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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
Ich find' es recht, daß sie sich vor der Welt,
Vor eitler Neugier und Geschwätz verschließt,
Doch so die Freundinn von sich abzuweisen,
die Thrän' um Thräne mit ihr treu vergießt,
Heißt sündigen am Schönsten, Heiligsten:
Mein sey ihr Schmerz, wenn er der ihre ist;
So hatten wir die Freude denn gemein,
Und jede Lust des Lebens, nun der Schatten
Der Trauer sie ergreift, will sie für sich
Mit Eigennutz die Summe ganz behalten?
Alice.
Verzeih' mir Eure Gnade, wenn ich thu'
Wie meine Herrschaft ernstlich mir befohlen.
L. Sand.
So will ich gehn, doch leider nehm' ich auch
Die herbe Ueberzeugung mit hinweg,
Daß Freundschaft nicht in dieser Welt gedeiht.

Lady Oldfield kömmt in tiefer Trauer.
L. Oldfield.
Verweile denn, da nicht Dein Herz erbangt
Die sterbende Verzweiflung anzuschaun
Im Todtenbilde Deiner weiland Freundinn.
L. Sand.
O Liebste, weine nur! welch Trauerloos!
L. Oldfield.
Fast sind die Quellen meiner Augen trocken,
Mein Herz versteint, mein Sinn zerstückt, verwirrt,
Doch wenn ich mich von neuem werd' entsinnen,
Daß ich einmal so liebenden Gemahl
So treues Herz, so edlen Sinn besaß,
III. [ 7 ]
Fortunat.
Ich find' es recht, daß ſie ſich vor der Welt,
Vor eitler Neugier und Geſchwaͤtz verſchließt,
Doch ſo die Freundinn von ſich abzuweiſen,
die Thraͤn' um Thraͤne mit ihr treu vergießt,
Heißt ſuͤndigen am Schoͤnſten, Heiligſten:
Mein ſey ihr Schmerz, wenn er der ihre iſt;
So hatten wir die Freude denn gemein,
Und jede Luſt des Lebens, nun der Schatten
Der Trauer ſie ergreift, will ſie fuͤr ſich
Mit Eigennutz die Summe ganz behalten?
Alice.
Verzeih' mir Eure Gnade, wenn ich thu'
Wie meine Herrſchaft ernſtlich mir befohlen.
L. Sand.
So will ich gehn, doch leider nehm' ich auch
Die herbe Ueberzeugung mit hinweg,
Daß Freundſchaft nicht in dieſer Welt gedeiht.

Lady Oldfield koͤmmt in tiefer Trauer.
L. Oldfield.
Verweile denn, da nicht Dein Herz erbangt
Die ſterbende Verzweiflung anzuſchaun
Im Todtenbilde Deiner weiland Freundinn.
L. Sand.
O Liebſte, weine nur! welch Trauerloos!
L. Oldfield.
Faſt ſind die Quellen meiner Augen trocken,
Mein Herz verſteint, mein Sinn zerſtuͤckt, verwirrt,
Doch wenn ich mich von neuem werd' entſinnen,
Daß ich einmal ſo liebenden Gemahl
So treues Herz, ſo edlen Sinn beſaß,
III. [ 7 ]
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[97/0107] Fortunat. Ich find' es recht, daß ſie ſich vor der Welt, Vor eitler Neugier und Geſchwaͤtz verſchließt, Doch ſo die Freundinn von ſich abzuweiſen, die Thraͤn' um Thraͤne mit ihr treu vergießt, Heißt ſuͤndigen am Schoͤnſten, Heiligſten: Mein ſey ihr Schmerz, wenn er der ihre iſt; So hatten wir die Freude denn gemein, Und jede Luſt des Lebens, nun der Schatten Der Trauer ſie ergreift, will ſie fuͤr ſich Mit Eigennutz die Summe ganz behalten? Alice. Verzeih' mir Eure Gnade, wenn ich thu' Wie meine Herrſchaft ernſtlich mir befohlen. L. Sand. So will ich gehn, doch leider nehm' ich auch Die herbe Ueberzeugung mit hinweg, Daß Freundſchaft nicht in dieſer Welt gedeiht. Lady Oldfield koͤmmt in tiefer Trauer. L. Oldfield. Verweile denn, da nicht Dein Herz erbangt Die ſterbende Verzweiflung anzuſchaun Im Todtenbilde Deiner weiland Freundinn. L. Sand. O Liebſte, weine nur! welch Trauerloos! L. Oldfield. Faſt ſind die Quellen meiner Augen trocken, Mein Herz verſteint, mein Sinn zerſtuͤckt, verwirrt, Doch wenn ich mich von neuem werd' entſinnen, Daß ich einmal ſo liebenden Gemahl So treues Herz, ſo edlen Sinn beſaß, III. [ 7 ]

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/107>, abgerufen am 23.11.2024.