sagen aus Furcht, gemischt, die sich durch¬ aus nicht erklären läßt. Ich will Euch kürz¬ lich meine Geschichte im Auszuge erzählen, damit Ihr begreifen könnt, wie ich hierher gerathen bin.
Sie verließen die Hütte, und setzten sich in den Schatten eines alten Baumes, sie schwiegen eine Weile, dann fing der alte Mahler folgende Erzählung an:
Ich bin in Italien gebohren und heiße Anselm. Weiter kann ich Euch eben von meiner Jugend nichts sagen. Meine Eltern starben früh, und hinterließen mir ein klei¬ nes Vermögen, das mir zufiel, als ich mün¬ dig war. Meine Jugend war wie ein leich¬ ter Traum verflogen, keine Erinnerung war in meinem Gedächtnisse gehaftet, ich hatte nicht eine Erfahrung gemacht. Aber ich hatte die entflohene Zeit auf meine Art ge¬
(2r Th.) J
ſagen aus Furcht, gemiſcht, die ſich durch¬ aus nicht erklären läßt. Ich will Euch kürz¬ lich meine Geſchichte im Auszuge erzählen, damit Ihr begreifen könnt, wie ich hierher gerathen bin.
Sie verließen die Hütte, und ſetzten ſich in den Schatten eines alten Baumes, ſie ſchwiegen eine Weile, dann fing der alte Mahler folgende Erzählung an:
Ich bin in Italien gebohren und heiße Anſelm. Weiter kann ich Euch eben von meiner Jugend nichts ſagen. Meine Eltern ſtarben früh, und hinterließen mir ein klei¬ nes Vermögen, das mir zufiel, als ich mün¬ dig war. Meine Jugend war wie ein leich¬ ter Traum verflogen, keine Erinnerung war in meinem Gedächtniſſe gehaftet, ich hatte nicht eine Erfahrung gemacht. Aber ich hatte die entflohene Zeit auf meine Art ge¬
(2r Th.) J
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0137"n="129"/>ſagen aus Furcht, gemiſcht, die ſich durch¬<lb/>
aus nicht erklären läßt. Ich will Euch kürz¬<lb/>
lich meine Geſchichte im Auszuge erzählen,<lb/>
damit Ihr begreifen könnt, wie ich hierher<lb/>
gerathen bin.</p><lb/><p>Sie verließen die Hütte, und ſetzten ſich<lb/>
in den Schatten eines alten Baumes, ſie<lb/>ſchwiegen eine Weile, dann fing der alte<lb/>
Mahler folgende Erzählung an:</p><lb/><p>Ich bin in Italien gebohren und heiße<lb/><hirendition="#g">Anſelm</hi>. Weiter kann ich Euch eben von<lb/>
meiner Jugend nichts ſagen. Meine Eltern<lb/>ſtarben früh, und hinterließen mir ein klei¬<lb/>
nes Vermögen, das mir zufiel, als ich mün¬<lb/>
dig war. Meine Jugend war wie ein leich¬<lb/>
ter Traum verflogen, keine Erinnerung war<lb/>
in meinem Gedächtniſſe gehaftet, ich hatte<lb/>
nicht eine Erfahrung gemacht. Aber ich<lb/>
hatte die entflohene Zeit auf meine Art ge¬<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(2r Th.) J<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[129/0137]
ſagen aus Furcht, gemiſcht, die ſich durch¬
aus nicht erklären läßt. Ich will Euch kürz¬
lich meine Geſchichte im Auszuge erzählen,
damit Ihr begreifen könnt, wie ich hierher
gerathen bin.
Sie verließen die Hütte, und ſetzten ſich
in den Schatten eines alten Baumes, ſie
ſchwiegen eine Weile, dann fing der alte
Mahler folgende Erzählung an:
Ich bin in Italien gebohren und heiße
Anſelm. Weiter kann ich Euch eben von
meiner Jugend nichts ſagen. Meine Eltern
ſtarben früh, und hinterließen mir ein klei¬
nes Vermögen, das mir zufiel, als ich mün¬
dig war. Meine Jugend war wie ein leich¬
ter Traum verflogen, keine Erinnerung war
in meinem Gedächtniſſe gehaftet, ich hatte
nicht eine Erfahrung gemacht. Aber ich
hatte die entflohene Zeit auf meine Art ge¬
(2r Th.) J
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/137>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.