Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortunat.
Dorothea.
Ich kenn' ihn ganz; er meint mich zu erziehn,
Wenn ich die Seine bin: mich so zu bilden
Wies ihm bequem, so schmeichelt ihm sein Dünkel:
Allein die Männer, selbst die wildesten,
Erkennen nie die Kraft, der wir gebieten,
Die sich in Anfang tief verbirgt; wir schmeicheln,
Gehorchen anfangs, Kinder scheinen wir,
Doch nach und nach entwickelt sich die Herrschaft,
Und jene, die uns ziehen wollten, sind
In kurzer Frist von uns also erzogen
Wie wir sie brauchen können; keine Thränen,
Und keine Krankheit, kein Zwist, kein Sühnen
müßte
Nicht in der Welt seyn, wenn die Frau nicht könnte.
Aus ihrem Manne machen was sie wollte.
L. Herbert.
Ihr sprecht so weise, wie die Ehefrau
Nur könnte, die drei Männer schon begraben.

Theodor tritt ein, mit Hörnern auf dem Kopf.
Dorothea.
Ei, Gott bewahr! was soll das Maskenspiel?
Theodor..
Ich selber bins; selbst ganz mit Haut und Haar!
Ne saubere Bescheerung! Schöner Glanz!
Dankt Gott nur, Fräulein Braut, daß ich den Apfel
Euch weggeschnappt, denn kaum ist er verschluckt
So schlagen schon aus mir die Kern' heraus.
L. Herbert.
Um Gottes Willen --
Theodor..
Rührt mich nicht viel an!
Fortunat.
Dorothea.
Ich kenn' ihn ganz; er meint mich zu erziehn,
Wenn ich die Seine bin: mich ſo zu bilden
Wies ihm bequem, ſo ſchmeichelt ihm ſein Duͤnkel:
Allein die Maͤnner, ſelbſt die wildeſten,
Erkennen nie die Kraft, der wir gebieten,
Die ſich in Anfang tief verbirgt; wir ſchmeicheln,
Gehorchen anfangs, Kinder ſcheinen wir,
Doch nach und nach entwickelt ſich die Herrſchaft,
Und jene, die uns ziehen wollten, ſind
In kurzer Friſt von uns alſo erzogen
Wie wir ſie brauchen koͤnnen; keine Thraͤnen,
Und keine Krankheit, kein Zwiſt, kein Suͤhnen
muͤßte
Nicht in der Welt ſeyn, wenn die Frau nicht koͤnnte.
Aus ihrem Manne machen was ſie wollte.
L. Herbert.
Ihr ſprecht ſo weiſe, wie die Ehefrau
Nur koͤnnte, die drei Maͤnner ſchon begraben.

Theodor tritt ein, mit Hoͤrnern auf dem Kopf.
Dorothea.
Ei, Gott bewahr! was ſoll das Maskenſpiel?
Theodor..
Ich ſelber bins; ſelbſt ganz mit Haut und Haar!
Ne ſaubere Beſcheerung! Schoͤner Glanz!
Dankt Gott nur, Fraͤulein Braut, daß ich den Apfel
Euch weggeſchnappt, denn kaum iſt er verſchluckt
So ſchlagen ſchon aus mir die Kern' heraus.
L. Herbert.
Um Gottes Willen —
Theodor..
