Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
Fernando.
Kein Schlummer wollte mich die Nacht besu-
chen,
Die Sorgen saßen mit den greisen Häuptern
An meinem Bett und hielten stets mich wach;
Da sah ich bange ahndend trübe Zukunft,
Von keinem flüchtgen Sonnenstrahl erhellt,
Da war die weite, wüste Dunkelheit,
Mit allen ihren Schrecken, holde Liebe,
Ja selbst die Hofnung floh: da lag
Nur ewge, träge Gegenwart, kein Schwung
Trieb rascher um die jammervolle Zeit.
Am Morgen fielen matt die Augen zu,
Da wandelte mein Geist zu Blumenbeeten,
Und suchte Trost bei bunten Frühlingskindern,
Wie Regenbogen war Dein süßer Name
Mit Liebe schützend über mir gespannt,
Und ihn umspielten Chöre lichter Engel,
Die gleich den Aeolsglocken Töne sangen,
Von ewger Liebe und von Küssen sprachen,
Daß weit umher abwärts die Winde blieben,
Und sich ein Wohllaut durch den Himmel goß,
Mit Tönen, die nur Laura jedem Stern
Entgegen jauchzten: da erwacht ich schnell,
Mir war, Du riefst, da starb die Melodie.
Laura.
Und bist für meinen Gruß und Kuß erwacht.
Fernando.
Und bleich und krank ist nun mein Traumgesicht.
Laura.
Fernando! liebst Du mich aus treuem Herzen?

Zweite Abtheilung.
Fernando.
Kein Schlummer wollte mich die Nacht beſu-
chen,
Die Sorgen ſaßen mit den greiſen Haͤuptern
An meinem Bett und hielten ſtets mich wach;
Da ſah ich bange ahndend truͤbe Zukunft,
Von keinem fluͤchtgen Sonnenſtrahl erhellt,
Da war die weite, wuͤſte Dunkelheit,
Mit allen ihren Schrecken, holde Liebe,
Ja ſelbſt die Hofnung floh: da lag
Nur ewge, traͤge Gegenwart, kein Schwung
Trieb raſcher um die jammervolle Zeit.
Am Morgen fielen matt die Augen zu,
Da wandelte mein Geiſt zu Blumenbeeten,
Und ſuchte Troſt bei bunten Fruͤhlingskindern,
Wie Regenbogen war Dein ſuͤßer Name
Mit Liebe ſchuͤtzend uͤber mir geſpannt,
Und ihn umſpielten Choͤre lichter Engel,
Die gleich den Aeolsglocken Toͤne ſangen,
Von ewger Liebe und von Kuͤſſen ſprachen,
Daß weit umher abwaͤrts die Winde blieben,
Und ſich ein Wohllaut durch den Himmel goß,
Mit Toͤnen, die nur Laura jedem Stern
Entgegen jauchzten: da erwacht ich ſchnell,
Mir war, Du riefſt, da ſtarb die Melodie.
Laura.
Und biſt fuͤr meinen Gruß und Kuß erwacht.
Fernando.
Und bleich und krank iſt nun mein Traumgeſicht.
Laura.
