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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Farben erloschen unter seinen Fingern, ein
Frost überfiel ihn, und er wünschte den
Wald zu verlassen.

Franz erwachte mit einer unangenehmen
Empfindung, es war einer der letzten war¬
men Tage im Herbst gewesen, jetzt ging die
Sonne in dunkelrothen Wolken hinter der
Stadt unter, und ein kalter Herbstwind
strich über die Wiese. Franz ging wieder
nach der Stadt, sein Traum lag ihm stets
in den Gedanken, er sah noch immer den
schönen mondglänzenden Wald, den Eremiten,
und die Stimmen seiner Freunde tönten noch
immer in seinen Ohren. Das Gedränge
am Thore war groß, denn jedermann eilte
nun aus den Feldern, und von den benach¬
barten Dörfern zur Stadt zurück, er beo¬
bachtete die mannichfaltigen Gesichter, er
hörte einzelne abgerissene Gespräche und
Namen nennen, deren kurze Geschichte er

Farben erloſchen unter ſeinen Fingern, ein
Froſt überfiel ihn, und er wünſchte den
Wald zu verlaſſen.

Franz erwachte mit einer unangenehmen
Empfindung, es war einer der letzten war¬
men Tage im Herbſt geweſen, jetzt ging die
Sonne in dunkelrothen Wolken hinter der
Stadt unter, und ein kalter Herbſtwind
ſtrich über die Wieſe. Franz ging wieder
nach der Stadt, ſein Traum lag ihm ſtets
in den Gedanken, er ſah noch immer den
ſchönen mondglänzenden Wald, den Eremiten,
und die Stimmen ſeiner Freunde tönten noch
immer in ſeinen Ohren. Das Gedränge
am Thore war groß, denn jedermann eilte
nun aus den Feldern, und von den benach¬
barten Dörfern zur Stadt zurück, er beo¬
bachtete die mannichfaltigen Geſichter, er
hörte einzelne abgeriſſene Geſpräche und
Namen nennen, deren kurze Geſchichte er

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[173/0184] Farben erloſchen unter ſeinen Fingern, ein Froſt überfiel ihn, und er wünſchte den Wald zu verlaſſen. Franz erwachte mit einer unangenehmen Empfindung, es war einer der letzten war¬ men Tage im Herbſt geweſen, jetzt ging die Sonne in dunkelrothen Wolken hinter der Stadt unter, und ein kalter Herbſtwind ſtrich über die Wieſe. Franz ging wieder nach der Stadt, ſein Traum lag ihm ſtets in den Gedanken, er ſah noch immer den ſchönen mondglänzenden Wald, den Eremiten, und die Stimmen ſeiner Freunde tönten noch immer in ſeinen Ohren. Das Gedränge am Thore war groß, denn jedermann eilte nun aus den Feldern, und von den benach¬ barten Dörfern zur Stadt zurück, er beo¬ bachtete die mannichfaltigen Geſichter, er hörte einzelne abgeriſſene Geſpräche und Namen nennen, deren kurze Geſchichte er

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/184>, abgerufen am 24.11.2024.