Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortunat.
ster Flint! Ihr sollt eiligst vor den König geführt
werden.
Flint. Mein Himmel -- ich -- der Anzug --
Laufer. Wie er geht und steht, hat Seine
Majestät gesagt. Ich soll Euch mitbringen.
Flint. Nun, so gehn wir. Doch, den Hut
wenigstens.
(schnell mit dem Laufer ab.)
Frau. Da haben wir das Malhör, sein loses
Maul hat ihn gewiß ins Unglück gestürzt, er spricht
über alles, über alle Minister, spaßt über den Kö-
nig, nennt ihn immer einen guten Mann, sagt, er
möchte mal auf acht Monat den Staat regieren,
spricht, das das Parlament nichts tauge, o weh,
den Mann seh' ich nicht wieder, ich und meine
Kinder sind elend auf zeitlebens.
1. Gesell. Es ist vielleicht nicht so schlimm,
Frau Meisterinn, vielleicht hat die sehnsüchtige Locke
am Hofe sein Glück gemacht, die Erfindung gefiel
der Prinzessinn ganz vorzüglich.

Der Leibarzt kömmt.
Leibarzt. Rasirt mich schnell, Ihr wißt,
wie ich es gern habe.
(setzt sich.)
Gesell. Der Bart wächst stark bei der
Hitze.
(barbiert ihn.)
Frau. Ach, Ihr Hochgelahrt, mein Mann,
der unglückselige Mensch, ist schnell nach Hofe
zitirt, -- wißt Ihr nicht, warum?
Leibarzt. Nein!
Frau. Ach, wenn es vor Hochgelahrt ein
Geheimniß ist, so muß es fürchterlich seyn. Er
wird doch wohl nicht festgenommen und unter die
Miliz gesteckt?

Fortunat.
ſter Flint! Ihr ſollt eiligſt vor den Koͤnig gefuͤhrt
werden.
Flint. Mein Himmel — ich — der Anzug —
Laufer. Wie er geht und ſteht, hat Seine
Majeſtaͤt geſagt. Ich ſoll Euch mitbringen.
Flint. Nun, ſo gehn wir. Doch, den Hut
wenigſtens.
(ſchnell mit dem Laufer ab.)
Frau. Da haben wir das Malhoͤr, ſein loſes
Maul hat ihn gewiß ins Ungluͤck geſtuͤrzt, er ſpricht
uͤber alles, uͤber alle Miniſter, ſpaßt uͤber den Koͤ-
nig, nennt ihn immer einen guten Mann, ſagt, er
moͤchte mal auf acht Monat den Staat regieren,
ſpricht, das das Parlament nichts tauge, o weh,
den Mann ſeh' ich nicht wieder, ich und meine
Kinder ſind elend auf zeitlebens.
1. Geſell. Es iſt vielleicht nicht ſo ſchlimm,
Frau Meiſterinn, vielleicht hat die ſehnſuͤchtige Locke
am Hofe ſein Gluͤck gemacht, die Erfindung gefiel
der Prinzeſſinn ganz vorzuͤglich.

