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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Was hätten wir aber dann mit unsere
Arbeit gewonnen? rief Lukas aus.

Daß sie ihre Zeit ausfüllt, sagte Dürer
gelassen, und daß wir sie gemacht haben.
Weiter wird es niemals einer bringen. Je¬
des gute Bild steht da an seinem eigenen
Platze, und kann eigentlich nicht entbehrt
werden, wenn auch viele andre in andern
Rücksichten besser sind, wenn sie auch Sa¬
chen ausdrücken, die man auf jenem Bilde
nicht antrifft. Ich habe mich immer darinn
gefunden, daß vielleicht mancher zukünftige
Mahler von meinen Gemählden verächtlich
sprechen mag, daß man meinen Fleiß, und
und wohl auch mein Gutes daran verkennt.
Viele machen es schon jetzt mit denen Mei¬
stern nicht besser, die vor uns gewesen sind,
sie sprechen von ihren Fehlern die jedem in
die Augen fallen, und sehn ihr Gutes nicht,
ja es ist ihnen unmöglich das Gute daran

Was hätten wir aber dann mit unſere
Arbeit gewonnen? rief Lukas aus.

Daß ſie ihre Zeit ausfüllt, ſagte Dürer
gelaſſen, und daß wir ſie gemacht haben.
Weiter wird es niemals einer bringen. Je¬
des gute Bild ſteht da an ſeinem eigenen
Platze, und kann eigentlich nicht entbehrt
werden, wenn auch viele andre in andern
Rückſichten beſſer ſind, wenn ſie auch Sa¬
chen ausdrücken, die man auf jenem Bilde
nicht antrifft. Ich habe mich immer darinn
gefunden, daß vielleicht mancher zukünftige
Mahler von meinen Gemählden verächtlich
ſprechen mag, daß man meinen Fleiß, und
und wohl auch mein Gutes daran verkennt.
Viele machen es ſchon jetzt mit denen Mei¬
ſtern nicht beſſer, die vor uns geweſen ſind,
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die Augen fallen, und ſehn ihr Gutes nicht,
ja es iſt ihnen unmöglich das Gute daran

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[236/0247] Was hätten wir aber dann mit unſere Arbeit gewonnen? rief Lukas aus. Daß ſie ihre Zeit ausfüllt, ſagte Dürer gelaſſen, und daß wir ſie gemacht haben. Weiter wird es niemals einer bringen. Je¬ des gute Bild ſteht da an ſeinem eigenen Platze, und kann eigentlich nicht entbehrt werden, wenn auch viele andre in andern Rückſichten beſſer ſind, wenn ſie auch Sa¬ chen ausdrücken, die man auf jenem Bilde nicht antrifft. Ich habe mich immer darinn gefunden, daß vielleicht mancher zukünftige Mahler von meinen Gemählden verächtlich ſprechen mag, daß man meinen Fleiß, und und wohl auch mein Gutes daran verkennt. Viele machen es ſchon jetzt mit denen Mei¬ ſtern nicht beſſer, die vor uns geweſen ſind, ſie ſprechen von ihren Fehlern die jedem in die Augen fallen, und ſehn ihr Gutes nicht, ja es iſt ihnen unmöglich das Gute daran

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/247>, abgerufen am 06.05.2024.