Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Der gestiefelte Kater. Ich muß an alles denken, sonst wirds doch immerschief ausgerichtet. (man hört blasen.) -- Ah, das Essen ist fertig. -- Komm, meine Tochter, weine nicht, ists nicht der Prinz, so ists ein andrer. -- Jäger, wir danken für Deine Mühe; willst Du uns nach dem Speisesaal begleiten? (sie gehn ab, Hinze folgt.) Leutner. Bald halt ichs nicht mehr aus! Wo ist denn nun der Vater geblieben, der erst gegen seine Tochter so zärtlich war, und uns alle so rührte? Fischer. Was mich nur ärgert, ist, daß sich kein Mensch im Stück über den Kater wundert; der König und alle thun, als müßte es so seyn. Schlosser. Mir geht der ganze Kopf von dem wunderlichen Zeuge herum. Vierte Scene. (Königlicher Speisesaal.) Große ausgerüstete Tafel. Unter Pauken und Trompeten treten ein: der König, die Prin- zessin, Leander, Hinze, mehrere vornehme Gäste und Hanswurst, Bediente, welche aufwarten. König. Setzen wir uns, die Suppe wird sonst kalt. -- Ist für den Jäger gesorgt? Der geſtiefelte Kater. Ich muß an alles denken, ſonſt wirds doch immerſchief ausgerichtet. (man hoͤrt blaſen.) — Ah, das Eſſen iſt fertig. — Komm, meine Tochter, weine nicht, iſts nicht der Prinz, ſo iſts ein andrer. — Jaͤger, wir danken fuͤr Deine Muͤhe; willſt Du uns nach dem Speiſeſaal begleiten? (ſie gehn ab, Hinze folgt.) Leutner. Bald halt ichs nicht mehr aus! Wo iſt denn nun der Vater geblieben, der erſt gegen ſeine Tochter ſo zaͤrtlich war, und uns alle ſo ruͤhrte? Fiſcher. Was mich nur aͤrgert, iſt, daß ſich kein Menſch im Stuͤck uͤber den Kater wundert; der Koͤnig und alle thun, als muͤßte es ſo ſeyn. Schloſſer. Mir geht der ganze Kopf von dem wunderlichen Zeuge herum. Vierte Scene. (Koͤniglicher Speiſeſaal.) Große ausgeruͤſtete Tafel. Unter Pauken und Trompeten treten ein: der Koͤnig, die Prin- zeſſin, Leander, Hinze, mehrere vornehme Gaͤſte und Hanswurſt, Bediente, welche aufwarten. Koͤnig. Setzen wir uns, die Suppe wird ſonſt kalt. — Iſt fuͤr den Jaͤger geſorgt? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#KOENIG"> <p><pb facs="#f0200" n="191"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der geſtiefelte Kater</hi>.</fw><lb/> Ich muß an alles denken, ſonſt wirds doch immer<lb/> ſchief ausgerichtet. <stage>(man hoͤrt blaſen.)</stage> — Ah, das<lb/> Eſſen iſt fertig. — Komm, meine Tochter, weine<lb/> nicht, iſts nicht der Prinz, ſo iſts ein andrer. —<lb/> Jaͤger, wir danken fuͤr Deine Muͤhe; willſt Du<lb/> uns nach dem Speiſeſaal begleiten?</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(ſie gehn ab, <hi rendition="#g">Hinze</hi> folgt.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#LEU"> <speaker><hi rendition="#g">Leutner</hi>.</speaker> <p>Bald halt ichs nicht mehr aus!<lb/> Wo iſt denn nun der Vater geblieben, der erſt<lb/> gegen ſeine Tochter ſo zaͤrtlich war, und uns alle<lb/> ſo ruͤhrte?</p> </sp><lb/> <sp who="#FISCHER"> <speaker><hi rendition="#g">Fiſcher</hi>.</speaker> <p>Was mich nur aͤrgert, iſt, daß ſich<lb/> kein Menſch im Stuͤck uͤber den Kater wundert;<lb/> der Koͤnig und alle thun, als muͤßte es ſo ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHLOSS"> <speaker><hi rendition="#g">Schloſſer</hi>.</speaker> <p>Mir geht der ganze Kopf von<lb/> dem wunderlichen Zeuge herum.</p> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Vierte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Koͤniglicher Speiſeſaal</hi>.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage>Große ausgeruͤſtete Tafel. Unter Pauken und<lb/> Trompeten treten ein: der <hi rendition="#g">Koͤnig</hi>, die <hi rendition="#g">Prin-<lb/> zeſſin</hi>, <hi rendition="#g">Leander</hi>, <hi rendition="#g">Hinze</hi>, mehrere vornehme<lb/> Gaͤſte und <hi rendition="#g">Hanswurſt, Bediente</hi>, welche<lb/> aufwarten.</stage><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker> <p>Setzen wir uns, die Suppe wird<lb/> ſonſt kalt. — Iſt fuͤr den Jaͤger geſorgt?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [191/0200]
Der geſtiefelte Kater.
Ich muß an alles denken, ſonſt wirds doch immer
ſchief ausgerichtet. (man hoͤrt blaſen.) — Ah, das
Eſſen iſt fertig. — Komm, meine Tochter, weine
nicht, iſts nicht der Prinz, ſo iſts ein andrer. —
Jaͤger, wir danken fuͤr Deine Muͤhe; willſt Du
uns nach dem Speiſeſaal begleiten?
(ſie gehn ab, Hinze folgt.)
Leutner. Bald halt ichs nicht mehr aus!
Wo iſt denn nun der Vater geblieben, der erſt
gegen ſeine Tochter ſo zaͤrtlich war, und uns alle
ſo ruͤhrte?
Fiſcher. Was mich nur aͤrgert, iſt, daß ſich
kein Menſch im Stuͤck uͤber den Kater wundert;
der Koͤnig und alle thun, als muͤßte es ſo ſeyn.
Schloſſer. Mir geht der ganze Kopf von
dem wunderlichen Zeuge herum.
Vierte Scene.
(Koͤniglicher Speiſeſaal.)
Große ausgeruͤſtete Tafel. Unter Pauken und
Trompeten treten ein: der Koͤnig, die Prin-
zeſſin, Leander, Hinze, mehrere vornehme
Gaͤſte und Hanswurſt, Bediente, welche
aufwarten.
Koͤnig. Setzen wir uns, die Suppe wird
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