Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. nicht witzig und spaßhaft gewesen, -- o Maje-stät, so giebt es nachher gewichtige Schläge, -- und, wie kann man wohl zu allen Zeiten schalk- haft und scherzhaft seyn? -- Und noch dazu, da mich immer eine Gänsehaut überläuft, so wie ich nur seine Nase gewahr werde. König. Du dauerst mich. Dietrich. Bedanke mich der hohen Ehre. -- Mein einziger Trost ist, daß ich auch wohl bald das Kuriren von ihm weg haben werde. König. Du? Dietrich. Ja, es ist gar nicht schwer. Heut schickte er mich zu meinem vorigen Herrn, dem Herrn Theodor, der doch die großen Hörner hatte, ach! ihre Majestät, es war ein respektabler An- blick -- er saß damit in seinem Großvaterstuhl, als wenn er die ganze Welt regieren wollte -- Nun gut! mein Herr Großnase hatte mir nur vier Pillen, wie die Brodkügelchen mitgegeben, die ver- schluckte mein Bel zu Babel, da thats ihm einen Ruck im Gehirn, krack! und das Geweih rap- pelte herunter, so nett, als wenn einer im Ke- gelspiel alle neune wirft. Es scheint, wie es Fie- ber- und Gichtdoktoren giebt, so ist der ein rech- ter ausgelernter Horndoktor; er hat die Kunst wohl in Paris gelernt. König. Gewiß? Dietrich. Es fehlt ihm gar nicht; eins, zwei, drei, schießen sie herunter, daß es nur eine Lust ist: ich habs an mir selbst erlebt. Ray-
Zweite Abtheilung. nicht witzig und ſpaßhaft geweſen, — o Maje-ſtaͤt, ſo giebt es nachher gewichtige Schlaͤge, — und, wie kann man wohl zu allen Zeiten ſchalk- haft und ſcherzhaft ſeyn? — Und noch dazu, da mich immer eine Gaͤnſehaut uͤberlaͤuft, ſo wie ich nur ſeine Naſe gewahr werde. Koͤnig. Du dauerſt mich. Dietrich. Bedanke mich der hohen Ehre. — Mein einziger Troſt iſt, daß ich auch wohl bald das Kuriren von ihm weg haben werde. Koͤnig. Du? Dietrich. Ja, es iſt gar nicht ſchwer. Heut ſchickte er mich zu meinem vorigen Herrn, dem Herrn Theodor, der doch die großen Hoͤrner hatte, ach! ihre Majeſtaͤt, es war ein reſpektabler An- blick — er ſaß damit in ſeinem Großvaterſtuhl, als wenn er die ganze Welt regieren wollte — Nun gut! mein Herr Großnaſe hatte mir nur vier Pillen, wie die Brodkuͤgelchen mitgegeben, die ver- ſchluckte mein Bel zu Babel, da thats ihm einen Ruck im Gehirn, krack! und das Geweih rap- pelte herunter, ſo nett, als wenn einer im Ke- gelſpiel alle neune wirft. Es ſcheint, wie es Fie- ber- und Gichtdoktoren giebt, ſo iſt der ein rech- ter ausgelernter Horndoktor; er hat die Kunſt wohl in Paris gelernt. Koͤnig. Gewiß? Dietrich. Es fehlt ihm gar nicht; eins, zwei, drei, ſchießen ſie herunter, daß es nur eine Luſt iſt: ich habs an mir ſelbſt erlebt. Ray-
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Zweite Abtheilung.
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ſtaͤt, ſo giebt es nachher gewichtige Schlaͤge, —
und, wie kann man wohl zu allen Zeiten ſchalk-
haft und ſcherzhaft ſeyn? — Und noch dazu, da
mich immer eine Gaͤnſehaut uͤberlaͤuft, ſo wie ich
nur ſeine Naſe gewahr werde.
Koͤnig. Du dauerſt mich.
Dietrich. Bedanke mich der hohen Ehre. —
Mein einziger Troſt iſt, daß ich auch wohl bald
das Kuriren von ihm weg haben werde.
Koͤnig. Du?
Dietrich. Ja, es iſt gar nicht ſchwer. Heut
ſchickte er mich zu meinem vorigen Herrn, dem
Herrn Theodor, der doch die großen Hoͤrner hatte,
ach! ihre Majeſtaͤt, es war ein reſpektabler An-
blick — er ſaß damit in ſeinem Großvaterſtuhl,
als wenn er die ganze Welt regieren wollte —
Nun gut! mein Herr Großnaſe hatte mir nur vier
Pillen, wie die Brodkuͤgelchen mitgegeben, die ver-
ſchluckte mein Bel zu Babel, da thats ihm einen
Ruck im Gehirn, krack! und das Geweih rap-
pelte herunter, ſo nett, als wenn einer im Ke-
gelſpiel alle neune wirft. Es ſcheint, wie es Fie-
ber- und Gichtdoktoren giebt, ſo iſt der ein rech-
ter ausgelernter Horndoktor; er hat die Kunſt
wohl in Paris gelernt.
Koͤnig. Gewiß?
Dietrich. Es fehlt ihm gar nicht; eins,
zwei, drei, ſchießen ſie herunter, daß es nur eine
Luſt iſt: ich habs an mir ſelbſt erlebt.
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