Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Däumchen. Else. Ist es möglich? Ist euch denn Gott so gnädig gewesen? Wahrmund. Liebe Blitzkröten, habt ihr wieder her gefunden? Siegmund. Ja, der Thoms hat den Weg gewußt. Wahrmund. Komm her, Junge, Du hasts hinter den Ohren; da trink, setz Dich, hier ist Bier; willst Fleisch? willst Käse? Peter. Ich wußte den Weg eben so gut. Else. Setz Dich, Peter, da hier am Feuer; die Füße sind Dir wohl kalt? Ja, es geht sich naß, die Schuh sind auch nicht die besten. Kommt, Siegmund, Walther, Barnabas; was stößest Du Schlingel denn den Peter so, der euch doch alle wieder hat herweisen müssen? Wahrmund. Nein, Thoms ists gewesen. Nun, Kinder, ists nicht hübsch warm hier? Nun thut mir einmal den Gefallen, und freßt, was ihr nur menschenmöglich machen könnt: es ist euch gegönnt, greift zu. Peter. Vater, das ist ja hier wie Kirmeß. Wo hat er denn alles das her? Else. Dem armen Jungen sind die Ohren recht roth. Ja, es wird schon kalt draußen. Wahrmund. Was sie einhaut, die junge Brut! Eine Freude anzusehn. Ein Sterbender müste in den letzten Zügen noch Appetit kriegen, so mächtig schluckt nun die ganze Compagnie. Else. Peter, halt, besauf dich nicht. Das Bier ist dir zu stark. II. [ 31 ]
Daͤumchen. Elſe. Iſt es moͤglich? Iſt euch denn Gott ſo gnaͤdig geweſen? Wahrmund. Liebe Blitzkroͤten, habt ihr wieder her gefunden? Siegmund. Ja, der Thoms hat den Weg gewußt. Wahrmund. Komm her, Junge, Du haſts hinter den Ohren; da trink, ſetz Dich, hier iſt Bier; willſt Fleiſch? willſt Kaͤſe? Peter. Ich wußte den Weg eben ſo gut. Elſe. Setz Dich, Peter, da hier am Feuer; die Fuͤße ſind Dir wohl kalt? Ja, es geht ſich naß, die Schuh ſind auch nicht die beſten. Kommt, Siegmund, Walther, Barnabas; was ſtoͤßeſt Du Schlingel denn den Peter ſo, der euch doch alle wieder hat herweiſen muͤſſen? Wahrmund. Nein, Thoms iſts geweſen. Nun, Kinder, iſts nicht huͤbſch warm hier? Nun thut mir einmal den Gefallen, und freßt, was ihr nur menſchenmoͤglich machen koͤnnt: es iſt euch gegoͤnnt, greift zu. Peter. Vater, das iſt ja hier wie Kirmeß. Wo hat er denn alles das her? Elſe. Dem armen Jungen ſind die Ohren recht roth. Ja, es wird ſchon kalt draußen. Wahrmund. Was ſie einhaut, die junge Brut! Eine Freude anzuſehn. Ein Sterbender muͤſte in den letzten Zuͤgen noch Appetit kriegen, ſo maͤchtig ſchluckt nun die ganze Compagnie. Elſe. Peter, halt, beſauf dich nicht. Das Bier iſt dir zu ſtark. II. [ 31 ]
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wieder her gefunden?
Siegmund. Ja, der Thoms hat den Weg
gewußt.
Wahrmund. Komm her, Junge, Du haſts
hinter den Ohren; da trink, ſetz Dich, hier iſt
Bier; willſt Fleiſch? willſt Kaͤſe?
Peter. Ich wußte den Weg eben ſo gut.
Elſe. Setz Dich, Peter, da hier am Feuer;
die Fuͤße ſind Dir wohl kalt? Ja, es geht ſich
naß, die Schuh ſind auch nicht die beſten. Kommt,
Siegmund, Walther, Barnabas; was ſtoͤßeſt Du
Schlingel denn den Peter ſo, der euch doch alle
wieder hat herweiſen muͤſſen?
Wahrmund. Nein, Thoms iſts geweſen.
Nun, Kinder, iſts nicht huͤbſch warm hier? Nun
thut mir einmal den Gefallen, und freßt, was ihr
nur menſchenmoͤglich machen koͤnnt: es iſt euch
gegoͤnnt, greift zu.
Peter. Vater, das iſt ja hier wie Kirmeß.
Wo hat er denn alles das her?
Elſe. Dem armen Jungen ſind die Ohren
recht roth. Ja, es wird ſchon kalt draußen.
Wahrmund. Was ſie einhaut, die junge
Brut! Eine Freude anzuſehn. Ein Sterbender
muͤſte in den letzten Zuͤgen noch Appetit kriegen, ſo
maͤchtig ſchluckt nun die ganze Compagnie.
Elſe. Peter, halt, beſauf dich nicht. Das
Bier iſt dir zu ſtark.
II. [ 31 ]
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