Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortunat.
Was gab sie Weibern denn zum Kampfe? Schön-
heit!
Ists nun zu klagen, wenn sie mit der Schönheit
Zum Kampf zugleich der Gemse Horn erhalten?
Man sagt sich heimlich, daß ein großer Herr.
Mit diesem Wunder ebenfalls begabt;
Ist meine Anmaßung nicht all zu groß,
Wenn ich in Politik zugleich mich mische,
So rieth' ich, beide zu vermählen gleich,
Damit die neue Menschheit sich verbreite,
Die doppelt dann bewehrt, mit Schwerdt und Horn
Unüberwindlich wird. Ist wahr die Meinung,
Daß Aepfel diese Umwandlung geschaffen,
Schiffsladungen von diesen Früchten sollte
Man holen, um das Volk auch zu veredlen,
Denn würden wir Kraft, Kühnheit, Tapferkeit,
Gesundheit, Freiheit blühen sehn im Lande,
König.
Curios! Nach Eurer Meinung müßte man
Sich zu dem Unglück gar noch gratuliren;
So wäre denn Collegium medicum
Und Rathschlag drüber leere Tändelel;
Das ist am allermeisten mir entgegen.
Wie? Vogel, Affe, Stier zu werden wünschen?
Wies Euch beliebt, doch ists nicht mein Geschmack
Leibarzt.
Es scheint, daß gar nichts Euren Beifall hat.
König.
Auf keinen Fall; sprecht Ihr nun was Gescheiters.
Leibarzt.
Darf ich es wagen frei, ganz frei zu sprechen,
So schmeichl' ich mir, wohl ohne Operation,
Fortunat.
Was gab ſie Weibern denn zum Kampfe? Schoͤn-
heit!
Iſts nun zu klagen, wenn ſie mit der Schoͤnheit
Zum Kampf zugleich der Gemſe Horn erhalten?
Man ſagt ſich heimlich, daß ein großer Herr.
Mit dieſem Wunder ebenfalls begabt;
Iſt meine Anmaßung nicht all zu groß,
Wenn ich in Politik zugleich mich miſche,
So rieth' ich, beide zu vermaͤhlen gleich,
Damit die neue Menſchheit ſich verbreite,
Die doppelt dann bewehrt, mit Schwerdt und Horn
Unuͤberwindlich wird. Iſt wahr die Meinung,
Daß Aepfel dieſe Umwandlung geſchaffen,
Schiffsladungen von dieſen Fruͤchten ſollte
Man holen, um das Volk auch zu veredlen,
Denn wuͤrden wir Kraft, Kuͤhnheit, Tapferkeit,
Geſundheit, Freiheit bluͤhen ſehn im Lande,
Koͤnig.
Curios! Nach Eurer Meinung muͤßte man
Sich zu dem Ungluͤck gar noch gratuliren;
So waͤre denn Collegium medicum
Und Rathſchlag druͤber leere Taͤndelel;
Das iſt am allermeiſten mir entgegen.
Wie? Vogel, Affe, Stier zu werden wuͤnſchen?
Wies Euch beliebt, doch iſts nicht mein Geſchmack
Leibarzt.
Es ſcheint, daß gar nichts Euren Beifall hat.
Koͤnig.
Auf keinen Fall; ſprecht Ihr nun was Geſcheiters.
Leibarzt.