Fernando! liebſt Du mich aus treuem Herzen?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0337" n="328"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
              <sp who="#FER">
                <speaker><hi rendition="#g">Fernando</hi>.</speaker><lb/>
                <lg type="poem">
                  <l>Kein Schlummer wollte mich die Nacht be&#x017F;u-</l><lb/>
                  <l>chen,</l><lb/>
                  <l>Die Sorgen &#x017F;aßen mit den grei&#x017F;en Ha&#x0364;uptern</l><lb/>
                  <l>An meinem Bett und hielten &#x017F;tets mich wach;</l><lb/>
                  <l>Da &#x017F;ah ich bange ahndend tru&#x0364;be Zukunft,</l><lb/>
                  <l>Von keinem flu&#x0364;chtgen Sonnen&#x017F;trahl erhellt,</l><lb/>
                  <l>Da war die weite, wu&#x0364;&#x017F;te Dunkelheit,</l><lb/>
                  <l>Mit allen ihren Schrecken, holde Liebe,</l><lb/>
                  <l>Ja &#x017F;elb&#x017F;t die Hofnung floh: da lag</l><lb/>
                  <l>Nur ewge, tra&#x0364;ge Gegenwart, kein Schwung</l><lb/>
                  <l>Trieb ra&#x017F;cher um die jammervolle Zeit.</l><lb/>
                  <l>Am Morgen fielen matt die Augen zu,</l><lb/>
                  <l>Da wandelte mein Gei&#x017F;t zu Blumenbeeten,</l><lb/>
                  <l>Und &#x017F;uchte Tro&#x017F;t bei bunten Fru&#x0364;hlingskindern,</l><lb/>
                  <l>Wie Regenbogen war Dein &#x017F;u&#x0364;ßer Name</l><lb/>
                  <l>Mit Liebe &#x017F;chu&#x0364;tzend u&#x0364;ber mir ge&#x017F;pannt,</l><lb/>
                  <l>Und ihn um&#x017F;pielten Cho&#x0364;re lichter Engel,</l><lb/>
                  <l>Die gleich den Aeolsglocken To&#x0364;ne &#x017F;angen,</l><lb/>
                  <l>Von ewger Liebe und von Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;prachen,</l><lb/>
                  <l>Daß weit umher abwa&#x0364;rts die Winde blieben,</l><lb/>
                  <l>Und &#x017F;ich ein Wohllaut durch den Himmel goß,</l><lb/>
                  <l>Mit To&#x0364;nen, die nur Laura jedem Stern</l><lb/>
                  <l>Entgegen jauchzten: da erwacht ich &#x017F;chnell,</l><lb/>
                  <l>Mir war, Du rief&#x017F;t, da &#x017F;tarb die Melodie.</l>
                </lg>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LAU">
                <speaker><hi rendition="#g">Laura</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Und bi&#x017F;t fu&#x0364;r meinen Gruß und Kuß erwacht.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FER">
                <speaker><hi rendition="#g">Fernando</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Und bleich und krank i&#x017F;t nun mein Traumge&#x017F;icht.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LAU">
                <speaker><hi rendition="#g">Laura</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Fernando! lieb&#x017F;t Du mich aus treuem Herzen?</p>
              </sp><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0337] Zweite Abtheilung. Fernando. Kein Schlummer wollte mich die Nacht beſu- chen, Die Sorgen ſaßen mit den greiſen Haͤuptern An meinem Bett und hielten ſtets mich wach; Da ſah ich bange ahndend truͤbe Zukunft, Von keinem fluͤchtgen Sonnenſtrahl erhellt, Da war die weite, wuͤſte Dunkelheit, Mit allen ihren Schrecken, holde Liebe, Ja ſelbſt die Hofnung floh: da lag Nur ewge, traͤge Gegenwart, kein Schwung Trieb raſcher um die jammervolle Zeit. Am Morgen fielen matt die Augen zu, Da wandelte mein Geiſt zu Blumenbeeten, Und ſuchte Troſt bei bunten Fruͤhlingskindern, Wie Regenbogen war Dein ſuͤßer Name Mit Liebe ſchuͤtzend uͤber mir geſpannt, Und ihn umſpielten Choͤre lichter Engel, Die gleich den Aeolsglocken Toͤne ſangen, Von ewger Liebe und von Kuͤſſen ſprachen, Daß weit umher abwaͤrts die Winde blieben, Und ſich ein Wohllaut durch den Himmel goß, Mit Toͤnen, die nur Laura jedem Stern Entgegen jauchzten: da erwacht ich ſchnell, Mir war, Du riefſt, da ſtarb die Melodie. Laura. Und biſt fuͤr meinen Gruß und Kuß erwacht. Fernando. Und bleich und krank iſt nun mein Traumgeſicht. Laura. Fernando! liebſt Du mich aus treuem Herzen?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/337
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/337>, abgerufen am 18.05.2024.