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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Man wieß ihn auf seine Fragen nach
einem abgelegenen kleinen Hause, in welchem
die größte Ruhe und Stille herrschte. Ein
Diener führte ihn in ein geschmackvolles
Zimmer, in welchem ein ehrwürdiger alter
Mann saß; es war derselbe, an den der
Brief gerichtet war. Ich freue mich, sagte
der Greis, wieder einmahl Nachrichten von
meinem lieben Freunde Pirkheimer zu erhal¬
ten; aber verzeiht, junger Mann, meine
Augen sind zu schwach, daß Ihr so gut
seyn müßt, ihn mir vorzulesen.

Franz schlug den Brief auseinander und
las unter Herzklopfen, wie Pirkheimer ihn
als einen edlen und sehr hofnungsvollen
jungen Maler rühmte, und ihn den besten
Schüler Albert Dürers nannte. Bei die¬
sen Worten konnte er kaum seine Thränen
zurückdrängen.

So seyd Ihr ein Schüler des großen

E

Man wieß ihn auf ſeine Fragen nach
einem abgelegenen kleinen Hauſe, in welchem
die größte Ruhe und Stille herrſchte. Ein
Diener führte ihn in ein geſchmackvolles
Zimmer, in welchem ein ehrwürdiger alter
Mann ſaß; es war derſelbe, an den der
Brief gerichtet war. Ich freue mich, ſagte
der Greis, wieder einmahl Nachrichten von
meinem lieben Freunde Pirkheimer zu erhal¬
ten; aber verzeiht, junger Mann, meine
Augen ſind zu ſchwach, daß Ihr ſo gut
ſeyn müßt, ihn mir vorzuleſen.

Franz ſchlug den Brief auseinander und
las unter Herzklopfen, wie Pirkheimer ihn
als einen edlen und ſehr hofnungsvollen
jungen Maler rühmte, und ihn den beſten
Schüler Albert Dürers nannte. Bei die¬
ſen Worten konnte er kaum ſeine Thränen
zurückdrängen.

So ſeyd Ihr ein Schüler des großen

E
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[65/0076] Man wieß ihn auf ſeine Fragen nach einem abgelegenen kleinen Hauſe, in welchem die größte Ruhe und Stille herrſchte. Ein Diener führte ihn in ein geſchmackvolles Zimmer, in welchem ein ehrwürdiger alter Mann ſaß; es war derſelbe, an den der Brief gerichtet war. Ich freue mich, ſagte der Greis, wieder einmahl Nachrichten von meinem lieben Freunde Pirkheimer zu erhal¬ ten; aber verzeiht, junger Mann, meine Augen ſind zu ſchwach, daß Ihr ſo gut ſeyn müßt, ihn mir vorzuleſen. Franz ſchlug den Brief auseinander und las unter Herzklopfen, wie Pirkheimer ihn als einen edlen und ſehr hofnungsvollen jungen Maler rühmte, und ihn den beſten Schüler Albert Dürers nannte. Bei die¬ ſen Worten konnte er kaum ſeine Thränen zurückdrängen. So ſeyd Ihr ein Schüler des großen E

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/76>, abgerufen am 27.04.2024.