Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Halb oder ganz, wie Ihr es wollt, drum kommtMit mir zur Stadt -- Limosin. Mein Freund, Du möchtest wohl Mit diesem plumpen Mährchen Bauern täuschen, Doch mich nicht, Deinen Oheim. Ich kenn' das Haus, Von oben, unten, alle Gäng' und Winkel. Kind, sey gescheid, thu Dir nicht selbst zu nah. Andalosia. Ihr glaubt nicht, und ich spreche nun kein Wort. Limosin. Du sagst mir nicht, wie es beschaffen? Andalosia. Nein! Limosin. (öfnet eine Thür nach innen.) Mein guter Sohn, besinne dich, ich bitte, Dort stehn die Knechte, sieh, und auch daneben Die Folterbank. Du hast doch selbst wohl neulich Gesehn, wie man den Räuber inquirirte, Daß seiner Glieder Bande fast zerrissen, Bis er gestand? Was war damit gewonnen? Bekenne Du mein Freund mit ganzen Gliedern. Andalosia. Ich schaudre, bin gefangen, seh' es wohl. Doch wenn ich mich entdeckt, so bin ich frei? Limosin. Natürlich. Andalosia. Nun so scheid ich denn von Dir Du reiche Gabe, die das Glück mir gönnte. Es muß seyn, -- also seys -- es war ein Traum; Bleibt mir doch Lebenskraft, Gesundheitsfülle. -- Fortunat. Halb oder ganz, wie Ihr es wollt, drum kommtMit mir zur Stadt — Limoſin. Mein Freund, Du moͤchteſt wohl Mit dieſem plumpen Maͤhrchen Bauern taͤuſchen, Doch mich nicht, Deinen Oheim. Ich kenn' das Haus, Von oben, unten, alle Gaͤng' und Winkel. Kind, ſey geſcheid, thu Dir nicht ſelbſt zu nah. Andaloſia. Ihr glaubt nicht, und ich ſpreche nun kein Wort. Limoſin. Du ſagſt mir nicht, wie es beſchaffen? Andaloſia. Nein! Limoſin. (oͤfnet eine Thuͤr nach innen.) Mein guter Sohn, beſinne dich, ich bitte, Dort ſtehn die Knechte, ſieh, und auch daneben Die Folterbank. Du haſt doch ſelbſt wohl neulich Geſehn, wie man den Raͤuber inquirirte, Daß ſeiner Glieder Bande faſt zerriſſen, Bis er geſtand? Was war damit gewonnen? Bekenne Du mein Freund mit ganzen Gliedern. Andaloſia. Ich ſchaudre, bin gefangen, ſeh' es wohl. Doch wenn ich mich entdeckt, ſo bin ich frei? Limoſin. Natuͤrlich. Andaloſia. Nun ſo ſcheid ich denn von Dir Du reiche Gabe, die das Gluͤck mir goͤnnte. Es muß ſeyn, — alſo ſeys — es war ein Traum; Bleibt mir doch Lebenskraft, Geſundheitsfuͤlle. — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Andaloſia"> <p><pb facs="#f0493" n="483"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> Halb oder ganz, wie Ihr es wollt, drum kommt<lb/> Mit mir zur Stadt —</p> </sp><lb/> <sp who="#Limoſin"> <speaker><hi rendition="#g">Limoſin</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Mein Freund, Du moͤchteſt wohl</hi><lb/> Mit dieſem plumpen Maͤhrchen Bauern taͤuſchen,<lb/> Doch mich nicht, Deinen Oheim. Ich kenn' das<lb/><hi rendition="#et">Haus,</hi><lb/> Von oben, unten, alle Gaͤng' und Winkel.<lb/> Kind, ſey geſcheid, thu Dir nicht ſelbſt zu nah.</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Ihr glaubt nicht, und ich ſpreche nun kein Wort.</p> </sp><lb/> <sp who="#Limoſin"> <speaker><hi rendition="#g">Limoſin</hi>.</speaker><lb/> <p>Du ſagſt mir nicht, wie es beſchaffen?</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Nein!</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#Limoſin"> <speaker><hi rendition="#g">Limoſin</hi>.</speaker> <stage>(oͤfnet eine Thuͤr nach innen.)</stage><lb/> <p>Mein guter Sohn, beſinne dich, ich bitte,<lb/> Dort ſtehn die Knechte, ſieh, und auch daneben<lb/> Die Folterbank. Du haſt doch ſelbſt wohl neulich<lb/> Geſehn, wie man den Raͤuber inquirirte,<lb/> Daß ſeiner Glieder Bande faſt zerriſſen,<lb/> Bis er geſtand? Was war damit gewonnen?<lb/> Bekenne Du mein Freund mit ganzen Gliedern.</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich ſchaudre, bin gefangen, ſeh' es wohl.<lb/> Doch wenn ich mich entdeckt, ſo bin ich frei?</p> </sp><lb/> <sp who="#Limoſin"> <speaker><hi rendition="#g">Limoſin</hi>.</speaker><lb/> <p>Natuͤrlich.</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Nun ſo ſcheid ich denn von Dir</hi><lb/> Du reiche Gabe, die das Gluͤck mir goͤnnte.<lb/> Es muß ſeyn, — alſo ſeys — es war ein Traum;<lb/> Bleibt mir doch Lebenskraft, Geſundheitsfuͤlle. —<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [483/0493]
Fortunat.
Halb oder ganz, wie Ihr es wollt, drum kommt
Mit mir zur Stadt —
Limoſin.
Mein Freund, Du moͤchteſt wohl
Mit dieſem plumpen Maͤhrchen Bauern taͤuſchen,
Doch mich nicht, Deinen Oheim. Ich kenn' das
Haus,
Von oben, unten, alle Gaͤng' und Winkel.
Kind, ſey geſcheid, thu Dir nicht ſelbſt zu nah.
Andaloſia.
Ihr glaubt nicht, und ich ſpreche nun kein Wort.
Limoſin.
Du ſagſt mir nicht, wie es beſchaffen?
Andaloſia.
Nein!
Limoſin. (oͤfnet eine Thuͤr nach innen.)
Mein guter Sohn, beſinne dich, ich bitte,
Dort ſtehn die Knechte, ſieh, und auch daneben
Die Folterbank. Du haſt doch ſelbſt wohl neulich
Geſehn, wie man den Raͤuber inquirirte,
Daß ſeiner Glieder Bande faſt zerriſſen,
Bis er geſtand? Was war damit gewonnen?
Bekenne Du mein Freund mit ganzen Gliedern.
Andaloſia.
Ich ſchaudre, bin gefangen, ſeh' es wohl.
Doch wenn ich mich entdeckt, ſo bin ich frei?
Limoſin.
Natuͤrlich.
Andaloſia.
Nun ſo ſcheid ich denn von Dir
Du reiche Gabe, die das Gluͤck mir goͤnnte.
Es muß ſeyn, — alſo ſeys — es war ein Traum;
Bleibt mir doch Lebenskraft, Geſundheitsfuͤlle. —
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