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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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bild, in dem ich zu meinem Erstaunen erkenne, auch
sie von allen Umstehenden so nennen höre, die For-
tuna, die weltbekannte, die allgesuchte, die aller-
wünschte.
1.Rath. Die Fortuna? Ist es möglich?
2.Rath. Das Glück? Personifizirt? Al-
bernheit! Der junge Mensch ist dumm, abge-
schmackt und abergläubisch geworden.
Sekretär. Und um sie her stehn sechs Klä-
ger, sechs wunderliche Figuren, die sie mit Gewalt
ins Haus geschleppt haben, und hier von einer ho-
hen Obrigkeit Recht und Gerechtigkeit gegen die
nichtsnutzige Person, wie sie sie im Zorne nennen,
verlangen und begehren. Dies ist das Schreien
und Lärmen draußen.
1.Rath. Aber wir leben doch in einem
merkwürdigen Jahrhundert, das muß man gestehn.
2.Rath. Lieber, es wird die fremde Schau-
spielerinn seyn, die um Concession anhält: halb
bekleidet, halb nackt, halb lächelnd, halb ernst,
halb schwebend, halb wandelnd, alles paßt aufs
Haar, und der Phantast weiß nicht, was er
spricht.
Sekretär. Verdutzt, angepflöckt, stand ich
am Treppengeländer, als ich von neuem das Ge-
rümpel hörte, das vorher die Herren störte und be-
täubte; und, was wars? Ein kleiner dicker Kerl,
mit groben Gliedern, schlecht gekleidet, mit starken
Stiefeln und tüchtigen Absätzen, der sich damit
abgiebt, nicht anders zu gehn, als indem er Rad
schlägt, der poltert zum Zeitvertreib die Treppe auf
und ab: die Dame Fortuna rief nach ihm, als nach
ihrem Bedienten, der dumme Kerl rappelt herauf,
Zweite Abtheilung.
bild, in dem ich zu meinem Erſtaunen erkenne, auch
ſie von allen Umſtehenden ſo nennen hoͤre, die For-
tuna, die weltbekannte, die allgeſuchte, die aller-
wuͤnſchte.
1.Rath. Die Fortuna? Iſt es moͤglich?
2.Rath. Das Gluͤck? Perſonifizirt? Al-
bernheit! Der junge Menſch iſt dumm, abge-
ſchmackt und aberglaͤubiſch geworden.
Sekretaͤr. Und um ſie her ſtehn ſechs Klaͤ-
ger, ſechs wunderliche Figuren, die ſie mit Gewalt
ins Haus geſchleppt haben, und hier von einer ho-
hen Obrigkeit Recht und Gerechtigkeit gegen die
nichtsnutzige Perſon, wie ſie ſie im Zorne nennen,
verlangen und begehren. Dies iſt das Schreien
und Laͤrmen draußen.
1.Rath. Aber wir leben doch in einem
merkwuͤrdigen Jahrhundert, das muß man geſtehn.
2.Rath. Lieber, es wird die fremde Schau-
ſpielerinn ſeyn, die um Conceſſion anhaͤlt: halb
bekleidet, halb nackt, halb laͤchelnd, halb ernſt,
halb ſchwebend, halb wandelnd, alles paßt aufs
Haar, und der Phantaſt weiß nicht, was er
ſpricht.
Sekretaͤr. Verdutzt, angepfloͤckt, ſtand ich
am Treppengelaͤnder, als ich von neuem das Ge-
ruͤmpel hoͤrte, das vorher die Herren ſtoͤrte und be-
taͤubte; und, was wars? Ein kleiner dicker Kerl,
mit groben Gliedern, ſchlecht gekleidet, mit ſtarken
Stiefeln und tuͤchtigen Abſaͤtzen, der ſich damit
abgiebt, nicht anders zu gehn, als indem er Rad
ſchlaͤgt, der poltert zum Zeitvertreib die Treppe auf
und ab: die Dame Fortuna rief nach ihm, als nach
ihrem Bedienten, der dumme Kerl rappelt herauf,
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[252/0262] Zweite Abtheilung. bild, in dem ich zu meinem Erſtaunen erkenne, auch ſie von allen Umſtehenden ſo nennen hoͤre, die For- tuna, die weltbekannte, die allgeſuchte, die aller- wuͤnſchte. 1.Rath. Die Fortuna? Iſt es moͤglich? 2.Rath. Das Gluͤck? Perſonifizirt? Al- bernheit! Der junge Menſch iſt dumm, abge- ſchmackt und aberglaͤubiſch geworden. Sekretaͤr. Und um ſie her ſtehn ſechs Klaͤ- ger, ſechs wunderliche Figuren, die ſie mit Gewalt ins Haus geſchleppt haben, und hier von einer ho- hen Obrigkeit Recht und Gerechtigkeit gegen die nichtsnutzige Perſon, wie ſie ſie im Zorne nennen, verlangen und begehren. Dies iſt das Schreien und Laͤrmen draußen. 1.Rath. Aber wir leben doch in einem merkwuͤrdigen Jahrhundert, das muß man geſtehn. 2.Rath. Lieber, es wird die fremde Schau- ſpielerinn ſeyn, die um Conceſſion anhaͤlt: halb bekleidet, halb nackt, halb laͤchelnd, halb ernſt, halb ſchwebend, halb wandelnd, alles paßt aufs Haar, und der Phantaſt weiß nicht, was er ſpricht. Sekretaͤr. Verdutzt, angepfloͤckt, ſtand ich am Treppengelaͤnder, als ich von neuem das Ge- ruͤmpel hoͤrte, das vorher die Herren ſtoͤrte und be- taͤubte; und, was wars? Ein kleiner dicker Kerl, mit groben Gliedern, ſchlecht gekleidet, mit ſtarken Stiefeln und tuͤchtigen Abſaͤtzen, der ſich damit abgiebt, nicht anders zu gehn, als indem er Rad ſchlaͤgt, der poltert zum Zeitvertreib die Treppe auf und ab: die Dame Fortuna rief nach ihm, als nach ihrem Bedienten, der dumme Kerl rappelt herauf,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/262>, abgerufen am 22.11.2024.