Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
Das Volk nennt uns nur Wuchrer, Pfänderjuden,
Man kann sich als Lombarde nicht empfehlen;
Der Adel, der uns braucht, theilt die Gesinnung
Des Pöbels doch, man schmeichelt und beschimpft
uns,
Wie Ebbe oder Fluth es mit sich bringt:
Und dann auf's Ungewisse mich zu wagen,
Fernem Gewinn ein Capital zu opfern --
Wohl zu verlieren -- kann kein Freund verlangen;
Drum Herr Andrea, macht Euch an den Hof,
Sollizitirt, sucht Protektion, schafft Bürgen,
Dann steht Euch mein Vermögen gern zu Dienste,
Denn ich bin auch kein Thor, redlichen Vortheil
Geradhin abzuweisen. Eigentlich
Ist es des Königs Sache; seht, dort kömmt
Der junge Ritter Gerbert, sprecht mit dem,
Der gilt gar viel bei seiner Majestät.
Adieu, mein Herr Andres, auf Wiedersehn.
(ab.)
Andrea.
Rekommandir' mich Euch, mein edler Herr. --
Das ist ja recht ein ausgemachter Jude;
Ich sehe schon, so treib' ich es nicht durch,
Der kann da draus in seinen Ketten sitzen,
Die Freundschaft hier verlanget Pfand und Bürgen.

Gerbert kommt mit einem Diener.
Gerbert.
Du trafst ihn nicht? Wo kann er denn nun
seyn?
Diener.
Die Lady sprach, er such' Euch, edler Herr.

Zweite Abtheilung.
Das Volk nennt uns nur Wuchrer, Pfaͤnderjuden,
Man kann ſich als Lombarde nicht empfehlen;
Der Adel, der uns braucht, theilt die Geſinnung
Des Poͤbels doch, man ſchmeichelt und beſchimpft
uns,
Wie Ebbe oder Fluth es mit ſich bringt:
Und dann auf's Ungewiſſe mich zu wagen,
Fernem Gewinn ein Capital zu opfern —
Wohl zu verlieren — kann kein Freund verlangen;
Drum Herr Andrea, macht Euch an den Hof,
Sollizitirt, ſucht Protektion, ſchafft Buͤrgen,
Dann ſteht Euch mein Vermoͤgen gern zu Dienſte,
Denn ich bin auch kein Thor, redlichen Vortheil
Geradhin abzuweiſen. Eigentlich
Iſt es des Koͤnigs Sache; ſeht, dort koͤmmt
Der junge Ritter Gerbert, ſprecht mit dem,
Der gilt gar viel bei ſeiner Majeſtaͤt.
Adieu, mein Herr Andres, auf Wiederſehn.
(ab.)
Andrea.
Rekommandir' mich Euch, mein edler Herr. —
Das iſt ja recht ein ausgemachter Jude;
Ich ſehe ſchon, ſo treib' ich es nicht durch,
Der kann da draus in ſeinen Ketten ſitzen,
Die Freundſchaft hier verlanget Pfand und Buͤrgen.

Gerbert kommt mit einem Diener.
Gerbert.
Du trafſt ihn nicht? Wo kann er denn nun
ſeyn?
Diener.
Die Lady ſprach, er ſuch' Euch, edler Herr.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#HIERO">
                <p><pb facs="#f0068" n="58"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
Das Volk nennt uns nur Wuchrer, Pfa&#x0364;nderjuden,<lb/>
Man kann &#x017F;ich als Lombarde nicht empfehlen;<lb/>
Der Adel, der uns braucht, theilt die Ge&#x017F;innung<lb/>
Des Po&#x0364;bels doch, man &#x017F;chmeichelt und be&#x017F;chimpft<lb/><hi rendition="#et">uns,</hi><lb/>
Wie Ebbe oder Fluth es mit &#x017F;ich bringt:<lb/>
Und dann auf's Ungewi&#x017F;&#x017F;e mich zu wagen,<lb/>
Fernem Gewinn ein Capital zu opfern &#x2014;<lb/>
Wohl zu verlieren &#x2014; kann kein Freund verlangen;<lb/>
Drum Herr Andrea, macht Euch an den Hof,<lb/>
Sollizitirt, &#x017F;ucht Protektion, &#x017F;chafft Bu&#x0364;rgen,<lb/>
Dann &#x017F;teht Euch mein Vermo&#x0364;gen gern zu Dien&#x017F;te,<lb/>
Denn ich bin auch kein Thor, redlichen Vortheil<lb/>
Geradhin abzuwei&#x017F;en. Eigentlich<lb/>
I&#x017F;t es des Ko&#x0364;nigs Sache; &#x017F;eht, dort ko&#x0364;mmt<lb/>
Der junge Ritter Gerbert, &#x017F;precht mit dem,<lb/>
Der gilt gar viel bei &#x017F;einer Maje&#x017F;ta&#x0364;t.<lb/>
Adieu, mein Herr Andres, auf Wieder&#x017F;ehn.</p>
                <stage>(ab.)</stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Andrea">
                <speaker><hi rendition="#g">Andrea</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Rekommandir' mich Euch, mein edler Herr. &#x2014;<lb/>
Das i&#x017F;t ja recht ein ausgemachter Jude;<lb/>
Ich &#x017F;ehe &#x017F;chon, &#x017F;o treib' ich es nicht durch,<lb/>
Der kann da draus in &#x017F;einen Ketten &#x017F;itzen,<lb/>
Die Freund&#x017F;chaft hier verlanget Pfand und Bu&#x0364;rgen.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Gerbert</hi> kommt mit einem <hi rendition="#g">Diener</hi>.</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Gerbert">
                <speaker><hi rendition="#g">Gerbert</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Du traf&#x017F;t ihn nicht? Wo kann er denn nun<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;eyn?</hi></p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#DIENER">
                <speaker><hi rendition="#g">Diener</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Die Lady &#x017F;prach, er &#x017F;uch' Euch, edler Herr.</p>
              </sp><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0068] Zweite Abtheilung. Das Volk nennt uns nur Wuchrer, Pfaͤnderjuden, Man kann ſich als Lombarde nicht empfehlen; Der Adel, der uns braucht, theilt die Geſinnung Des Poͤbels doch, man ſchmeichelt und beſchimpft uns, Wie Ebbe oder Fluth es mit ſich bringt: Und dann auf's Ungewiſſe mich zu wagen, Fernem Gewinn ein Capital zu opfern — Wohl zu verlieren — kann kein Freund verlangen; Drum Herr Andrea, macht Euch an den Hof, Sollizitirt, ſucht Protektion, ſchafft Buͤrgen, Dann ſteht Euch mein Vermoͤgen gern zu Dienſte, Denn ich bin auch kein Thor, redlichen Vortheil Geradhin abzuweiſen. Eigentlich Iſt es des Koͤnigs Sache; ſeht, dort koͤmmt Der junge Ritter Gerbert, ſprecht mit dem, Der gilt gar viel bei ſeiner Majeſtaͤt. Adieu, mein Herr Andres, auf Wiederſehn. (ab.) Andrea. Rekommandir' mich Euch, mein edler Herr. — Das iſt ja recht ein ausgemachter Jude; Ich ſehe ſchon, ſo treib' ich es nicht durch, Der kann da draus in ſeinen Ketten ſitzen, Die Freundſchaft hier verlanget Pfand und Buͤrgen. Gerbert kommt mit einem Diener. Gerbert. Du trafſt ihn nicht? Wo kann er denn nun ſeyn? Diener. Die Lady ſprach, er ſuch' Euch, edler Herr.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/68
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/68>, abgerufen am 21.11.2024.