Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. mel sollte doch jeden Christenmenschen vor solcherSchande bewahren! So in lauter Fetzen, abgetrage- nen Fahnen, zusammengeflicktem Zeuge bin ich in meinem Leben noch nicht gegangen. Isidore. Komm, Alexis, wir wollen nach Hause. Alexis. Weine nicht, Isidore, sey zu stolz, dich von diesem Pöbel betrüben zu lassen. 1. Frau. Pöbel? O nun wird mir übel. Ich merke, das Wort ist mit den neuen genuesischen Schiffen aus der italiänischen Lombardei herüber gekommen. Wasmuth. Seyd ruhig, Frau, Ihr habt ein zu großes Maul. 2. Mann. Es ist wahr, Frau, halt Dich stille, Du schreist so, daß man nachher die Trompeten nicht wird hören konnen. Von der andern Seite. Was die drüben schreien und zanken! Ein andrer. Es sind die Kesselflicker aus der Fischerstraße. 2. Mann. Hörst Du, mein Schatz, wie das Publikum von uns denkt? 1. Frau. Das Lumpenvolk! Da seh ich mein Seel welche drunter, die uns Pfänder bringen und borgen, gestern haben sie Geld zusammen geliehn und gebettelt, um die Flatschen wieder auszulösen, womit sie sich heut so breit machen. Von drüben. Wenn doch einer das Schand- maul da drüben stopfen wollte. Zweite Abtheilung. mel ſollte doch jeden Chriſtenmenſchen vor ſolcherSchande bewahren! So in lauter Fetzen, abgetrage- nen Fahnen, zuſammengeflicktem Zeuge bin ich in meinem Leben noch nicht gegangen. Iſidore. Komm, Alexis, wir wollen nach Hauſe. Alexis. Weine nicht, Iſidore, ſey zu ſtolz, dich von dieſem Poͤbel betruͤben zu laſſen. 1. Frau. Poͤbel? O nun wird mir uͤbel. Ich merke, das Wort iſt mit den neuen genueſiſchen Schiffen aus der italiaͤniſchen Lombardei heruͤber gekommen. Wasmuth. Seyd ruhig, Frau, Ihr habt ein zu großes Maul. 2. Mann. Es iſt wahr, Frau, halt Dich ſtille, Du ſchreiſt ſo, daß man nachher die Trompeten nicht wird hoͤren konnen. Von der andern Seite. Was die druͤben ſchreien und zanken! Ein andrer. Es ſind die Keſſelflicker aus der Fiſcherſtraße. 2. Mann. Hoͤrſt Du, mein Schatz, wie das Publikum von uns denkt? 1. Frau. Das Lumpenvolk! Da ſeh ich mein Seel welche drunter, die uns Pfaͤnder bringen und borgen, geſtern haben ſie Geld zuſammen geliehn und gebettelt, um die Flatſchen wieder auszuloͤſen, womit ſie ſich heut ſo breit machen. Von druͤben. Wenn doch einer das Schand- maul da druͤben ſtopfen wollte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#1Frau"> <p><pb facs="#f0162" n="152"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> mel ſollte doch jeden Chriſtenmenſchen vor ſolcher<lb/> Schande bewahren! So in lauter Fetzen, abgetrage-<lb/> nen Fahnen, zuſammengeflicktem Zeuge bin ich in<lb/> meinem Leben noch nicht gegangen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Iſidore"> <speaker><hi rendition="#g">Iſidore</hi>.</speaker> <p>Komm, Alexis, wir wollen nach<lb/> Hauſe.</p> </sp><lb/> <sp who="#Alexis"> <speaker><hi rendition="#g">Alexis</hi>.</speaker> <p>Weine nicht, Iſidore, ſey zu ſtolz,<lb/> dich von dieſem Poͤbel betruͤben zu laſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#1Frau"> <speaker>1. <hi rendition="#g">Frau</hi>.</speaker> <p>Poͤbel? O nun wird mir uͤbel. Ich<lb/> merke, das Wort iſt mit den neuen genueſiſchen<lb/> Schiffen aus der italiaͤniſchen Lombardei heruͤber<lb/> gekommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Wasmuth"> <speaker><hi rendition="#g">Wasmuth</hi>.</speaker> <p>Seyd ruhig, Frau, Ihr habt ein<lb/> zu großes Maul.</p> </sp><lb/> <sp who="#2Mann"> <speaker>2. <hi rendition="#g">Mann</hi>.</speaker> <p>Es iſt wahr, Frau, halt Dich ſtille,<lb/> Du ſchreiſt ſo, daß man nachher die Trompeten<lb/> nicht wird hoͤren konnen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Von der andern Seite"> <speaker><hi rendition="#g">Von der andern Seite</hi>.</speaker> <p>Was die druͤben<lb/> ſchreien und zanken!</p> </sp><lb/> <sp who="#Ein andrer"> <speaker><hi rendition="#g">Ein andrer</hi>.</speaker> <p>Es ſind die Keſſelflicker aus der<lb/> Fiſcherſtraße.</p> </sp><lb/> <sp who="#2Mann"> <speaker>2. <hi rendition="#g">Mann</hi>.</speaker> <p>Hoͤrſt Du, mein Schatz, wie das<lb/> Publikum von uns denkt?</p> </sp><lb/> <sp who="#1Frau"> <speaker>1. <hi rendition="#g">Frau</hi>.</speaker> <p>Das Lumpenvolk! Da ſeh ich mein<lb/> Seel welche drunter, die uns Pfaͤnder bringen und<lb/> borgen, geſtern haben ſie Geld zuſammen geliehn<lb/> und gebettelt, um die Flatſchen wieder auszuloͤſen,<lb/> womit ſie ſich heut ſo breit machen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Von druͤben"> <speaker><hi rendition="#g">Von druͤben</hi>.</speaker> <p>Wenn doch einer das Schand-<lb/> maul da druͤben ſtopfen wollte.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0162]
Zweite Abtheilung.
mel ſollte doch jeden Chriſtenmenſchen vor ſolcher
Schande bewahren! So in lauter Fetzen, abgetrage-
nen Fahnen, zuſammengeflicktem Zeuge bin ich in
meinem Leben noch nicht gegangen.
Iſidore. Komm, Alexis, wir wollen nach
Hauſe.
Alexis. Weine nicht, Iſidore, ſey zu ſtolz,
dich von dieſem Poͤbel betruͤben zu laſſen.
1. Frau. Poͤbel? O nun wird mir uͤbel. Ich
merke, das Wort iſt mit den neuen genueſiſchen
Schiffen aus der italiaͤniſchen Lombardei heruͤber
gekommen.
Wasmuth. Seyd ruhig, Frau, Ihr habt ein
zu großes Maul.
2. Mann. Es iſt wahr, Frau, halt Dich ſtille,
Du ſchreiſt ſo, daß man nachher die Trompeten
nicht wird hoͤren konnen.
Von der andern Seite. Was die druͤben
ſchreien und zanken!
Ein andrer. Es ſind die Keſſelflicker aus der
Fiſcherſtraße.
2. Mann. Hoͤrſt Du, mein Schatz, wie das
Publikum von uns denkt?
1. Frau. Das Lumpenvolk! Da ſeh ich mein
Seel welche drunter, die uns Pfaͤnder bringen und
borgen, geſtern haben ſie Geld zuſammen geliehn
und gebettelt, um die Flatſchen wieder auszuloͤſen,
womit ſie ſich heut ſo breit machen.
Von druͤben. Wenn doch einer das Schand-
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