Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. neue Einrichtungen, mein König, von denen Grie-chenland nichts wußte. Skaramuz. Was Griechenland! Wir leben jetzt gottlob in bessern Zeiten. -- Apropos, gut, daß ich daran denke. Du sagtest mir vorher vom Castalischen Brunnen, aus dem Dinge muß ein Gesundbrunnen gemacht werden. Schatzmeister. Wie ist das möglich? Skaramuz. Die Möglichkeit ist meine Sor- ge; genug, daß ich viel Geld dafür einnehmen werde, denn ich will den Leuten weiß machen las- sen, daß sie sich alle Gebrechen der Seele und des Leibes mit diesem Wasser heilen können, -- aber -- umsonst ist der Tod. Schatzmeister. Ihr Vorgänger kannte keine einzige Münzsorte. Skaramuz. Das war auch ein Narr, und ein Mensch, der, wenn man ihn beim Lichte be- sieht, in die fabelhaften Zeiten fällt. Jetzt aber hat die Aufklärung um sich gegriffen und ich re- giere. -- Laßt mir einmal die Musen kommen. (Schatzmeister ab.) Die neun Musen treten auf, und verneigen sich. Skaramuz (mit leichtem Kopfnicken). Freut mich, die werthgeschätzten Mademoisells kennen zu ler- nen. Hoffe, wir sollen uns immer gut vertragen. Sie wohnen nun bei mir auf dem Parnaß zur Miethe, wenn Sie ausziehn wollen, müssen Sie mir ein Vierteljahr vorher aufkündigen. -- Wie heißen Sie denn, mein schönes Kind. Zweite Abtheilung. neue Einrichtungen, mein Koͤnig, von denen Grie-chenland nichts wußte. Skaramuz. Was Griechenland! Wir leben jetzt gottlob in beſſern Zeiten. — Apropos, gut, daß ich daran denke. Du ſagteſt mir vorher vom Caſtaliſchen Brunnen, aus dem Dinge muß ein Geſundbrunnen gemacht werden. Schatzmeiſter. Wie iſt das moͤglich? Skaramuz. Die Moͤglichkeit iſt meine Sor- ge; genug, daß ich viel Geld dafuͤr einnehmen werde, denn ich will den Leuten weiß machen laſ- ſen, daß ſie ſich alle Gebrechen der Seele und des Leibes mit dieſem Waſſer heilen koͤnnen, — aber — umſonſt iſt der Tod. Schatzmeiſter. Ihr Vorgaͤnger kannte keine einzige Muͤnzſorte. Skaramuz. Das war auch ein Narr, und ein Menſch, der, wenn man ihn beim Lichte be- ſieht, in die fabelhaften Zeiten faͤllt. Jetzt aber hat die Aufklaͤrung um ſich gegriffen und ich re- giere. — Laßt mir einmal die Muſen kommen. (Schatzmeiſter ab.) Die neun Muſen treten auf, und verneigen ſich. Skaramuz (mit leichtem Kopfnicken). Freut mich, die werthgeſchaͤtzten Mademoiſells kennen zu ler- nen. Hoffe, wir ſollen uns immer gut vertragen. Sie wohnen nun bei mir auf dem Parnaß zur Miethe, wenn Sie ausziehn wollen, muͤſſen Sie mir ein Vierteljahr vorher aufkuͤndigen. — Wie heißen Sie denn, mein ſchoͤnes Kind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#SCHATZ"> <p><pb facs="#f0279" n="270"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> neue Einrichtungen, mein Koͤnig, von denen Grie-<lb/> chenland nichts wußte.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Was Griechenland! Wir leben<lb/> jetzt gottlob in beſſern Zeiten. — Apropos, gut,<lb/> daß ich daran denke. Du ſagteſt mir vorher vom<lb/> Caſtaliſchen Brunnen, aus dem Dinge muß ein<lb/> Geſundbrunnen gemacht werden.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHATZ"> <speaker><hi rendition="#g">Schatzmeiſter</hi>.</speaker> <p>Wie iſt das moͤglich?</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Die Moͤglichkeit iſt meine Sor-<lb/> ge; genug, daß ich viel Geld dafuͤr einnehmen<lb/> werde, denn ich will den Leuten weiß machen laſ-<lb/> ſen, daß ſie ſich alle Gebrechen der Seele und des<lb/> Leibes mit dieſem Waſſer heilen koͤnnen, — aber<lb/> — umſonſt iſt der Tod.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHATZ"> <speaker><hi rendition="#g">Schatzmeiſter</hi>.</speaker> <p>Ihr Vorgaͤnger kannte keine<lb/> einzige Muͤnzſorte.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Das war auch ein Narr, und<lb/> ein Menſch, der, wenn man ihn beim Lichte be-<lb/> ſieht, in die fabelhaften Zeiten faͤllt. Jetzt aber<lb/> hat die Aufklaͤrung um ſich gegriffen und ich re-<lb/> giere. — Laßt mir einmal die Muſen kommen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(Schatzmeiſter ab.)</hi> </stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die neun Muſen</hi> treten auf, und verneigen ſich.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker> <hi rendition="#g">Skaramuz</hi> </speaker> <stage>(mit leichtem Kopfnicken).</stage> <p>Freut mich,<lb/> die werthgeſchaͤtzten Mademoiſells kennen zu ler-<lb/> nen. Hoffe, wir ſollen uns immer gut vertragen.<lb/> Sie wohnen nun bei mir auf dem Parnaß zur<lb/> Miethe, wenn Sie ausziehn wollen, muͤſſen Sie<lb/> mir ein Vierteljahr vorher aufkuͤndigen. — Wie<lb/> heißen Sie denn, mein ſchoͤnes Kind.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [270/0279]
Zweite Abtheilung.
neue Einrichtungen, mein Koͤnig, von denen Grie-
chenland nichts wußte.
Skaramuz. Was Griechenland! Wir leben
jetzt gottlob in beſſern Zeiten. — Apropos, gut,
daß ich daran denke. Du ſagteſt mir vorher vom
Caſtaliſchen Brunnen, aus dem Dinge muß ein
Geſundbrunnen gemacht werden.
Schatzmeiſter. Wie iſt das moͤglich?
Skaramuz. Die Moͤglichkeit iſt meine Sor-
ge; genug, daß ich viel Geld dafuͤr einnehmen
werde, denn ich will den Leuten weiß machen laſ-
ſen, daß ſie ſich alle Gebrechen der Seele und des
Leibes mit dieſem Waſſer heilen koͤnnen, — aber
— umſonſt iſt der Tod.
Schatzmeiſter. Ihr Vorgaͤnger kannte keine
einzige Muͤnzſorte.
Skaramuz. Das war auch ein Narr, und
ein Menſch, der, wenn man ihn beim Lichte be-
ſieht, in die fabelhaften Zeiten faͤllt. Jetzt aber
hat die Aufklaͤrung um ſich gegriffen und ich re-
giere. — Laßt mir einmal die Muſen kommen.
(Schatzmeiſter ab.)
Die neun Muſen treten auf, und verneigen ſich.
Skaramuz (mit leichtem Kopfnicken). Freut mich,
die werthgeſchaͤtzten Mademoiſells kennen zu ler-
nen. Hoffe, wir ſollen uns immer gut vertragen.
Sie wohnen nun bei mir auf dem Parnaß zur
Miethe, wenn Sie ausziehn wollen, muͤſſen Sie
mir ein Vierteljahr vorher aufkuͤndigen. — Wie
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/279>, abgerufen am 28.07.2024. |