Ruͤhrt mich nicht viel an!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0389" n="379"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/>
              <sp who="#Dorothea">
                <speaker><hi rendition="#g">Dorothea</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich kenn' ihn ganz; er meint mich zu erziehn,<lb/>
Wenn ich die Seine bin: mich &#x017F;o zu bilden<lb/>
Wies ihm bequem, &#x017F;o &#x017F;chmeichelt ihm &#x017F;ein Du&#x0364;nkel:<lb/>
Allein die Ma&#x0364;nner, &#x017F;elb&#x017F;t die wilde&#x017F;ten,<lb/>
Erkennen nie die Kraft, der wir gebieten,<lb/>
Die &#x017F;ich in Anfang tief verbirgt; wir &#x017F;chmeicheln,<lb/>
Gehorchen anfangs, Kinder &#x017F;cheinen wir,<lb/>
Doch nach und nach entwickelt &#x017F;ich die Herr&#x017F;chaft,<lb/>
Und jene, die uns ziehen wollten, &#x017F;ind<lb/>
In kurzer Fri&#x017F;t von uns al&#x017F;o erzogen<lb/>
Wie wir &#x017F;ie brauchen ko&#x0364;nnen; keine Thra&#x0364;nen,<lb/>
Und keine Krankheit, kein Zwi&#x017F;t, kein Su&#x0364;hnen<lb/><hi rendition="#et">mu&#x0364;ßte</hi><lb/>
Nicht in der Welt &#x017F;eyn, wenn die Frau nicht ko&#x0364;nnte.<lb/>
Aus ihrem Manne machen was &#x017F;ie wollte.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LHerbert">
                <speaker>L. <hi rendition="#g">Herbert</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ihr &#x017F;precht &#x017F;o wei&#x017F;e, wie die Ehefrau<lb/>
Nur ko&#x0364;nnte, die drei Ma&#x0364;nner &#x017F;chon begraben.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Theodor</hi> tritt ein, mit Ho&#x0364;rnern auf dem Kopf.</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Dorothea">
                <speaker><hi rendition="#g">Dorothea</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ei, Gott bewahr! was &#x017F;oll das Masken&#x017F;piel?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#THEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/>
                <p>Ich &#x017F;elber bins; &#x017F;elb&#x017F;t ganz mit Haut und Haar!<lb/>
Ne &#x017F;aubere Be&#x017F;cheerung! Scho&#x0364;ner Glanz!<lb/>
Dankt Gott nur, Fra&#x0364;ulein Braut, daß ich den Apfel<lb/>
Euch wegge&#x017F;chnappt, denn kaum i&#x017F;t er ver&#x017F;chluckt<lb/>
So &#x017F;chlagen &#x017F;chon aus mir die Kern' heraus.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LHerbert">
                <speaker>L. <hi rendition="#g">Herbert</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Um Gottes Willen &#x2014;</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#THEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Ru&#x0364;hrt mich nicht viel an!</hi><lb/>
                </p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[379/0389] Fortunat. Dorothea. Ich kenn' ihn ganz; er meint mich zu erziehn, Wenn ich die Seine bin: mich ſo zu bilden Wies ihm bequem, ſo ſchmeichelt ihm ſein Duͤnkel: Allein die Maͤnner, ſelbſt die wildeſten, Erkennen nie die Kraft, der wir gebieten, Die ſich in Anfang tief verbirgt; wir ſchmeicheln, Gehorchen anfangs, Kinder ſcheinen wir, Doch nach und nach entwickelt ſich die Herrſchaft, Und jene, die uns ziehen wollten, ſind In kurzer Friſt von uns alſo erzogen Wie wir ſie brauchen koͤnnen; keine Thraͤnen, Und keine Krankheit, kein Zwiſt, kein Suͤhnen muͤßte Nicht in der Welt ſeyn, wenn die Frau nicht koͤnnte. Aus ihrem Manne machen was ſie wollte. L. Herbert. Ihr ſprecht ſo weiſe, wie die Ehefrau Nur koͤnnte, die drei Maͤnner ſchon begraben. Theodor tritt ein, mit Hoͤrnern auf dem Kopf. Dorothea. Ei, Gott bewahr! was ſoll das Maskenſpiel? Theodor.. Ich ſelber bins; ſelbſt ganz mit Haut und Haar! Ne ſaubere Beſcheerung! Schoͤner Glanz! Dankt Gott nur, Fraͤulein Braut, daß ich den Apfel Euch weggeſchnappt, denn kaum iſt er verſchluckt So ſchlagen ſchon aus mir die Kern' heraus. L. Herbert. Um Gottes Willen — Theodor.. Ruͤhrt mich nicht viel an!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/389
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/389>, abgerufen am 17.05.2024.