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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Zweite Abtheilung.
Sie gar nicht Ursach. Ich bin für mein Geld
hier, Herr Skaramuz, und da kann ich hier den-
ken, was ich will.
Skaramuz. Die Gedankenfreiheit ist Ih-
nen unbenommen, aber das Sprechen ist Ihnen
untersagt.
Scävola. Wenn Sie sprechen dürfen, wird
es mir auch noch immer erlaubt seyn.
Skaramuz. Und was haben Sie denn Ed-
les gethan?
Scävola. Ich habe vorgestern für meinen
liederlichen Neffen Schulden bezahlt.
Skaramuz. Und ich habe gestern den Sou-
fleur geschont, indem ich eine ganze Scene ausließ.
Scävola. Ich war vorige Woche bei Tisch
bei guter Laune, und verschenkte einen ganzen Tha-
ler an Almosen.
Skaramuz. Ich zankte mich vorgestern mit
dem Schneider, der mich mahnte, und behielt das
letzte Wort.
Scävola. Vor acht Tagen habe ich einen
besoffenen Menschen nach Hause gebracht.
Skaramuz. Dieser Besoffene war ich, mein
Herr, aber ich hatte mich auf das Wohl unsres
Landesherrn betrunken.
Scävola. Ich bekenne mich für überwunden.
Skaramuz. Und dafür sind Sie nun so
undankbar, und kommen her, und wollen mir
meinen Edelmuth schmälern?
Scävola. Ich bitte um Verzeihung, Herr
Skaramuz.

Zweite Abtheilung.
Sie gar nicht Urſach. Ich bin fuͤr mein Geld
hier, Herr Skaramuz, und da kann ich hier den-
ken, was ich will.
Skaramuz. Die Gedankenfreiheit iſt Ih-
nen unbenommen, aber das Sprechen iſt Ihnen
unterſagt.
Scaͤvola. Wenn Sie ſprechen duͤrfen, wird
es mir auch noch immer erlaubt ſeyn.
Skaramuz. Und was haben Sie denn Ed-
les gethan?
Scaͤvola. Ich habe vorgeſtern fuͤr meinen
liederlichen Neffen Schulden bezahlt.
Skaramuz. Und ich habe geſtern den Sou-
fleur geſchont, indem ich eine ganze Scene ausließ.
Scaͤvola. Ich war vorige Woche bei Tiſch
bei guter Laune, und verſchenkte einen ganzen Tha-
ler an Almoſen.
Skaramuz. Ich zankte mich vorgeſtern mit
dem Schneider, der mich mahnte, und behielt das
letzte Wort.
Scaͤvola. Vor acht Tagen habe ich einen
beſoffenen Menſchen nach Hauſe gebracht.
Skaramuz. Dieſer Beſoffene war ich, mein
Herr, aber ich hatte mich auf das Wohl unſres
Landesherrn betrunken.
Scaͤvola. Ich bekenne mich fuͤr uͤberwunden.
Skaramuz. Und dafuͤr ſind Sie nun ſo
undankbar, und kommen her, und wollen mir
meinen Edelmuth ſchmaͤlern?
Scaͤvola. Ich bitte um Verzeihung, Herr
Skaramuz.

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[260/0269] Zweite Abtheilung. Sie gar nicht Urſach. Ich bin fuͤr mein Geld hier, Herr Skaramuz, und da kann ich hier den- ken, was ich will. Skaramuz. Die Gedankenfreiheit iſt Ih- nen unbenommen, aber das Sprechen iſt Ihnen unterſagt. Scaͤvola. Wenn Sie ſprechen duͤrfen, wird es mir auch noch immer erlaubt ſeyn. Skaramuz. Und was haben Sie denn Ed- les gethan? Scaͤvola. Ich habe vorgeſtern fuͤr meinen liederlichen Neffen Schulden bezahlt. Skaramuz. Und ich habe geſtern den Sou- fleur geſchont, indem ich eine ganze Scene ausließ. Scaͤvola. Ich war vorige Woche bei Tiſch bei guter Laune, und verſchenkte einen ganzen Tha- ler an Almoſen. Skaramuz. Ich zankte mich vorgeſtern mit dem Schneider, der mich mahnte, und behielt das letzte Wort. Scaͤvola. Vor acht Tagen habe ich einen beſoffenen Menſchen nach Hauſe gebracht. Skaramuz. Dieſer Beſoffene war ich, mein Herr, aber ich hatte mich auf das Wohl unſres Landesherrn betrunken. Scaͤvola. Ich bekenne mich fuͤr uͤberwunden. Skaramuz. Und dafuͤr ſind Sie nun ſo undankbar, und kommen her, und wollen mir meinen Edelmuth ſchmaͤlern? Scaͤvola. Ich bitte um Verzeihung, Herr Skaramuz.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/269>, abgerufen am 18.05.2024.