Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Die verkehrte Welt. Brauer und Bäcker kommen gerüstet herauf. Bäcker. Nur heran, Brauer, wenn Du Herz hast. Brauer. O ich warte sehnlichst darauf, Dich umzubringen. (Sie fechten.) Vierter Gast. Seht Ihr, da fängt die Intoleranz schon an; das wird nun bald mehr um sich greifen. Skaramuz kömmt. Skaramuz. Ei! da ist ja schon ein Stück- chen Rebellion! Brauer. Halt! Ich bin überwunden. Skaramuz. Worüber seid Ihr denn uneins? Brauer. Wir wissens selber nicht, Herr König, wir brauchen auch, gottlob, keine Ursa- chen dazu. Skaramuz. Vertragt Euch. -- Und Ihr, Leute, rüstet Euch ebenfalls, Ihr seid ja meine leiblichen Unterthanen. Erster Gast. Was sollen wir denn verfechten? Skaramuz. Narren, den Krieg. Vierter Gast. Obs gegen den Türken ge- dient seyn soll? Skaramuz. Gegen den Feind. -- Macht Euch fertig, ich habe mehr zu thun. (ab.) Vierter Gast. Kommt, Leute, und über- leset die zehn Gebote, oder die sieben Bitten, was Ihr am ersten habhaft werden könnt, und dann laßt uns sogleich in den Krieg ziehn. (ab.) Die verkehrte Welt. Brauer und Baͤcker kommen geruͤſtet herauf. Baͤcker. Nur heran, Brauer, wenn Du Herz haſt. Brauer. O ich warte ſehnlichſt darauf, Dich umzubringen. (Sie fechten.) Vierter Gaſt. Seht Ihr, da faͤngt die Intoleranz ſchon an; das wird nun bald mehr um ſich greifen. Skaramuz koͤmmt. Skaramuz. Ei! da iſt ja ſchon ein Stuͤck- chen Rebellion! Brauer. Halt! Ich bin uͤberwunden. Skaramuz. Woruͤber ſeid Ihr denn uneins? Brauer. Wir wiſſens ſelber nicht, Herr Koͤnig, wir brauchen auch, gottlob, keine Urſa- chen dazu. Skaramuz. Vertragt Euch. — Und Ihr, Leute, ruͤſtet Euch ebenfalls, Ihr ſeid ja meine leiblichen Unterthanen. Erſter Gaſt. Was ſollen wir denn verfechten? Skaramuz. Narren, den Krieg. Vierter Gaſt. Obs gegen den Tuͤrken ge- dient ſeyn ſoll? Skaramuz. Gegen den Feind. — Macht Euch fertig, ich habe mehr zu thun. (ab.) Vierter Gaſt. Kommt, Leute, und uͤber- leſet die zehn Gebote, oder die ſieben Bitten, was Ihr am erſten habhaft werden koͤnnt, und dann laßt uns ſogleich in den Krieg ziehn. (ab.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#VIERGAST"> <pb facs="#f0384" n="375"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die verkehrte Welt</hi>.</fw><lb/> <stage><hi rendition="#g">Brauer</hi> und <hi rendition="#g">Baͤcker</hi> kommen geruͤſtet herauf.</stage> </sp><lb/> <sp who="#BAEC"> <speaker><hi rendition="#g">Baͤcker</hi>.</speaker> <p>Nur heran, Brauer, wenn Du<lb/> Herz haſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRA"> <speaker><hi rendition="#g">Brauer</hi>.</speaker> <p>O ich warte ſehnlichſt darauf, Dich<lb/> umzubringen.</p> <stage>(Sie fechten.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#VIERGAST"> <speaker><hi rendition="#g">Vierter Gaſt</hi>.</speaker> <p>Seht Ihr, da faͤngt die<lb/> Intoleranz ſchon an; das wird nun bald mehr<lb/> um ſich greifen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Skaramuz</hi> koͤmmt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Ei! da iſt ja ſchon ein Stuͤck-<lb/> chen Rebellion!</p> </sp><lb/> <sp who="#BRA"> <speaker><hi rendition="#g">Brauer</hi>.</speaker> <p>Halt! Ich bin uͤberwunden.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Woruͤber ſeid Ihr denn uneins?</p> </sp><lb/> <sp who="#BRA"> <speaker><hi rendition="#g">Brauer</hi>.</speaker> <p>Wir wiſſens ſelber nicht, Herr<lb/> Koͤnig, wir brauchen auch, gottlob, keine Urſa-<lb/> chen dazu.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Vertragt Euch. — Und Ihr,<lb/> Leute, ruͤſtet Euch ebenfalls, Ihr ſeid ja meine<lb/> leiblichen Unterthanen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ERSTGAST"> <speaker><hi rendition="#g">Erſter Gaſt</hi>.</speaker> <p>Was ſollen wir denn verfechten?</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Narren, den Krieg.</p> </sp><lb/> <sp who="#VIERGAST"> <speaker><hi rendition="#g">Vierter Gaſt</hi>.</speaker> <p>Obs gegen den Tuͤrken ge-<lb/> dient ſeyn ſoll?</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Gegen den Feind. — Macht<lb/> Euch fertig, ich habe mehr zu thun.</p> <stage>(ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#VIERGAST"> <speaker><hi rendition="#g">Vierter Gaſt</hi>.</speaker> <p>Kommt, Leute, und uͤber-<lb/> leſet die zehn Gebote, oder die ſieben Bitten, was<lb/> Ihr am erſten habhaft werden koͤnnt, und dann<lb/> laßt uns ſogleich in den Krieg ziehn.</p> <stage>(ab.)</stage> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [375/0384]
Die verkehrte Welt.
Brauer und Baͤcker kommen geruͤſtet herauf.
Baͤcker. Nur heran, Brauer, wenn Du
Herz haſt.
Brauer. O ich warte ſehnlichſt darauf, Dich
umzubringen. (Sie fechten.)
Vierter Gaſt. Seht Ihr, da faͤngt die
Intoleranz ſchon an; das wird nun bald mehr
um ſich greifen.
Skaramuz koͤmmt.
Skaramuz. Ei! da iſt ja ſchon ein Stuͤck-
chen Rebellion!
Brauer. Halt! Ich bin uͤberwunden.
Skaramuz. Woruͤber ſeid Ihr denn uneins?
Brauer. Wir wiſſens ſelber nicht, Herr
Koͤnig, wir brauchen auch, gottlob, keine Urſa-
chen dazu.
Skaramuz. Vertragt Euch. — Und Ihr,
Leute, ruͤſtet Euch ebenfalls, Ihr ſeid ja meine
leiblichen Unterthanen.
Erſter Gaſt. Was ſollen wir denn verfechten?
Skaramuz. Narren, den Krieg.
Vierter Gaſt. Obs gegen den Tuͤrken ge-
dient ſeyn ſoll?
Skaramuz. Gegen den Feind. — Macht
Euch fertig, ich habe mehr zu thun. (ab.)
Vierter Gaſt. Kommt, Leute, und uͤber-
leſet die zehn Gebote, oder die ſieben Bitten, was
Ihr am erſten habhaft werden koͤnnt, und dann
laßt uns ſogleich in den Krieg ziehn. (ab.)
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