Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.ich sehe selten ein ganz schlechtes Bild; ehe Ich will meinen Brief schließen. Möge In der Ferne geht die Liebe
Ungekannt durch Nacht und Schatten, Ach! wozu, daß ich hier bliebe Auf den vaterländschen Matten? ich ſehe ſelten ein ganz ſchlechtes Bild; ehe Ich will meinen Brief ſchließen. Möge In der Ferne geht die Liebe
Ungekannt durch Nacht und Schatten, Ach! wozu, daß ich hier bliebe Auf den vaterländſchen Matten? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0167" n="156"/> ich ſehe ſelten ein ganz ſchlechtes Bild; ehe<lb/> ich die Fehler entdecke, ſehe ich immer die<lb/> Vorzüge an jedem. Ich habe gemeiniglich<lb/> bei jungen Künſtlern die entgegengeſetzte<lb/> Gemüthsart gefunden, und ſie wiſſen ſich<lb/> immer recht viel mit ihrem Tadel. Ich ha¬<lb/> be oft eine fromme Ehrfurcht vor unſern<lb/> treuherzigen Vorfahren, die zuweilen recht<lb/> ſchöne und erhabene Gedanken mit ſo weni¬<lb/> gen Umſtänden ausgedrückt haben.</p><lb/> <p>Ich will meinen Brief ſchließen. Möge<lb/> der Himmel Dich und meinen theuren Al¬<lb/> bert geſund erhalten! Dieſer Brief dürfte ſei¬<lb/> nem ernſten Sinne ſchwerlich gefallen. Laß<lb/> mich bald Nachrichten von Dir und von allen<lb/> Bekannten hören.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In der Ferne geht die Liebe</l><lb/> <l>Ungekannt durch Nacht und Schatten,</l><lb/> <l>Ach! wozu, daß ich hier bliebe</l><lb/> <l>Auf den vaterländſchen Matten?</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0167]
ich ſehe ſelten ein ganz ſchlechtes Bild; ehe
ich die Fehler entdecke, ſehe ich immer die
Vorzüge an jedem. Ich habe gemeiniglich
bei jungen Künſtlern die entgegengeſetzte
Gemüthsart gefunden, und ſie wiſſen ſich
immer recht viel mit ihrem Tadel. Ich ha¬
be oft eine fromme Ehrfurcht vor unſern
treuherzigen Vorfahren, die zuweilen recht
ſchöne und erhabene Gedanken mit ſo weni¬
gen Umſtänden ausgedrückt haben.
Ich will meinen Brief ſchließen. Möge
der Himmel Dich und meinen theuren Al¬
bert geſund erhalten! Dieſer Brief dürfte ſei¬
nem ernſten Sinne ſchwerlich gefallen. Laß
mich bald Nachrichten von Dir und von allen
Bekannten hören.
In der Ferne geht die Liebe
Ungekannt durch Nacht und Schatten,
Ach! wozu, daß ich hier bliebe
Auf den vaterländſchen Matten?
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/167>, abgerufen am 27.07.2024. |