Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Laß in dir ein Lachen scheinen; Zittert Thränen, freundlich klingend, Und lobsingend Tritt hervor du tiefes Klagen! Wonnevoll sind seine Plagen, Und das Herz muß zu sich sagen: Meinethalb hat ers getragen. Selbst das Kreuz, an das geschlagen Jesus Christus unverschuldet Seine schwere Marter duldet, Will vor Freuden und vor Leiden Weinen, Thränen mit dem Blute einen. Menschen seht hier eure Wonnen, Ausgelöscht sind eure Sonnen, Ausgetrocknet alle Bronnen: Aber habt ihr euch besonnen Daß euch dadurch Heil gewonnen? Daß mein Herz am Kreuzesschafte, Milder Jesus, ewig hafte, Bis es liebend ganz verbronnen! Ja, es soll in mir zerbrechen! Klagen, Weinen, holdes Lachen, Ihr müßt jetzt das Ende machen: So wie kleine Kindlein sprechen, Plötzlich aus in Thränen brechen; Ist es Schuld wohl und Verbrechen, Wenn sie in den Thränen lachen? Wunden, seid wie süße Blumen, Seufzer, aus den Heiligthumen Steigt empor wie süße Düfte Wallet in die Himmelslüfte: Sehnen, Zweite Abtheilung. Laß in dir ein Lachen ſcheinen; Zittert Thraͤnen, freundlich klingend, Und lobſingend Tritt hervor du tiefes Klagen! Wonnevoll ſind ſeine Plagen, Und das Herz muß zu ſich ſagen: Meinethalb hat ers getragen. Selbſt das Kreuz, an das geſchlagen Jeſus Chriſtus unverſchuldet Seine ſchwere Marter duldet, Will vor Freuden und vor Leiden Weinen, Thraͤnen mit dem Blute einen. Menſchen ſeht hier eure Wonnen, Ausgeloͤſcht ſind eure Sonnen, Ausgetrocknet alle Bronnen: Aber habt ihr euch beſonnen Daß euch dadurch Heil gewonnen? Daß mein Herz am Kreuzesſchafte, Milder Jeſus, ewig hafte, Bis es liebend ganz verbronnen! Ja, es ſoll in mir zerbrechen! Klagen, Weinen, holdes Lachen, Ihr muͤßt jetzt das Ende machen: So wie kleine Kindlein ſprechen, Ploͤtzlich aus in Thraͤnen brechen; Iſt es Schuld wohl und Verbrechen, Wenn ſie in den Thraͤnen lachen? Wunden, ſeid wie ſuͤße Blumen, Seufzer, aus den Heiligthumen Steigt empor wie ſuͤße Duͤfte Wallet in die Himmelsluͤfte: Sehnen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="7"> <pb facs="#f0453" n="444"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <l>Laß in dir ein Lachen ſcheinen;</l><lb/> <l>Zittert Thraͤnen, freundlich klingend,</l><lb/> <l>Und lobſingend</l><lb/> <l>Tritt hervor du tiefes Klagen!</l><lb/> <l>Wonnevoll ſind ſeine Plagen,</l><lb/> <l>Und das Herz muß zu ſich ſagen:</l><lb/> <l>Meinethalb hat ers getragen.</l><lb/> <l>Selbſt das Kreuz, an das geſchlagen</l><lb/> <l>Jeſus Chriſtus unverſchuldet</l><lb/> <l>Seine ſchwere Marter duldet,</l><lb/> <l>Will vor Freuden und vor Leiden</l><lb/> <l>Weinen,</l><lb/> <l>Thraͤnen mit dem Blute einen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Menſchen ſeht hier eure Wonnen,</l><lb/> <l>Ausgeloͤſcht ſind eure Sonnen,</l><lb/> <l>Ausgetrocknet alle Bronnen:</l><lb/> <l>Aber habt ihr euch beſonnen</l><lb/> <l>Daß euch dadurch Heil gewonnen?</l><lb/> <l>Daß mein Herz am Kreuzesſchafte,</l><lb/> <l>Milder Jeſus, ewig hafte,</l><lb/> <l>Bis es liebend ganz verbronnen!</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Ja, es ſoll in mir zerbrechen!</l><lb/> <l>Klagen, Weinen, holdes Lachen,</l><lb/> <l>Ihr muͤßt jetzt das Ende machen:</l><lb/> <l>So wie kleine Kindlein ſprechen,</l><lb/> <l>Ploͤtzlich aus in Thraͤnen brechen;</l><lb/> <l>Iſt es Schuld wohl und Verbrechen,</l><lb/> <l>Wenn ſie in den Thraͤnen lachen?</l><lb/> <l>Wunden, ſeid wie ſuͤße Blumen,</l><lb/> <l>Seufzer, aus den Heiligthumen</l><lb/> <l>Steigt empor wie ſuͤße Duͤfte</l><lb/> <l>Wallet in die Himmelsluͤfte:</l><lb/> <l>Sehnen,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [444/0453]
Zweite Abtheilung.
Laß in dir ein Lachen ſcheinen;
Zittert Thraͤnen, freundlich klingend,
Und lobſingend
Tritt hervor du tiefes Klagen!
Wonnevoll ſind ſeine Plagen,
Und das Herz muß zu ſich ſagen:
Meinethalb hat ers getragen.
Selbſt das Kreuz, an das geſchlagen
Jeſus Chriſtus unverſchuldet
Seine ſchwere Marter duldet,
Will vor Freuden und vor Leiden
Weinen,
Thraͤnen mit dem Blute einen.
Menſchen ſeht hier eure Wonnen,
Ausgeloͤſcht ſind eure Sonnen,
Ausgetrocknet alle Bronnen:
Aber habt ihr euch beſonnen
Daß euch dadurch Heil gewonnen?
Daß mein Herz am Kreuzesſchafte,
Milder Jeſus, ewig hafte,
Bis es liebend ganz verbronnen!
Ja, es ſoll in mir zerbrechen!
Klagen, Weinen, holdes Lachen,
Ihr muͤßt jetzt das Ende machen:
So wie kleine Kindlein ſprechen,
Ploͤtzlich aus in Thraͤnen brechen;
Iſt es Schuld wohl und Verbrechen,
Wenn ſie in den Thraͤnen lachen?
Wunden, ſeid wie ſuͤße Blumen,
Seufzer, aus den Heiligthumen
Steigt empor wie ſuͤße Duͤfte
Wallet in die Himmelsluͤfte:
Sehnen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |