf¬
tigkeit des armuthseligen Lebens dem üppigen
glückseligen recht herzhaft gegenüber gestellt.
-- Unten sieht man drei Könige, die mit
ihren Gemahlinnen auf die Jagd reiten,
denen ein heiliger Mann eröffnete Gräber
zeigt, in denen man von Königen verwes'te
Leichnahme sieht. -- Durch die Luft fliegt
der Tod, mit schwarzem Gewand, die Sense
in der Hand, unter ihm Leichen aus allen
Ständen, auf die er hindeutet. -- Dieses
Bild mit seinen treuherzigen Reimen, die

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ſchoſſen herunterzielen, über den Mädchen
ſchweben andre Amorinen, die nach den ge¬
ſchmückten Spaziergängern zur Vergeltung
zielen. Spielleute blaſen auf Inſtrumenten
zum Tanz, eine bedeckte Tafel ſteht in der
Ferne. — Gegenüber ſieht man ſteile Fel¬
ſen, auf denen Einſiedler Buße thun und
in andächtiger Stellung beten, einige leſen,
einer melkt eine Ziege. Hier iſt die Dürf¬
tigkeit des armuthſeligen Lebens dem üppigen
glückſeligen recht herzhaft gegenüber geſtellt.
— Unten ſieht man drei Könige, die mit
ihren Gemahlinnen auf die Jagd reiten,
denen ein heiliger Mann eröffnete Gräber
zeigt, in denen man von Königen verweſ'te
Leichnahme ſieht. — Durch die Luft fliegt
der Tod, mit ſchwarzem Gewand, die Senſe
in der Hand, unter ihm Leichen aus allen
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[179/0187] ſchoſſen herunterzielen, über den Mädchen ſchweben andre Amorinen, die nach den ge¬ ſchmückten Spaziergängern zur Vergeltung zielen. Spielleute blaſen auf Inſtrumenten zum Tanz, eine bedeckte Tafel ſteht in der Ferne. — Gegenüber ſieht man ſteile Fel¬ ſen, auf denen Einſiedler Buße thun und in andächtiger Stellung beten, einige leſen, einer melkt eine Ziege. Hier iſt die Dürf¬ tigkeit des armuthſeligen Lebens dem üppigen glückſeligen recht herzhaft gegenüber geſtellt. — Unten ſieht man drei Könige, die mit ihren Gemahlinnen auf die Jagd reiten, denen ein heiliger Mann eröffnete Gräber zeigt, in denen man von Königen verweſ'te Leichnahme ſieht. — Durch die Luft fliegt der Tod, mit ſchwarzem Gewand, die Senſe in der Hand, unter ihm Leichen aus allen Ständen, auf die er hindeutet. — Dieſes Bild mit ſeinen treuherzigen Reimen, die M 2

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/187>, abgerufen am 28.03.2024.