Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Dietrich. Nur nicht viel gesprochen! Helft mir schnell los! Martin. Es ist wohl erlaubt, sich ein we- nig zu verwundern, denn so was sieht man nicht alle Tage, wenn man auch weit darum reisen wollte. Das hat noch keine Raritätenkammer auf- zuweisen. Bertha. Nehmt die Säge, Lieber, und ar- beitet ihn los. Martin. (sägt.) Die Thür wird aber ruinirt, das muß ja nachher von neuem gebaut werden. Je nun, so kriegt mein Meister desto mehr Arbeit. Dietrich. Nehmt Euch in Acht, Freund, schwazt nicht, daß Ihr mir nicht in die Hörner sägt, oder wir werden uns sprechen. Martin. Wenn er viel Flausen macht, Spaßvogel, so lasse ich ihn hier im Holze sitzen, bis ihn mit der Zeit die Würmer heraus beißen. Bertha. Eilt Euch, lieber, guter Martin, die Herrschaft möchte kommen. Dietrich. Das ist wohl einer von Deinen Liebhabern, der liebe Martin, nicht? Du Schand- fleck der Natur! Martin. Hör' er, Freund, er steht hier mit seinem krummen Rücken und Hintern so anziehend da, daß, wenn er noch mehr sein loses Maul braucht, ich ihm ein funfzig aufzählen werde. Er kann sich ja nicht einmal wehren, armseliger Na- seweis, er! Dietrich. Still, sägt, Freund, sägt, das eine Horn wird schon lose. Martin. (sägend.) Dank' er doch Gott, daß man Erbarmen mit ihm hat; wo wollte er denn Zweite Abtheilung. Dietrich. Nur nicht viel geſprochen! Helft mir ſchnell los! Martin. Es iſt wohl erlaubt, ſich ein we- nig zu verwundern, denn ſo was ſieht man nicht alle Tage, wenn man auch weit darum reiſen wollte. Das hat noch keine Raritaͤtenkammer auf- zuweiſen. Bertha. Nehmt die Saͤge, Lieber, und ar- beitet ihn los. Martin. (ſaͤgt.) Die Thuͤr wird aber ruinirt, das muß ja nachher von neuem gebaut werden. Je nun, ſo kriegt mein Meiſter deſto mehr Arbeit. Dietrich. Nehmt Euch in Acht, Freund, ſchwazt nicht, daß Ihr mir nicht in die Hoͤrner ſaͤgt, oder wir werden uns ſprechen. Martin. Wenn er viel Flauſen macht, Spaßvogel, ſo laſſe ich ihn hier im Holze ſitzen, bis ihn mit der Zeit die Wuͤrmer heraus beißen. Bertha. Eilt Euch, lieber, guter Martin, die Herrſchaft moͤchte kommen. Dietrich. Das iſt wohl einer von Deinen Liebhabern, der liebe Martin, nicht? Du Schand- fleck der Natur! Martin. Hoͤr' er, Freund, er ſteht hier mit ſeinem krummen Ruͤcken und Hintern ſo anziehend da, daß, wenn er noch mehr ſein loſes Maul braucht, ich ihm ein funfzig aufzaͤhlen werde. Er kann ſich ja nicht einmal wehren, armſeliger Na- ſeweis, er! Dietrich. Still, ſaͤgt, Freund, ſaͤgt, das eine Horn wird ſchon loſe. Martin. (ſaͤgend.) Dank' er doch Gott, daß man Erbarmen mit ihm hat; wo wollte er denn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0396" n="386"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#Dietrich"> <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker> <p>Nur nicht viel geſprochen! 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Zweite Abtheilung.
Dietrich. Nur nicht viel geſprochen! Helft
mir ſchnell los!
Martin. Es iſt wohl erlaubt, ſich ein we-
nig zu verwundern, denn ſo was ſieht man nicht
alle Tage, wenn man auch weit darum reiſen
wollte. Das hat noch keine Raritaͤtenkammer auf-
zuweiſen.
Bertha. Nehmt die Saͤge, Lieber, und ar-
beitet ihn los.
Martin. (ſaͤgt.) Die Thuͤr wird aber ruinirt,
das muß ja nachher von neuem gebaut werden.
Je nun, ſo kriegt mein Meiſter deſto mehr Arbeit.
Dietrich. Nehmt Euch in Acht, Freund,
ſchwazt nicht, daß Ihr mir nicht in die Hoͤrner
ſaͤgt, oder wir werden uns ſprechen.
Martin. Wenn er viel Flauſen macht,
Spaßvogel, ſo laſſe ich ihn hier im Holze ſitzen,
bis ihn mit der Zeit die Wuͤrmer heraus beißen.
Bertha. Eilt Euch, lieber, guter Martin,
die Herrſchaft moͤchte kommen.
Dietrich. Das iſt wohl einer von Deinen
Liebhabern, der liebe Martin, nicht? Du Schand-
fleck der Natur!
Martin. Hoͤr' er, Freund, er ſteht hier mit
ſeinem krummen Ruͤcken und Hintern ſo anziehend
da, daß, wenn er noch mehr ſein loſes Maul
braucht, ich ihm ein funfzig aufzaͤhlen werde. Er
kann ſich ja nicht einmal wehren, armſeliger Na-
ſeweis, er!
Dietrich. Still, ſaͤgt, Freund, ſaͤgt, das
eine Horn wird ſchon loſe.
Martin. (ſaͤgend.) Dank' er doch Gott, daß
man Erbarmen mit ihm hat; wo wollte er denn
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