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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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höchsten Glanze das Regiment plötzlich nie¬
derlegt, und wieder Privatmann wird, und
so stirbt. Sie können es sich nicht vorstellen,
daß der menschliche Geist, der hohe nehmlich,
sich endlich an allen Freuden dieser Welt er¬
sättige, und nichts mehr suche, nichts mehr
wünsche. Ihnen genügt schon das bloße Da¬
seyn, und jeder Wunsch zerspaltet sich in
tausend kleine; sie würden ohne Stolz, in
schlechter Eitelkeit Jahrhunderte durchleben
und immer weiter träumen, und keinen Le¬
benslauf hinter sich lassen.

Jezt ist es mir sehr deutlich, warum Ca¬
to und Brutus gerne starben; ihr Geist hat¬
te den Glanz verlöschen sehn, der sie an
dieses Leben fesselte. -- Ich lese viel, wie
Du mich sonst oft dazu ermahntest, in der
heiligen Schrift, und je mehr ich darinn le¬
se, je theurer wird mir alles darinn. Unbe¬
schreiblich hat mich der Prediger Salomo

höchſten Glanze das Regiment plötzlich nie¬
derlegt, und wieder Privatmann wird, und
ſo ſtirbt. Sie können es ſich nicht vorſtellen,
daß der menſchliche Geiſt, der hohe nehmlich,
ſich endlich an allen Freuden dieſer Welt er¬
ſättige, und nichts mehr ſuche, nichts mehr
wünſche. Ihnen genügt ſchon das bloße Da¬
ſeyn, und jeder Wunſch zerſpaltet ſich in
tauſend kleine; ſie würden ohne Stolz, in
ſchlechter Eitelkeit Jahrhunderte durchleben
und immer weiter träumen, und keinen Le¬
benslauf hinter ſich laſſen.

Jezt iſt es mir ſehr deutlich, warum Ca¬
to und Brutus gerne ſtarben; ihr Geiſt hat¬
te den Glanz verlöſchen ſehn, der ſie an
dieſes Leben feſſelte. — Ich leſe viel, wie
Du mich ſonſt oft dazu ermahnteſt, in der
heiligen Schrift, und je mehr ich darinn le¬
ſe, je theurer wird mir alles darinn. Unbe¬
ſchreiblich hat mich der Prediger Salomo

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[247 [249]/0260] höchſten Glanze das Regiment plötzlich nie¬ derlegt, und wieder Privatmann wird, und ſo ſtirbt. Sie können es ſich nicht vorſtellen, daß der menſchliche Geiſt, der hohe nehmlich, ſich endlich an allen Freuden dieſer Welt er¬ ſättige, und nichts mehr ſuche, nichts mehr wünſche. Ihnen genügt ſchon das bloße Da¬ ſeyn, und jeder Wunſch zerſpaltet ſich in tauſend kleine; ſie würden ohne Stolz, in ſchlechter Eitelkeit Jahrhunderte durchleben und immer weiter träumen, und keinen Le¬ benslauf hinter ſich laſſen. Jezt iſt es mir ſehr deutlich, warum Ca¬ to und Brutus gerne ſtarben; ihr Geiſt hat¬ te den Glanz verlöſchen ſehn, der ſie an dieſes Leben feſſelte. — Ich leſe viel, wie Du mich ſonſt oft dazu ermahnteſt, in der heiligen Schrift, und je mehr ich darinn le¬ ſe, je theurer wird mir alles darinn. Unbe¬ ſchreiblich hat mich der Prediger Salomo

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 247 [249]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/260>, abgerufen am 22.11.2024.