Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Graziana. Laß meine Liebe, meine heißen Thränen Nun auch zu Worte kommen, -- ach! mein Sohn -- Ich kann nicht sagen, was ich wollte, -- nein -- Mir steigt das ganze Herz zum Hals hinauf -- Nicht bloß um meine Sehnsucht mir zu stillen Kehrst Du zurück, -- auch nahmenloses Elend Und Spott, und Druck, und Gram von uns zu nehmen. Fortunat. Vergebt mir nur, geliebte, liebe Eltern, Daß ich so lang' in fremder Welt gezögert, Die Sünde fühl' ich jetzt recht schwer im Herzen. Theodor.. Hätt'st früher kommen können, das ist wahr; Allein was thuts? Nun fängt das Leben an, Vorher war ich im ungebohrnen Stand! Vergieb mir nur von damals jenen Schlag Du liebes Kind, als Du aus hohem Geiste Die Worte mir prophetisch vorgesagt, Daß ich Dir einst das Becken halten würde: Sieh, Du hast Wort gehalten, das ist brav, Und wie ein Mann den Vorsatz durchgeführt. Leopold kömmt herein. Fortunat. Du hast, mein Leopold, hieher bestellt Die Leute all, wie ich Dir aufgetragen? Leopold. Genau wie Ihr es mir befohlen habt. Zweite Abtheilung. Graziana. Laß meine Liebe, meine heißen Thraͤnen Nun auch zu Worte kommen, — ach! mein Sohn — Ich kann nicht ſagen, was ich wollte, — nein — Mir ſteigt das ganze Herz zum Hals hinauf — Nicht bloß um meine Sehnſucht mir zu ſtillen Kehrſt Du zuruͤck, — auch nahmenloſes Elend Und Spott, und Druck, und Gram von uns zu nehmen. Fortunat. Vergebt mir nur, geliebte, liebe Eltern, Daß ich ſo lang' in fremder Welt gezoͤgert, Die Suͤnde fuͤhl' ich jetzt recht ſchwer im Herzen. Theodor.. Haͤtt'ſt fruͤher kommen koͤnnen, das iſt wahr; Allein was thuts? Nun faͤngt das Leben an, Vorher war ich im ungebohrnen Stand! Vergieb mir nur von damals jenen Schlag Du liebes Kind, als Du aus hohem Geiſte Die Worte mir prophetiſch vorgeſagt, Daß ich Dir einſt das Becken halten wuͤrde: Sieh, Du haſt Wort gehalten, das iſt brav, Und wie ein Mann den Vorſatz durchgefuͤhrt. Leopold koͤmmt herein. Fortunat. Du haſt, mein Leopold, hieher beſtellt Die Leute all, wie ich Dir aufgetragen? Leopold. Genau wie Ihr es mir befohlen habt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0226" n="216"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#Graziana"> <speaker><hi rendition="#g">Graziana</hi>.</speaker><lb/> <p>Laß meine Liebe, meine heißen Thraͤnen<lb/> Nun auch zu Worte kommen, — ach! mein<lb/><hi rendition="#et">Sohn —</hi><lb/> Ich kann nicht ſagen, was ich wollte, — nein —<lb/> Mir ſteigt das ganze Herz zum Hals hinauf —<lb/> Nicht bloß um meine Sehnſucht mir zu ſtillen<lb/> Kehrſt Du zuruͤck, — auch nahmenloſes Elend<lb/> Und Spott, und Druck, und Gram von uns zu<lb/><hi rendition="#et">nehmen.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/> <p>Vergebt mir nur, geliebte, liebe Eltern,<lb/> Daß ich ſo lang' in fremder Welt gezoͤgert,<lb/> Die Suͤnde fuͤhl' ich jetzt recht ſchwer im Herzen.</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Haͤtt'ſt fruͤher kommen koͤnnen, das iſt wahr;<lb/> Allein was thuts? Nun faͤngt das Leben an,<lb/> Vorher war ich im ungebohrnen Stand!<lb/> Vergieb mir nur von damals jenen Schlag<lb/> Du liebes Kind, als Du aus hohem Geiſte<lb/> Die Worte mir prophetiſch vorgeſagt,<lb/> Daß ich Dir einſt das Becken halten wuͤrde:<lb/> Sieh, Du haſt Wort gehalten, das iſt brav,<lb/> Und wie ein Mann den Vorſatz durchgefuͤhrt.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Leopold</hi> koͤmmt herein.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/> <p>Du haſt, mein Leopold, hieher beſtellt<lb/> Die Leute all, wie ich Dir aufgetragen?</p> </sp><lb/> <sp who="#Leopold"> <speaker><hi rendition="#g">Leopold</hi>.</speaker><lb/> <p>Genau wie Ihr es mir befohlen habt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [216/0226]
Zweite Abtheilung.
Graziana.
Laß meine Liebe, meine heißen Thraͤnen
Nun auch zu Worte kommen, — ach! mein
Sohn —
Ich kann nicht ſagen, was ich wollte, — nein —
Mir ſteigt das ganze Herz zum Hals hinauf —
Nicht bloß um meine Sehnſucht mir zu ſtillen
Kehrſt Du zuruͤck, — auch nahmenloſes Elend
Und Spott, und Druck, und Gram von uns zu
nehmen.
Fortunat.
Vergebt mir nur, geliebte, liebe Eltern,
Daß ich ſo lang' in fremder Welt gezoͤgert,
Die Suͤnde fuͤhl' ich jetzt recht ſchwer im Herzen.
Theodor..
Haͤtt'ſt fruͤher kommen koͤnnen, das iſt wahr;
Allein was thuts? Nun faͤngt das Leben an,
Vorher war ich im ungebohrnen Stand!
Vergieb mir nur von damals jenen Schlag
Du liebes Kind, als Du aus hohem Geiſte
Die Worte mir prophetiſch vorgeſagt,
Daß ich Dir einſt das Becken halten wuͤrde:
Sieh, Du haſt Wort gehalten, das iſt brav,
Und wie ein Mann den Vorſatz durchgefuͤhrt.
Leopold koͤmmt herein.
Fortunat.
Du haſt, mein Leopold, hieher beſtellt
Die Leute all, wie ich Dir aufgetragen?
Leopold.
Genau wie Ihr es mir befohlen habt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |