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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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die in keinem Augenblicke schweigt, jeder
Hauch rührt ihn an und läßt eine Spur
zurück, jeder Lichtstrahl spiegelt sich ab, er
bedarf der lästigen Materie am wenigsten,
und hängt am meisten von sich selber ab,
er darf in Mondschimmer und Abendröthe
seine Bilder kleiden, und aus unsichtbaren
Harfen niegehörte Töne locken, auf denen
Engel und zarte Geister herniedergleiten,
und jeden Hörer als Bruder grüßen, ohne
daß sich dieser oft aus den himmlischen Gru¬
ße vernimmt und nach irrdischen Geschäften
greift, um nur wieder bei sich selber zu
seyn. In jenen beklemmten Zuständen des
Künstlers liegt oft der Wink auf eine neue
niebetretene Bahn, wenn er mit seinem
Geiste dem Liede folgt, das aus ungekann¬
ter Ferne herübertönt. Oft ist jene Ängst¬
lichkeit ein Vorgefühl der unendlichen Man¬
nigfaltigkeit der Kunst, wenn der Künstler

I

die in keinem Augenblicke ſchweigt, jeder
Hauch rührt ihn an und läßt eine Spur
zurück, jeder Lichtſtrahl ſpiegelt ſich ab, er
bedarf der läſtigen Materie am wenigſten,
und hängt am meiſten von ſich ſelber ab,
er darf in Mondſchimmer und Abendröthe
ſeine Bilder kleiden, und aus unſichtbaren
Harfen niegehörte Töne locken, auf denen
Engel und zarte Geiſter herniedergleiten,
und jeden Hörer als Bruder grüßen, ohne
daß ſich dieſer oft aus den himmliſchen Gru¬
ße vernimmt und nach irrdiſchen Geſchäften
greift, um nur wieder bei ſich ſelber zu
ſeyn. In jenen beklemmten Zuſtänden des
Künſtlers liegt oft der Wink auf eine neue
niebetretene Bahn, wenn er mit ſeinem
Geiſte dem Liede folgt, das aus ungekann¬
ter Ferne herübertönt. Oft iſt jene Ängſt¬
lichkeit ein Vorgefühl der unendlichen Man¬
nigfaltigkeit der Kunſt, wenn der Künſtler

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[129/0140] die in keinem Augenblicke ſchweigt, jeder Hauch rührt ihn an und läßt eine Spur zurück, jeder Lichtſtrahl ſpiegelt ſich ab, er bedarf der läſtigen Materie am wenigſten, und hängt am meiſten von ſich ſelber ab, er darf in Mondſchimmer und Abendröthe ſeine Bilder kleiden, und aus unſichtbaren Harfen niegehörte Töne locken, auf denen Engel und zarte Geiſter herniedergleiten, und jeden Hörer als Bruder grüßen, ohne daß ſich dieſer oft aus den himmliſchen Gru¬ ße vernimmt und nach irrdiſchen Geſchäften greift, um nur wieder bei ſich ſelber zu ſeyn. In jenen beklemmten Zuſtänden des Künſtlers liegt oft der Wink auf eine neue niebetretene Bahn, wenn er mit ſeinem Geiſte dem Liede folgt, das aus ungekann¬ ter Ferne herübertönt. Oft iſt jene Ängſt¬ lichkeit ein Vorgefühl der unendlichen Man¬ nigfaltigkeit der Kunſt, wenn der Künſtler I

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/140>, abgerufen am 23.11.2024.