Der Leibarzt koͤmmt.
Leibarzt. Raſirt mich ſchnell, Ihr wißt,
wie ich es gern habe.
(ſetzt ſich.)
Geſell. Der Bart waͤchſt ſtark bei der
Hitze.
(barbiert ihn.)
Frau. Ach, Ihr Hochgelahrt, mein Mann,
der ungluͤckſelige Menſch, iſt ſchnell nach Hofe
zitirt, — wißt Ihr nicht, warum?
Leibarzt. Nein!
Frau. Ach, wenn es vor Hochgelahrt ein
Geheimniß iſt, ſo muß es fuͤrchterlich ſeyn. Er
wird doch wohl nicht feſtgenommen und unter die
Miliz geſteckt?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#Laufer">
                <p><pb facs="#f0409" n="399"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/>
&#x017F;ter Flint! Ihr &#x017F;ollt eilig&#x017F;t vor den Ko&#x0364;nig gefu&#x0364;hrt<lb/>
werden.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Flint">
                <speaker><hi rendition="#g">Flint</hi>.</speaker>
                <p>Mein Himmel &#x2014; ich &#x2014; der Anzug &#x2014;</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Laufer">
                <speaker><hi rendition="#g">Laufer</hi>.</speaker>
                <p>Wie er geht und &#x017F;teht, hat Seine<lb/>
Maje&#x017F;ta&#x0364;t ge&#x017F;agt. Ich &#x017F;oll Euch mitbringen.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Flint">
                <speaker><hi rendition="#g">Flint</hi>.</speaker>
                <p>Nun, &#x017F;o gehn wir. Doch, den Hut<lb/>
wenig&#x017F;tens.</p>
                <stage>(&#x017F;chnell mit dem Laufer ab.)</stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Frau">
                <speaker><hi rendition="#g">Frau</hi>.</speaker>
                <p>Da haben wir das Malho&#x0364;r, &#x017F;ein lo&#x017F;es<lb/>
Maul hat ihn gewiß ins Unglu&#x0364;ck ge&#x017F;tu&#x0364;rzt, er &#x017F;pricht<lb/>
u&#x0364;ber alles, u&#x0364;ber alle Mini&#x017F;ter, &#x017F;paßt u&#x0364;ber den Ko&#x0364;-<lb/>
nig, nennt ihn immer einen guten Mann, &#x017F;agt, er<lb/>
mo&#x0364;chte mal auf acht Monat den Staat regieren,<lb/>
&#x017F;pricht, das das Parlament nichts tauge, o weh,<lb/>
den Mann &#x017F;eh' ich nicht wieder, ich und meine<lb/>
Kinder &#x017F;ind elend auf zeitlebens.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#1Ge&#x017F;ell">
                <speaker>1. <hi rendition="#g">Ge&#x017F;ell</hi>.</speaker>
                <p>Es i&#x017F;t vielleicht nicht &#x017F;o &#x017F;chlimm,<lb/>
Frau Mei&#x017F;terinn, vielleicht hat die &#x017F;ehn&#x017F;u&#x0364;chtige Locke<lb/>
am Hofe &#x017F;ein Glu&#x0364;ck gemacht, die Erfindung gefiel<lb/>
der Prinze&#x017F;&#x017F;inn ganz vorzu&#x0364;glich.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Leibarzt</hi> ko&#x0364;mmt.</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Leibarzt">
                <speaker><hi rendition="#g">Leibarzt</hi>.</speaker>
                <p>Ra&#x017F;irt mich &#x017F;chnell, Ihr wißt,<lb/>
wie ich es gern habe.</p>
                <stage>(&#x017F;etzt &#x017F;ich.)</stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Ge&#x017F;ell">
                <speaker><hi rendition="#g">Ge&#x017F;ell</hi>.</speaker>
                <p>Der Bart wa&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;tark bei der<lb/>
Hitze.</p>
                <stage>(barbiert ihn.)</stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Frau">
                <speaker><hi rendition="#g">Frau</hi>.</speaker>
                <p>Ach, Ihr Hochgelahrt, mein Mann,<lb/>
der unglu&#x0364;ck&#x017F;elige Men&#x017F;ch, i&#x017F;t &#x017F;chnell nach Hofe<lb/>
zitirt, &#x2014; wißt Ihr nicht, warum?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Leibarzt">
                <speaker><hi rendition="#g">Leibarzt</hi>.</speaker>
                <p>Nein!</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Frau">
                <speaker><hi rendition="#g">Frau</hi>.</speaker>
                <p>Ach, wenn es vor Hochgelahrt ein<lb/>
Geheimniß i&#x017F;t, &#x017F;o muß es fu&#x0364;rchterlich &#x017F;eyn. Er<lb/>
wird doch wohl nicht fe&#x017F;tgenommen und unter die<lb/>
Miliz ge&#x017F;teckt?</p>
              </sp><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0409] Fortunat. ſter Flint! Ihr ſollt eiligſt vor den Koͤnig gefuͤhrt werden. Flint. Mein Himmel — ich — der Anzug — Laufer. Wie er geht und ſteht, hat Seine Majeſtaͤt geſagt. Ich ſoll Euch mitbringen. Flint. Nun, ſo gehn wir. Doch, den Hut wenigſtens. (ſchnell mit dem Laufer ab.) Frau. Da haben wir das Malhoͤr, ſein loſes Maul hat ihn gewiß ins Ungluͤck geſtuͤrzt, er ſpricht uͤber alles, uͤber alle Miniſter, ſpaßt uͤber den Koͤ- nig, nennt ihn immer einen guten Mann, ſagt, er moͤchte mal auf acht Monat den Staat regieren, ſpricht, das das Parlament nichts tauge, o weh, den Mann ſeh' ich nicht wieder, ich und meine Kinder ſind elend auf zeitlebens. 1. Geſell. Es iſt vielleicht nicht ſo ſchlimm, Frau Meiſterinn, vielleicht hat die ſehnſuͤchtige Locke am Hofe ſein Gluͤck gemacht, die Erfindung gefiel der Prinzeſſinn ganz vorzuͤglich. Der Leibarzt koͤmmt. Leibarzt. Raſirt mich ſchnell, Ihr wißt, wie ich es gern habe. (ſetzt ſich.) Geſell. Der Bart waͤchſt ſtark bei der Hitze. (barbiert ihn.) Frau. Ach, Ihr Hochgelahrt, mein Mann, der ungluͤckſelige Menſch, iſt ſchnell nach Hofe zitirt, — wißt Ihr nicht, warum? Leibarzt. Nein! Frau. Ach, wenn es vor Hochgelahrt ein Geheimniß iſt, ſo muß es fuͤrchterlich ſeyn. Er wird doch wohl nicht feſtgenommen und unter die Miliz geſteckt?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/409
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/409>, abgerufen am 15.05.2024.