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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Däumchen.
Wahrmund. Sieh, lieber Schatz, was
wir besser dran wären, und die übrigen Rangen
besser erziehn könnten, wenn wir morgen etwa ge-
gen Abend so ein drei, viere verzettelten, sie so im
Walde verloren laufen ließen, auf gut Glück: wer
weiß, wie sich Gott ihrer wunderbarer Weise an-
nähme; das Glück will beim Menschen oft eine
Gelegenheit haben, man muß ihm doch die Thür
nicht ganz verschließen, und es mal auf die Probe
ankommen lassen, ob es vielleicht nicht besser wird.
So kämen wir denn still und sacht mit Thomas,
Barnabas, Matthis wieder nach Hause, und lie-
ßen die andern für sich selber sorgen.
Else. Und Peter?
Wahrmund. Der dickköpfige Schlingel
bliebe mit August, Walther und Siegmund im
Walde.
Else. Nein, Thoms, der Storchbein, der
Mückenheld kann draußen bleiben. Der findet
allenthalben Futter genug für sich, der braucht am
wenigsten.
Wahrmund. Schade wärs um den anschlä-
gigen Kopf.
Else. So besser kann er sich forthelfen.
Wahrmund. Nun gut, aber wenn der
draußen bleibt, so lassen wir den Fresser, den Pe-
ter, auch draußen.
Else. Nimmermehr, denn der Junge wird
noch ein Trost meines Alters.
Wahrmund. So muß Thoms auch mit
zurück.

Daͤumchen.
Wahrmund. Sieh, lieber Schatz, was
wir beſſer dran waͤren, und die uͤbrigen Rangen
beſſer erziehn koͤnnten, wenn wir morgen etwa ge-
gen Abend ſo ein drei, viere verzettelten, ſie ſo im
Walde verloren laufen ließen, auf gut Gluͤck: wer
weiß, wie ſich Gott ihrer wunderbarer Weiſe an-
naͤhme; das Gluͤck will beim Menſchen oft eine
Gelegenheit haben, man muß ihm doch die Thuͤr
nicht ganz verſchließen, und es mal auf die Probe
ankommen laſſen, ob es vielleicht nicht beſſer wird.
So kaͤmen wir denn ſtill und ſacht mit Thomas,
Barnabas, Matthis wieder nach Hauſe, und lie-
ßen die andern fuͤr ſich ſelber ſorgen.
Elſe. Und Peter?
Wahrmund. Der dickkoͤpfige Schlingel
bliebe mit Auguſt, Walther und Siegmund im
Walde.
Elſe. Nein, Thoms, der Storchbein, der
Muͤckenheld kann draußen bleiben. Der findet
allenthalben Futter genug fuͤr ſich, der braucht am
wenigſten.
Wahrmund. Schade waͤrs um den anſchlaͤ-
gigen Kopf.
Elſe. So beſſer kann er ſich forthelfen.
Wahrmund. Nun gut, aber wenn der
draußen bleibt, ſo laſſen wir den Freſſer, den Pe-
ter, auch draußen.
Elſe. Nimmermehr, denn der Junge wird
noch ein Troſt meines Alters.
Wahrmund. So muß Thoms auch mit
zuruͤck.

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[455/0464] Daͤumchen. Wahrmund. Sieh, lieber Schatz, was wir beſſer dran waͤren, und die uͤbrigen Rangen beſſer erziehn koͤnnten, wenn wir morgen etwa ge- gen Abend ſo ein drei, viere verzettelten, ſie ſo im Walde verloren laufen ließen, auf gut Gluͤck: wer weiß, wie ſich Gott ihrer wunderbarer Weiſe an- naͤhme; das Gluͤck will beim Menſchen oft eine Gelegenheit haben, man muß ihm doch die Thuͤr nicht ganz verſchließen, und es mal auf die Probe ankommen laſſen, ob es vielleicht nicht beſſer wird. So kaͤmen wir denn ſtill und ſacht mit Thomas, Barnabas, Matthis wieder nach Hauſe, und lie- ßen die andern fuͤr ſich ſelber ſorgen. Elſe. Und Peter? Wahrmund. Der dickkoͤpfige Schlingel bliebe mit Auguſt, Walther und Siegmund im Walde. Elſe. Nein, Thoms, der Storchbein, der Muͤckenheld kann draußen bleiben. Der findet allenthalben Futter genug fuͤr ſich, der braucht am wenigſten. Wahrmund. Schade waͤrs um den anſchlaͤ- gigen Kopf. Elſe. So beſſer kann er ſich forthelfen. Wahrmund. Nun gut, aber wenn der draußen bleibt, ſo laſſen wir den Freſſer, den Pe- ter, auch draußen. Elſe. Nimmermehr, denn der Junge wird noch ein Troſt meines Alters. Wahrmund. So muß Thoms auch mit zuruͤck.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/464>, abgerufen am 22.11.2024.