Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Else. Lieber Mann, keiner oder alle; Gott wird uns den Schritt verzeihen müssen, zu dem uns die Noth und Verzweiflung treibt. Wahrmund. Keiner oder alle; schau, Weib, da hast du einmal ein recht kluges Wort gesagt. Es nutzt so armen Leuten, wie wir sind, durchaus nicht, so viele Kinder zu haben, und, wie gesagt, wer weiß, wo sie nachher ihr Glück machen kön- nen, ist die Welt doch lang und breit genug: hier im Hause müsten sie ja doch auch verschmachten. Else. Man sagt ja von Feen und Geistern, die sich der Menschen annehmen. Kurz, wir geben sie in die Hand des Himmels. Wahrmund. Ist mir doch ordentlich ganz leicht. Komm, wir wollen uns auch zu ihnen auf die Streu niederlegen. Der liebe Gott muß so armen Leuten durch die Finger sehn. (gehn in die Kammer). Zweite Scene. (Felsengegend Wald). Persiwein. steigt herauf und singt zur Laute. Es rauscht der Wald, es springt der Quell, Die Sonne scheint hernieder, Da wandert froh der Junggesell, Singt Baum und Felsen seine Lieder, Dem muntern freien Blut Die ganze Welt so hold und freundlich thut. Zweite Abtheilung. Elſe. Lieber Mann, keiner oder alle; Gott wird uns den Schritt verzeihen muͤſſen, zu dem uns die Noth und Verzweiflung treibt. Wahrmund. Keiner oder alle; ſchau, Weib, da haſt du einmal ein recht kluges Wort geſagt. Es nutzt ſo armen Leuten, wie wir ſind, durchaus nicht, ſo viele Kinder zu haben, und, wie geſagt, wer weiß, wo ſie nachher ihr Gluͤck machen koͤn- nen, iſt die Welt doch lang und breit genug: hier im Hauſe muͤſten ſie ja doch auch verſchmachten. Elſe. Man ſagt ja von Feen und Geiſtern, die ſich der Menſchen annehmen. Kurz, wir geben ſie in die Hand des Himmels. Wahrmund. Iſt mir doch ordentlich ganz leicht. Komm, wir wollen uns auch zu ihnen auf die Streu niederlegen. Der liebe Gott muß ſo armen Leuten durch die Finger ſehn. (gehn in die Kammer). Zweite Scene. (Felſengegend Wald). Perſiwein. ſteigt herauf und ſingt zur Laute. Es rauſcht der Wald, es ſpringt der Quell, Die Sonne ſcheint hernieder, Da wandert froh der Junggeſell, Singt Baum und Felſen ſeine Lieder, Dem muntern freien Blut Die ganze Welt ſo hold und freundlich thut. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0465" n="456"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#ELSE"> <speaker><hi rendition="#g">Elſe</hi>.</speaker> <p>Lieber Mann, keiner oder alle; Gott<lb/> wird uns den Schritt verzeihen muͤſſen, zu dem<lb/> uns die Noth und Verzweiflung treibt.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAH"> <speaker><hi rendition="#g">Wahrmund</hi>.</speaker> <p>Keiner oder alle; ſchau, Weib,<lb/> da haſt du einmal ein recht kluges Wort geſagt.<lb/> Es nutzt ſo armen Leuten, wie wir ſind, durchaus<lb/> nicht, ſo viele Kinder zu haben, und, wie geſagt,<lb/> wer weiß, wo ſie nachher ihr Gluͤck machen koͤn-<lb/> nen, iſt die Welt doch lang und breit genug: hier<lb/> im Hauſe muͤſten ſie ja doch auch verſchmachten.</p> </sp><lb/> <sp who="#ELSE"> <speaker><hi rendition="#g">Elſe</hi>.</speaker> <p>Man ſagt ja von Feen und Geiſtern,<lb/> die ſich der Menſchen annehmen. Kurz, wir geben<lb/> ſie in die Hand des Himmels.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAH"> <speaker><hi rendition="#g">Wahrmund</hi>.</speaker> <p>Iſt mir doch ordentlich ganz<lb/> leicht. Komm, wir wollen uns auch zu ihnen<lb/> auf die Streu niederlegen. Der liebe Gott muß<lb/> ſo armen Leuten durch die Finger ſehn.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(gehn in die Kammer).</hi> </stage> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zweite Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Felſengegend Wald</hi>).</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <sp who="#PER"> <speaker><hi rendition="#g">Perſiwein</hi>.</speaker> <stage>ſteigt herauf und ſingt zur Laute.</stage><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Es rauſcht der Wald, es ſpringt der Quell,</l><lb/> <l>Die Sonne ſcheint hernieder,</l><lb/> <l>Da wandert froh der Junggeſell,</l><lb/> <l>Singt Baum und Felſen ſeine Lieder,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dem muntern freien Blut</l><lb/> <l>Die ganze Welt ſo hold und freundlich thut.</l> </lg><lb/> </lg> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [456/0465]
Zweite Abtheilung.
Elſe. Lieber Mann, keiner oder alle; Gott
wird uns den Schritt verzeihen muͤſſen, zu dem
uns die Noth und Verzweiflung treibt.
Wahrmund. Keiner oder alle; ſchau, Weib,
da haſt du einmal ein recht kluges Wort geſagt.
Es nutzt ſo armen Leuten, wie wir ſind, durchaus
nicht, ſo viele Kinder zu haben, und, wie geſagt,
wer weiß, wo ſie nachher ihr Gluͤck machen koͤn-
nen, iſt die Welt doch lang und breit genug: hier
im Hauſe muͤſten ſie ja doch auch verſchmachten.
Elſe. Man ſagt ja von Feen und Geiſtern,
die ſich der Menſchen annehmen. Kurz, wir geben
ſie in die Hand des Himmels.
Wahrmund. Iſt mir doch ordentlich ganz
leicht. Komm, wir wollen uns auch zu ihnen
auf die Streu niederlegen. Der liebe Gott muß
ſo armen Leuten durch die Finger ſehn.
(gehn in die Kammer).
Zweite Scene.
(Felſengegend Wald).
Perſiwein. ſteigt herauf und ſingt zur Laute.
Es rauſcht der Wald, es ſpringt der Quell,
Die Sonne ſcheint hernieder,
Da wandert froh der Junggeſell,
Singt Baum und Felſen ſeine Lieder,
Dem muntern freien Blut
Die ganze Welt ſo hold und freundlich thut.
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