Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.Warum schweift Ihr immer in der weiten So stritt Franz mit sich selber, und un¬ über¬
Warum ſchweift Ihr immer in der weiten So ſtritt Franz mit ſich ſelber, und un¬ über¬
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Warum ſchweift Ihr immer in der weiten
Ferne, und in einer ſtaubbedeckten unkennt¬
lichen Vorzeit herum, uns zu ergötzen? Iſt
die Erde wie ſie jetzt iſt keiner Darſtellung
mehr werth; und könnt' Ihr die Vorwelt
mahlen wenn Ihr gleich noch ſo ſehr wollt?
Und wenn Ihr größeren Geiſter nun auch
hohe Ehrfurcht in unſer Herz hineinbannt;
wenn Eure Stücke uns mit ernſter feierlicher
Stimme anreden; warum ſollen nicht auch
einmahl die holden Strahlen einer weltli¬
chen Freude aus einem Gemählde heraus¬
brechen? Warum ſoll ich in einer freien herz¬
lichen Stunde nicht auch einmahl Bäuerlein,
und ihre Spiele und Ergötzungen lieben?
Dort werden wir beim Anblick der Bilder äl¬
ter und klüger, hier kindiſcher und fröhlicher.
So ſtritt Franz mit ſich ſelber, und un¬
terhielt ſeinen Geiſt mit ſeiner Kunſt, wenn
er gleich nicht arbeitete. Es konnte ihm
über¬
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/123>, abgerufen am 27.07.2024. |