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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Schuhe ab, und erprobte mit dem nackten
Füße und Beine die Kälte des Wassers.
Sternbald fand sie schöner als je, er wand¬
te seine Augen in keinem Momente von ihr;
sie sah schüchtern und vorsichtig umher, dann
machte sie den Busen frei, und lös'te die
schönen goldgelben Haare auf. Jetzt war
sie nur noch mit einem dünnen Gewande
bekleidet, das die schönen, vollen Formen
ihres Körpers verrieth, im Augenblicke stand
sie nackt, verschämt und erröthend da, und
stieg so in das Bad. Franz konnte sich in
seiner Verborgenheit nicht länger zurückhal¬
ten, er stürzte hervor, sie erschrak, der grü¬
ne Rasen, die dichten Gebüsche waren Zeu¬
gen ihrer Versöhnung und ihres Glücks. --
Als sie das Schloß verlassen hatten,
als beide Freunde sich auf der weiten Heer¬
straße befanden, gestand Franz seinem Ver¬
trauten diesen Vorfall, er erzählte ihm, wie

Schuhe ab, und erprobte mit dem nackten
Füße und Beine die Kälte des Waſſers.
Sternbald fand ſie ſchöner als je, er wand¬
te ſeine Augen in keinem Momente von ihr;
ſie ſah ſchüchtern und vorſichtig umher, dann
machte ſie den Buſen frei, und löſ'te die
ſchönen goldgelben Haare auf. Jetzt war
ſie nur noch mit einem dünnen Gewande
bekleidet, das die ſchönen, vollen Formen
ihres Körpers verrieth, im Augenblicke ſtand
ſie nackt, verſchämt und erröthend da, und
ſtieg ſo in das Bad. Franz konnte ſich in
ſeiner Verborgenheit nicht länger zurückhal¬
ten, er ſtürzte hervor, ſie erſchrak, der grü¬
ne Raſen, die dichten Gebüſche waren Zeu¬
gen ihrer Verſöhnung und ihres Glücks. —
Als ſie das Schloß verlaſſen hatten,
als beide Freunde ſich auf der weiten Heer¬
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trauten dieſen Vorfall, er erzählte ihm, wie

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[168/0176] Schuhe ab, und erprobte mit dem nackten Füße und Beine die Kälte des Waſſers. Sternbald fand ſie ſchöner als je, er wand¬ te ſeine Augen in keinem Momente von ihr; ſie ſah ſchüchtern und vorſichtig umher, dann machte ſie den Buſen frei, und löſ'te die ſchönen goldgelben Haare auf. Jetzt war ſie nur noch mit einem dünnen Gewande bekleidet, das die ſchönen, vollen Formen ihres Körpers verrieth, im Augenblicke ſtand ſie nackt, verſchämt und erröthend da, und ſtieg ſo in das Bad. Franz konnte ſich in ſeiner Verborgenheit nicht länger zurückhal¬ ten, er ſtürzte hervor, ſie erſchrak, der grü¬ ne Raſen, die dichten Gebüſche waren Zeu¬ gen ihrer Verſöhnung und ihres Glücks. — Als ſie das Schloß verlaſſen hatten, als beide Freunde ſich auf der weiten Heer¬ ſtraße befanden, geſtand Franz ſeinem Ver¬ trauten dieſen Vorfall, er erzählte ihm, wie

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/176>, abgerufen am 26.04.2024.