Darf ich es wagen frei, ganz frei zu ſprechen,
So ſchmeichl' ich mir, wohl ohne Operation,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#3Doktor">
                <p><pb facs="#f0403" n="393"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/>
Was gab &#x017F;ie Weibern denn zum Kampfe? Scho&#x0364;n-<lb/><hi rendition="#et">heit!</hi><lb/>
I&#x017F;ts nun zu klagen, wenn &#x017F;ie mit der Scho&#x0364;nheit<lb/>
Zum Kampf zugleich der Gem&#x017F;e Horn erhalten?<lb/>
Man &#x017F;agt &#x017F;ich heimlich, daß ein großer Herr.<lb/>
Mit die&#x017F;em Wunder ebenfalls begabt;<lb/>
I&#x017F;t meine Anmaßung nicht all zu groß,<lb/>
Wenn ich in Politik zugleich mich mi&#x017F;che,<lb/>
So rieth' ich, beide zu verma&#x0364;hlen gleich,<lb/>
Damit die neue Men&#x017F;chheit &#x017F;ich verbreite,<lb/>
Die doppelt dann bewehrt, mit Schwerdt und Horn<lb/>
Unu&#x0364;berwindlich wird. I&#x017F;t wahr die Meinung,<lb/>
Daß Aepfel die&#x017F;e Umwandlung ge&#x017F;chaffen,<lb/>
Schiffsladungen von die&#x017F;en Fru&#x0364;chten &#x017F;ollte<lb/>
Man holen, um das Volk auch zu veredlen,<lb/>
Denn wu&#x0364;rden wir Kraft, Ku&#x0364;hnheit, Tapferkeit,<lb/>
Ge&#x017F;undheit, Freiheit blu&#x0364;hen &#x017F;ehn im Lande,</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Ko&#x0364;nig">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Curios! Nach Eurer Meinung mu&#x0364;ßte man<lb/>
Sich zu dem Unglu&#x0364;ck gar noch gratuliren;<lb/>
So wa&#x0364;re denn Collegium medicum<lb/>
Und Rath&#x017F;chlag dru&#x0364;ber leere Ta&#x0364;ndelel;<lb/>
Das i&#x017F;t am allermei&#x017F;ten mir entgegen.<lb/>
Wie? Vogel, Affe, Stier zu werden wu&#x0364;n&#x017F;chen?<lb/>
Wies Euch beliebt, doch i&#x017F;ts nicht mein Ge&#x017F;chmack</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Leibarzt">
                <speaker><hi rendition="#g">Leibarzt</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Es &#x017F;cheint, daß gar nichts Euren Beifall hat.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Ko&#x0364;nig">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Auf keinen Fall; &#x017F;precht Ihr nun was Ge&#x017F;cheiters.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Leibarzt">
                <speaker><hi rendition="#g">Leibarzt</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Darf ich es wagen frei, ganz frei zu &#x017F;prechen,<lb/>
So &#x017F;chmeichl' ich mir, wohl ohne Operation,<lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[393/0403] Fortunat. Was gab ſie Weibern denn zum Kampfe? Schoͤn- heit! Iſts nun zu klagen, wenn ſie mit der Schoͤnheit Zum Kampf zugleich der Gemſe Horn erhalten? Man ſagt ſich heimlich, daß ein großer Herr. Mit dieſem Wunder ebenfalls begabt; Iſt meine Anmaßung nicht all zu groß, Wenn ich in Politik zugleich mich miſche, So rieth' ich, beide zu vermaͤhlen gleich, Damit die neue Menſchheit ſich verbreite, Die doppelt dann bewehrt, mit Schwerdt und Horn Unuͤberwindlich wird. Iſt wahr die Meinung, Daß Aepfel dieſe Umwandlung geſchaffen, Schiffsladungen von dieſen Fruͤchten ſollte Man holen, um das Volk auch zu veredlen, Denn wuͤrden wir Kraft, Kuͤhnheit, Tapferkeit, Geſundheit, Freiheit bluͤhen ſehn im Lande, Koͤnig. Curios! Nach Eurer Meinung muͤßte man Sich zu dem Ungluͤck gar noch gratuliren; So waͤre denn Collegium medicum Und Rathſchlag druͤber leere Taͤndelel; Das iſt am allermeiſten mir entgegen. Wie? Vogel, Affe, Stier zu werden wuͤnſchen? Wies Euch beliebt, doch iſts nicht mein Geſchmack Leibarzt. Es ſcheint, daß gar nichts Euren Beifall hat. Koͤnig. Auf keinen Fall; ſprecht Ihr nun was Geſcheiters. Leibarzt. Darf ich es wagen frei, ganz frei zu ſprechen, So ſchmeichl' ich mir, wohl ohne Operation,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/403
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/403>, abgerufen am 22.11.2024.