Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. gen einmal wieder? Herzenskind, es ist ja eineEwigkeit, daß ich nichts von Dir gehört habe. Dietrich. O lieber, lieber alter Vater -- Daniel. Verschnaufe Dich, Junge, sammle Dich: -- sieh, das kann ordentlich weinen, das hab' ich nie möglich machen können. Dietrich, die Thränen sollen Dir baares Geld eintragen, denn so gerührt, wie jezt, bin ich in meinem Leben nicht gewesen. Dietrich. Ach, lieber Vater, man bleibt doch am Ende ein Mensch, wenn man auch ganz unmenschliche Schicksale erlebt hat. Daniel. Setz Dich. Da, trink. Hast Du viel erlebt? Mit wem kommst Du? Dietrich. Mit einem Grafen Theodor; der bringt die Königinn her. Daniel. Bleib jezt hier im Hause, es ist für alle Fälle besser. -- Nun erzähle. Dietrich. Von meinem Herrn Andalosia ging ich weg, als er alles durchgebracht hatte. Daniel. Das weiß ich von ihm selbst. Dietrich. Ich kam zu dem Grafen Theo- dor, der mir schon lange gut war. Aber es war nicht so, wie ich gehofft hatte, der Herr war gei- zig, sah selbst nach allem, und mein Bischen, was ich mir erspart hatte, mußte ich ihm auch geben, es mir aufzuheben, wie er sagte. Ich solls noch wieder kriegen. Daniel. Dummkopf! Wars viel? Dietrich. Doch an zweitausend Goldstücke, die nach unserm Gelde mehr als viertausend Du- katen machen. Fortunat. gen einmal wieder? Herzenskind, es iſt ja eineEwigkeit, daß ich nichts von Dir gehoͤrt habe. Dietrich. O lieber, lieber alter Vater — Daniel. Verſchnaufe Dich, Junge, ſammle Dich: — ſieh, das kann ordentlich weinen, das hab' ich nie moͤglich machen koͤnnen. Dietrich, die Thraͤnen ſollen Dir baares Geld eintragen, denn ſo geruͤhrt, wie jezt, bin ich in meinem Leben nicht geweſen. Dietrich. Ach, lieber Vater, man bleibt doch am Ende ein Menſch, wenn man auch ganz unmenſchliche Schickſale erlebt hat. Daniel. Setz Dich. Da, trink. Haſt Du viel erlebt? Mit wem kommſt Du? Dietrich. Mit einem Grafen Theodor; der bringt die Koͤniginn her. Daniel. Bleib jezt hier im Hauſe, es iſt fuͤr alle Faͤlle beſſer. — Nun erzaͤhle. Dietrich. Von meinem Herrn Andaloſia ging ich weg, als er alles durchgebracht hatte. Daniel. Das weiß ich von ihm ſelbſt. Dietrich. Ich kam zu dem Grafen Theo- dor, der mir ſchon lange gut war. Aber es war nicht ſo, wie ich gehofft hatte, der Herr war gei- zig, ſah ſelbſt nach allem, und mein Bischen, was ich mir erſpart hatte, mußte ich ihm auch geben, es mir aufzuheben, wie er ſagte. Ich ſolls noch wieder kriegen. Daniel. Dummkopf! Wars viel? Dietrich. Doch an zweitauſend Goldſtuͤcke, die nach unſerm Gelde mehr als viertauſend Du- katen machen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Daniel"> <p><pb facs="#f0469" n="459"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> gen einmal wieder? 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Fortunat.
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Daniel. Verſchnaufe Dich, Junge, ſammle
Dich: — ſieh, das kann ordentlich weinen, das
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Thraͤnen ſollen Dir baares Geld eintragen, denn
ſo geruͤhrt, wie jezt, bin ich in meinem Leben nicht
geweſen.
Dietrich. Ach, lieber Vater, man bleibt
doch am Ende ein Menſch, wenn man auch ganz
unmenſchliche Schickſale erlebt hat.
Daniel. Setz Dich. Da, trink. Haſt Du
viel erlebt? Mit wem kommſt Du?
Dietrich. Mit einem Grafen Theodor; der
bringt die Koͤniginn her.
Daniel. Bleib jezt hier im Hauſe, es iſt
fuͤr alle Faͤlle beſſer. — Nun erzaͤhle.
Dietrich. Von meinem Herrn Andaloſia
ging ich weg, als er alles durchgebracht hatte.
Daniel. Das weiß ich von ihm ſelbſt.
Dietrich. Ich kam zu dem Grafen Theo-
dor, der mir ſchon lange gut war. Aber es war
nicht ſo, wie ich gehofft hatte, der Herr war gei-
zig, ſah ſelbſt nach allem, und mein Bischen, was
ich mir erſpart hatte, mußte ich ihm auch geben,
es mir aufzuheben, wie er ſagte. Ich ſolls noch
wieder kriegen.
Daniel. Dummkopf! Wars viel?
Dietrich. Doch an zweitauſend Goldſtuͤcke,
die nach unſerm Gelde mehr als viertauſend Du-
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