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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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den, vertauschen sie nur eine Jämmerlichkeit
mit der andern.

Du siehst, ich führe noch immer meine
alten Klagen, und ich habe vielleicht sehr
Unrecht. Ich sehe vielleicht alles anders an
wenn ich älter werde, aber ich wünsche es
nicht. Ach Sebastian, ich habe manch¬
mal eine unaussprechliche Furcht vor mir
selber, ich empfinde meine Beschränktheit,
und doch kann ich es nicht wünschen, diese
Gefühle zu verlieren, die so mit meiner
Seele verwebt scheinen, die vielleicht mein
eigentlichstes Selbst ausmachen. Wenn ich
daran denke daß ich mich ändern könnte, so
ist mir eben so als wenn Du sterben soll¬
test. --

Wenn ich nur wenigstens mehr Stolz
und Festigkeit hätte! denn ich muß doch
vorwärts, und kann nicht immer ein weich¬
herziges Kind bleiben, wenn ich auch wollte.

Ich

den, vertauſchen ſie nur eine Jämmerlichkeit
mit der andern.

Du ſiehſt, ich führe noch immer meine
alten Klagen, und ich habe vielleicht ſehr
Unrecht. Ich ſehe vielleicht alles anders an
wenn ich älter werde, aber ich wünſche es
nicht. Ach Sebaſtian, ich habe manch¬
mal eine unausſprechliche Furcht vor mir
ſelber, ich empfinde meine Beſchränktheit,
und doch kann ich es nicht wünſchen, dieſe
Gefühle zu verlieren, die ſo mit meiner
Seele verwebt ſcheinen, die vielleicht mein
eigentlichſtes Selbſt ausmachen. Wenn ich
daran denke daß ich mich ändern könnte, ſo
iſt mir eben ſo als wenn Du ſterben ſoll¬
teſt. —

Wenn ich nur wenigſtens mehr Stolz
und Feſtigkeit hätte! denn ich muß doch
vorwärts, und kann nicht immer ein weich¬
herziges Kind bleiben, wenn ich auch wollte.

Ich
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[144/0155] den, vertauſchen ſie nur eine Jämmerlichkeit mit der andern. Du ſiehſt, ich führe noch immer meine alten Klagen, und ich habe vielleicht ſehr Unrecht. Ich ſehe vielleicht alles anders an wenn ich älter werde, aber ich wünſche es nicht. Ach Sebaſtian, ich habe manch¬ mal eine unausſprechliche Furcht vor mir ſelber, ich empfinde meine Beſchränktheit, und doch kann ich es nicht wünſchen, dieſe Gefühle zu verlieren, die ſo mit meiner Seele verwebt ſcheinen, die vielleicht mein eigentlichſtes Selbſt ausmachen. Wenn ich daran denke daß ich mich ändern könnte, ſo iſt mir eben ſo als wenn Du ſterben ſoll¬ teſt. — Wenn ich nur wenigſtens mehr Stolz und Feſtigkeit hätte! denn ich muß doch vorwärts, und kann nicht immer ein weich¬ herziges Kind bleiben, wenn ich auch wollte. Ich

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/155>, abgerufen am 22.11.2024.