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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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auch das Herz des Menschen voll Arges
wird, und Thorheit in ihrem Herzen, die¬
weil sie leben, darnach müssen sie sterben. --
Denn die Lebendigen wissen daß sie sterben
werden, aber die Todten wissen nichts, sie
verdienen auch nichts mehr, denn ihr Ge¬
dächtniß ist vergessen; daß man sie nicht
mehr liebet, noch hasset, noch neidet, und
haben kein Theil mehr auf der Welt, in al¬
lem was unter der Sonnen geschicht. So
gehe hin, und iß Dein Brod mit Freuden,
trink Deinen Wein mit gutem Muth, denn
Dein Werk gefällt Gott. Laß Deine Klei¬
der immer weiß seyn, und Deinem Haupte
Salbe nicht mangeln. Brauche des Lebens
mit deinem Weibe das du lieb hast, so
lange du das eitel Leben hast, das dir
Gott unter der Sonnen gegeben hat, so
lange dein eitel Leben währet, denn das ist
dein Theil im Leben, und in deiner Arbeit,

auch das Herz des Menſchen voll Arges
wird, und Thorheit in ihrem Herzen, die¬
weil ſie leben, darnach müſſen ſie ſterben. —
Denn die Lebendigen wiſſen daß ſie ſterben
werden, aber die Todten wiſſen nichts, ſie
verdienen auch nichts mehr, denn ihr Ge¬
dächtniß iſt vergeſſen; daß man ſie nicht
mehr liebet, noch haſſet, noch neidet, und
haben kein Theil mehr auf der Welt, in al¬
lem was unter der Sonnen geſchicht. So
gehe hin, und iß Dein Brod mit Freuden,
trink Deinen Wein mit gutem Muth, denn
Dein Werk gefällt Gott. Laß Deine Klei¬
der immer weiß ſeyn, und Deinem Haupte
Salbe nicht mangeln. Brauche des Lebens
mit deinem Weibe das du lieb haſt, ſo
lange du das eitel Leben haſt, das dir
Gott unter der Sonnen gegeben hat, ſo
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[250 [252]/0263] auch das Herz des Menſchen voll Arges wird, und Thorheit in ihrem Herzen, die¬ weil ſie leben, darnach müſſen ſie ſterben. — Denn die Lebendigen wiſſen daß ſie ſterben werden, aber die Todten wiſſen nichts, ſie verdienen auch nichts mehr, denn ihr Ge¬ dächtniß iſt vergeſſen; daß man ſie nicht mehr liebet, noch haſſet, noch neidet, und haben kein Theil mehr auf der Welt, in al¬ lem was unter der Sonnen geſchicht. So gehe hin, und iß Dein Brod mit Freuden, trink Deinen Wein mit gutem Muth, denn Dein Werk gefällt Gott. Laß Deine Klei¬ der immer weiß ſeyn, und Deinem Haupte Salbe nicht mangeln. Brauche des Lebens mit deinem Weibe das du lieb haſt, ſo lange du das eitel Leben haſt, das dir Gott unter der Sonnen gegeben hat, ſo lange dein eitel Leben währet, denn das iſt dein Theil im Leben, und in deiner Arbeit,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 250 [252]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/263>, abgerufen am 09.05.2024.