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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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lief mit großer Geschäftigkeit hin und wie¬
der; bald zeigte er dem Albert ein Bild,
bald hatte er wieder eine Frage worauf er
die Antwort wissen wollte. Franz bemerkte,
wie gegen diese lebhafte Unruhe Alberts
Gelassenheit, und seine stille Art sich zu
freuen, schön kontrastirte. Auch wenn sie
nebeneinander standen ergötzte sich Franz
an der gänzlichen Verschiedenheit der beiden
Künstler, die sich doch in ihren Werken so
oft zu berühren schienen. Dürer war groß
und schlank, lieblich und majestätisch fielen
seine lockigen Haare um seine Schläfe, sein
Gesicht war ehrwürdig und doch freundlich,
seine Mienen veränderten den Ausdruck nur
langsam, und seine schönen braunen Augen
sahen feurig und doch sanft unter seiner
Stirn hervor. Franz bemerkte deutlich
wie die Umrisse von Alberts Gesichte
denen auffallend glichen, mit denen man

lief mit großer Geſchäftigkeit hin und wie¬
der; bald zeigte er dem Albert ein Bild,
bald hatte er wieder eine Frage worauf er
die Antwort wiſſen wollte. Franz bemerkte,
wie gegen dieſe lebhafte Unruhe Alberts
Gelaſſenheit, und ſeine ſtille Art ſich zu
freuen, ſchön kontraſtirte. Auch wenn ſie
nebeneinander ſtanden ergötzte ſich Franz
an der gänzlichen Verſchiedenheit der beiden
Künſtler, die ſich doch in ihren Werken ſo
oft zu berühren ſchienen. Dürer war groß
und ſchlank, lieblich und majeſtätiſch fielen
ſeine lockigen Haare um ſeine Schläfe, ſein
Geſicht war ehrwürdig und doch freundlich,
ſeine Mienen veränderten den Ausdruck nur
langſam, und ſeine ſchönen braunen Augen
ſahen feurig und doch ſanft unter ſeiner
Stirn hervor. Franz bemerkte deutlich
wie die Umriſſe von Alberts Geſichte
denen auffallend glichen, mit denen man

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[203/0214] lief mit großer Geſchäftigkeit hin und wie¬ der; bald zeigte er dem Albert ein Bild, bald hatte er wieder eine Frage worauf er die Antwort wiſſen wollte. Franz bemerkte, wie gegen dieſe lebhafte Unruhe Alberts Gelaſſenheit, und ſeine ſtille Art ſich zu freuen, ſchön kontraſtirte. Auch wenn ſie nebeneinander ſtanden ergötzte ſich Franz an der gänzlichen Verſchiedenheit der beiden Künſtler, die ſich doch in ihren Werken ſo oft zu berühren ſchienen. Dürer war groß und ſchlank, lieblich und majeſtätiſch fielen ſeine lockigen Haare um ſeine Schläfe, ſein Geſicht war ehrwürdig und doch freundlich, ſeine Mienen veränderten den Ausdruck nur langſam, und ſeine ſchönen braunen Augen ſahen feurig und doch ſanft unter ſeiner Stirn hervor. Franz bemerkte deutlich wie die Umriſſe von Alberts Geſichte denen auffallend glichen, mit denen man

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/214>, abgerufen am 07.05.2024.