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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
mir die Zunge zeigte, -- sagts ihm einmal, Herr
Aufseher.
Martin. Das thut er niemals.
Bertha. (beiseit zu Martin) Mann, die Spitz-
büberei wird heraus kommen.
Martin. Sey unbesorgt, der Knebel sitzt
ihm zu fest.
Bürger. Seht, wie das Thier sich würget.
Es hat Krämpfe.
Frau. Ich glaube, er freut sich, wieder un-
ter vernünftigen Menschen zu seyn.
Martin. (für sich.) Der Kerl macht mich doch
bange. -- Sitz still, Du da drinn!
Frau. Laßt ihm doch den Spaß, sein Ge-
sicht zu verdrehn, die Affen thun es ja auch.
Mann. Seht, wie er mit den rauhen Bei-
nen um sich stampft, und mit den Händen am
Kopf arbeitet.
Bertha. Mann, -- Du wirst sehn --
Martin. Wir wollen mit ihm in das Wirths-
haus fahren.
Bürger. Nein, laßt ihn noch hier, wir
wollen ihn noch betrachten. Er soll hier bleiben!
Ausrufer. (heimlich zu Martin.) Da habt
Ihr das Geld, es ist ansehnlich viel eingekom-
men, macht die Leute ja nicht böse.
Martin. (tritt an den Käfig.) Mensch! jetzt
stille, oder wir sprechen uns nachher!
Erst. Mann. Er ist ja kein Mensch; er
ist ja ein Waldteufel, ein alter Heide.
Dietrich. (hat endlich den Knebel los gemacht.) Ach,
lieben Leute, nichts weniger als das: seht, ich
Fortunat.
mir die Zunge zeigte, — ſagts ihm einmal, Herr
Aufſeher.
Martin. Das thut er niemals.
Bertha. (beiſeit zu Martin) Mann, die Spitz-
buͤberei wird heraus kommen.
Martin. Sey unbeſorgt, der Knebel ſitzt
ihm zu feſt.
Buͤrger. Seht, wie das Thier ſich wuͤrget.
Es hat Kraͤmpfe.
Frau. Ich glaube, er freut ſich, wieder un-
ter vernuͤnftigen Menſchen zu ſeyn.
Martin. (fuͤr ſich.) Der Kerl macht mich doch
bange. — Sitz ſtill, Du da drinn!
Frau. Laßt ihm doch den Spaß, ſein Ge-
ſicht zu verdrehn, die Affen thun es ja auch.
Mann. Seht, wie er mit den rauhen Bei-
nen um ſich ſtampft, und mit den Haͤnden am
Kopf arbeitet.
Bertha. Mann, — Du wirſt ſehn —
Martin. Wir wollen mit ihm in das Wirths-
haus fahren.
Buͤrger. Nein, laßt ihn noch hier, wir
wollen ihn noch betrachten. Er ſoll hier bleiben!
Ausrufer. (heimlich zu Martin.) Da habt
Ihr das Geld, es iſt anſehnlich viel eingekom-
men, macht die Leute ja nicht boͤſe.
Martin. (tritt an den Kaͤfig.) Menſch! jetzt
ſtille, oder wir ſprechen uns nachher!
Erſt. Mann. Er iſt ja kein Menſch; er
iſt ja ein Waldteufel, ein alter Heide.
Dietrich. (hat endlich den Knebel los gemacht.) Ach,
lieben Leute, nichts weniger als das: ſeht, ich
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[411/0421] Fortunat. mir die Zunge zeigte, — ſagts ihm einmal, Herr Aufſeher. Martin. Das thut er niemals. Bertha. (beiſeit zu Martin) Mann, die Spitz- buͤberei wird heraus kommen. Martin. Sey unbeſorgt, der Knebel ſitzt ihm zu feſt. Buͤrger. Seht, wie das Thier ſich wuͤrget. Es hat Kraͤmpfe. Frau. Ich glaube, er freut ſich, wieder un- ter vernuͤnftigen Menſchen zu ſeyn. Martin. (fuͤr ſich.) Der Kerl macht mich doch bange. — Sitz ſtill, Du da drinn! Frau. Laßt ihm doch den Spaß, ſein Ge- ſicht zu verdrehn, die Affen thun es ja auch. Mann. Seht, wie er mit den rauhen Bei- nen um ſich ſtampft, und mit den Haͤnden am Kopf arbeitet. Bertha. Mann, — Du wirſt ſehn — Martin. Wir wollen mit ihm in das Wirths- haus fahren. Buͤrger. Nein, laßt ihn noch hier, wir wollen ihn noch betrachten. Er ſoll hier bleiben! Ausrufer. (heimlich zu Martin.) Da habt Ihr das Geld, es iſt anſehnlich viel eingekom- men, macht die Leute ja nicht boͤſe. Martin. (tritt an den Kaͤfig.) Menſch! jetzt ſtille, oder wir ſprechen uns nachher! Erſt. Mann. Er iſt ja kein Menſch; er iſt ja ein Waldteufel, ein alter Heide. Dietrich. (hat endlich den Knebel los gemacht.) Ach, lieben Leute, nichts weniger als das: ſeht, ich

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/421>, abgerufen am 15.05.2024.