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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Zweite Abtheilung.

Und wie weit die Gravität gehn könne, ant-
wortete Auguste sehr schnell, die die ganze Welt
hofmeistern will.

Aber was habt Ihr nur, fragte Manfred?

Der Herr verlangt, rief Auguste aus, unge-
heuren Dank dafür, daß er mir zu Gefallen,
wie er sagt, ein Mährchen, oder kindisches Dra-
ma geschrieben hat, und da ich heut zu nichts
Ungeheuerm aufgelegt bin, wollte ich lieber die
Gesellschaft verlassen.

Weder ungeheuren Dank, sagte Wilibald,
noch irgend Dank habe ich verlangt, sondern ich
erzählte dem schönen Zorn nur heut Morgen, daß
ich fast nicht geschlafen habe, um, ihrem hohen
Befehl gemäß, ein albernes Drama fertig zu
machen, wofür sie mir wahrscheinlich nicht dan-
ken würde, weil es nicht witzig, geistreich und
lustig genug sei, so viel ich ihm auch von die-
sen drei vortrefflichen Dingen wünschte, um mein
erzürntes Schicksal zu besänftigen. So viel hab'
ich gesagt, und so weit geht mein Verbrechen,
will Auguste mich für meinen guten Willen durch
ihre Entfernung bestrafen, so bin ich ein Mär-
tyrer unsrer Unterhaltung.

Das darf nicht seyn, rief Lothar feierlich,
zum Glück bin ich heut wieder zugegen und kann
die Ordnung aufrecht erhalten; Klägerin setzte
sich also und Beklagter beginnt. -- Wilibald las:



Zweite Abtheilung.

Und wie weit die Gravitaͤt gehn koͤnne, ant-
wortete Auguſte ſehr ſchnell, die die ganze Welt
hofmeiſtern will.

Aber was habt Ihr nur, fragte Manfred?

Der Herr verlangt, rief Auguſte aus, unge-
heuren Dank dafuͤr, daß er mir zu Gefallen,
wie er ſagt, ein Maͤhrchen, oder kindiſches Dra-
ma geſchrieben hat, und da ich heut zu nichts
Ungeheuerm aufgelegt bin, wollte ich lieber die
Geſellſchaft verlaſſen.

Weder ungeheuren Dank, ſagte Wilibald,
noch irgend Dank habe ich verlangt, ſondern ich
erzaͤhlte dem ſchoͤnen Zorn nur heut Morgen, daß
ich faſt nicht geſchlafen habe, um, ihrem hohen
Befehl gemaͤß, ein albernes Drama fertig zu
machen, wofuͤr ſie mir wahrſcheinlich nicht dan-
ken wuͤrde, weil es nicht witzig, geiſtreich und
luſtig genug ſei, ſo viel ich ihm auch von die-
ſen drei vortrefflichen Dingen wuͤnſchte, um mein
erzuͤrntes Schickſal zu beſaͤnftigen. So viel hab'
ich geſagt, und ſo weit geht mein Verbrechen,
will Auguſte mich fuͤr meinen guten Willen durch
ihre Entfernung beſtrafen, ſo bin ich ein Maͤr-
tyrer unſrer Unterhaltung.

Das darf nicht ſeyn, rief Lothar feierlich,
zum Gluͤck bin ich heut wieder zugegen und kann
die Ordnung aufrecht erhalten; Klaͤgerin ſetzte
ſich alſo und Beklagter beginnt. — Wilibald las:



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[447/0456] Zweite Abtheilung. Und wie weit die Gravitaͤt gehn koͤnne, ant- wortete Auguſte ſehr ſchnell, die die ganze Welt hofmeiſtern will. Aber was habt Ihr nur, fragte Manfred? Der Herr verlangt, rief Auguſte aus, unge- heuren Dank dafuͤr, daß er mir zu Gefallen, wie er ſagt, ein Maͤhrchen, oder kindiſches Dra- ma geſchrieben hat, und da ich heut zu nichts Ungeheuerm aufgelegt bin, wollte ich lieber die Geſellſchaft verlaſſen. Weder ungeheuren Dank, ſagte Wilibald, noch irgend Dank habe ich verlangt, ſondern ich erzaͤhlte dem ſchoͤnen Zorn nur heut Morgen, daß ich faſt nicht geſchlafen habe, um, ihrem hohen Befehl gemaͤß, ein albernes Drama fertig zu machen, wofuͤr ſie mir wahrſcheinlich nicht dan- ken wuͤrde, weil es nicht witzig, geiſtreich und luſtig genug ſei, ſo viel ich ihm auch von die- ſen drei vortrefflichen Dingen wuͤnſchte, um mein erzuͤrntes Schickſal zu beſaͤnftigen. So viel hab' ich geſagt, und ſo weit geht mein Verbrechen, will Auguſte mich fuͤr meinen guten Willen durch ihre Entfernung beſtrafen, ſo bin ich ein Maͤr- tyrer unſrer Unterhaltung. Das darf nicht ſeyn, rief Lothar feierlich, zum Gluͤck bin ich heut wieder zugegen und kann die Ordnung aufrecht erhalten; Klaͤgerin ſetzte ſich alſo und Beklagter beginnt. — Wilibald las:

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/456>, abgerufen am 22.11.2024.