Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Zweiter Akt. Erste Scene. (Die Burg Friedheim.) Agnes, Anne. Agnes mit einer Laute. Nun höre mir zu, liebe Schwester, ob ich jetzt im Stande bin, das Lied recht zu spielen. Anne. Du hast kein Talent zur Musik, es wird dir zeitlebens nicht gelingen. Agnes. Und warum denn nicht so gut, wie andern? -- Höre nur: Wie rauschen die Bäume So winterlich schon; Es fliegen die Träume Der Liebe davon! Und über Gefilde Ziehn Wolkengebilde, Die Berge stehn kahl, Es schneidet ein Regen Dem Wandrer entgegen, Der Mond sieht ins Thal, Ein Klagelied schallt Aus Dämmrung und Wald: Zweite Abtheilung. Zweiter Akt. Erſte Scene. (Die Burg Friedheim.) Agnes, Anne. Agnes mit einer Laute. Nun hoͤre mir zu, liebe Schweſter, ob ich jetzt im Stande bin, das Lied recht zu ſpielen. Anne. Du haſt kein Talent zur Muſik, es wird dir zeitlebens nicht gelingen. Agnes. Und warum denn nicht ſo gut, wie andern? — Hoͤre nur: Wie rauſchen die Baͤume So winterlich ſchon; Es fliegen die Traͤume Der Liebe davon! Und uͤber Gefilde Ziehn Wolkengebilde, Die Berge ſtehn kahl, Es ſchneidet ein Regen Dem Wandrer entgegen, Der Mond ſieht ins Thal, Ein Klagelied ſchallt Aus Daͤmmrung und Wald: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0045" n="36"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zweiter Akt</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Erſte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">(Die Burg Friedheim.)</hi> </hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Agnes, Anne</hi>.</hi> </stage><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker> <hi rendition="#g">Agnes</hi> </speaker> <stage>mit einer Laute.</stage><lb/> <p><hi rendition="#in">N</hi>un hoͤre mir zu, liebe Schweſter, ob ich jetzt<lb/> im Stande bin, das Lied recht zu ſpielen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANN"> <speaker><hi rendition="#g">Anne</hi>.</speaker> <p>Du haſt kein Talent zur Muſik, es<lb/> wird dir zeitlebens nicht gelingen.</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker><hi rendition="#g">Agnes</hi>.</speaker> <p>Und warum denn nicht ſo gut, wie<lb/> andern? — Hoͤre nur:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie rauſchen die Baͤume</l><lb/> <l>So winterlich ſchon;</l><lb/> <l>Es fliegen die Traͤume</l><lb/> <l>Der Liebe davon!</l><lb/> <l>Und uͤber Gefilde</l><lb/> <l>Ziehn Wolkengebilde,</l><lb/> <l>Die Berge ſtehn kahl,</l><lb/> <l>Es ſchneidet ein Regen</l><lb/> <l>Dem Wandrer entgegen,</l><lb/> <l>Der Mond ſieht ins Thal,</l><lb/> <l>Ein Klagelied ſchallt</l><lb/> <l>Aus Daͤmmrung und Wald:</l> </lg><lb/> </lg> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0045]
Zweite Abtheilung.
Zweiter Akt.
Erſte Scene.
(Die Burg Friedheim.)
Agnes, Anne.
Agnes mit einer Laute.
Nun hoͤre mir zu, liebe Schweſter, ob ich jetzt
im Stande bin, das Lied recht zu ſpielen.
Anne. Du haſt kein Talent zur Muſik, es
wird dir zeitlebens nicht gelingen.
Agnes. Und warum denn nicht ſo gut, wie
andern? — Hoͤre nur:
Wie rauſchen die Baͤume
So winterlich ſchon;
Es fliegen die Traͤume
Der Liebe davon!
Und uͤber Gefilde
Ziehn Wolkengebilde,
Die Berge ſtehn kahl,
Es ſchneidet ein Regen
Dem Wandrer entgegen,
Der Mond ſieht ins Thal,
Ein Klagelied ſchallt
Aus Daͤmmrung und Wald:
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